Kultur Mittelalter trifft Industriekultur

Saarburg · Glockenguss, Scherenschleifen, Schmieden: Um mittelalterliche Handwerkskunst geht es am Wochenende in der Kulturgießerei Saarburg. Die Einrichtung startet damit ihr vielfältiges Programm im Jubiläumsjahr.

 N. N. Theater der Kölner Volksbühne bringt „Metropolis“ nach dem Film von Fritz Lang auf die Bühne.

N. N. Theater der Kölner Volksbühne bringt „Metropolis“ nach dem Film von Fritz Lang auf die Bühne.

Foto: Veranstalter

König Rudolf von Habsburg verlieh Saarburg im 13. Jahrhundert Stadtrechte. Saarburg war eine Handwerkerstadt mit Fischern,  Schiffern, Gerbern, Schumachern, Schneidern und später auch einer Glockengießerei. Daran möchte Anette Barth, Geschäftsführerin der Kulturgießerei, im diesjährigen Kulturprogramm anknüpfen.

Es wird mit einem mittelalterlichen Handwerkermarkt am Wochenende vom 10./11. März eröffnet. Der lateinische Titel: „Venite, videte et mirate!“ („Kommt, seht, staunt!“). So soll neben den Brennöfen der Glockengießerei ein Brennofen zum Schmieden gebaut werden. Zwei Schmiede zeigen ihr Handwerk und verkaufen, was sie hergestellt haben. Ein Scherenschleifer schärft Messer, Scheren und Äxte. Eine Töpferin produziert vor Ort. Eine Bildhauerin bearbeitet Kunstwerke. Wolle wird gesponnen und gefärbt, Körbe geflochten. Ein Filzer und ein Seifensieder präsentieren in den alten Werkstätten ebenfalls ihre Arbeit. An vielen Ständen gibt es ein Mitmach-Programm für die ganze Familie. Zudem werden regionaler Produkte angeboten. Jongleure, mittelalterliche Musik und ein Spiel mit dem Feuer bieten Unterhaltung. Das Programm geht am Samstag von 16 bis 22 Uhr, am Sonntag von 11 bis 18 Uhr.

 Ein Schmied zeigt beim Mittelaltermarkt seine Kunst.

Ein Schmied zeigt beim Mittelaltermarkt seine Kunst.

Foto: Veranstalter

Auch das Kultursommer-Motto „Industrie-Kultur“ wird im Programm im  Industriedenkmal eine Rolle spielen. So bringt das N. N. Theater der Kölner Volksbühne das Stück „Metropolis“ am 9. Juni auf die Bühne. Es lehnt sich an den gleichnamigen Stummfilm von Fritz Lang von 1927 an, den ersten Science-Fiction in Spielfilmlänge. Schauplatz ist eine futuristische Großstadt mit zwei getrennten Welten: oben die Oberschicht in luxuriösen Wolkenkratzern und unter der Erdoberfläche die Arbeiter, die schuften müssen. Sie werden überwacht, kontrolliert, bespitzelt. Eine Liebesgeschichte stellt alles infrage. Der Film kritisiert Ausbeutung, Unterdrückung und Überwachung. In der Inszenierung stellt das N. N. Theater auch in humorvoller Art die Frage, ob diese Mahnungen noch relevant sind.

So wie der umherziehende Glockengießer Urbanus Mabilon aus Lothringen sich in Saarburg niederließ, so steht auch das Programm „El Galeón 1600“ von Los Temperamentos für die Reise zwischen zwei Welten, die viele Menschen nach der Eroberung Lateinamerikas antraten. In ihren Interpretationen kombinieren die Musiker die vielfältigen Stilrichtungen ihres jeweiligen kulturellen Erbes und zeigen so den großen Farbenreichtum der „Alten Musik“. Das Ensemble, das am 20. Juli im Rahmen des Mosel Musikfestivals auftritt, macht deutlich, dass Barockmusik aktuell und lebendig sein kann.

 Das Endemble Los Temperamentos zeigt, dass Barockmusik aktuell ist.

Das Endemble Los Temperamentos zeigt, dass Barockmusik aktuell ist.

Foto: Veranstalter

Mit „Just Great Musik, einem Jazz-Festival der Extraklasse“, und Figurentheater feiert die Kulturgießerei am Wochenende vom 17. bis 19. August ihr zehnjähriges Bestehen. Das Joscho Stephan Trio bringt modernen Gypsy Swing auf die Bühne und verbindet ihn mit Latin, Klassik sowie Pop. Axel Zweingenberger und Boogielicious spielen rollenden Boogie Woogie und einfühlsamen Blues mit großer Improvisationslust. The Gentleman of Swing und Joe Wulf begleiten Sängerin Angela van Rijthoven. Sie haben bekannte Swing- und Blues-Titel in neuem Gewand und weniger bekannte Songs im Programm. Großen Spaß für die ganze Familie verspricht das Figurentheater Cia la Tal mit  „The Incredibile Box“. Das Schauspiel mutet absurd an. Es geht um dieselbe Aufführung, die über Jahrzehnte hinweg wiederholt wird. Die Bewegungen verlieren an Spontaneität. Sie werden exzentrisch, extravagant, lächerlich.

Experimentell wird es am 29. September mit dem Tanztheater der Compagnie Irene K.. Die Compagnie bietet zeitgenössische, ortsspezifische Performances an, die sich dem Vorführungsort anpassen. Das Programm in der Kulturgießerei heißt: „Au Fer et à la Fonte“ („Aus Eisen und Guss“).

Der Bildhauer Anatol, ein Meisterschüler von Joseph Beuys, wird von Juni bis September unter dem Titel „Gott sei Dank, es soll ewig Friede sein“ in Saarburg ausstellen. Er arbeitet vor allem mit Holz, Eisen und Stein. Seine Wirkungsstätte ist die Stiftung Insel Hombroich bei Neuss. Wie jedes Jahr lädt die Kulturgießerei für den 15. und 16. Dezember zum Viktorianischen Weihnachtsmarkt Jingle Bells ein.

 Experimentell: Tanztheater mit der Compagnie Irene K. 

Experimentell: Tanztheater mit der Compagnie Irene K. 

Foto: Veranstalter

Mehr Infos im Internet unter www.kulturgiesserei-saarburg.de

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