Den Kinderschuhen längst entwachsen

HOLZERATH. "25 Jahre habe ich die Kinder im Bus begleitet", erzählt Kinderpflegerin Ingrid Fries, die einst Fräulein Decker hieß. Sie und die "Kinder der ersten Stunde", lassen 30 Jahre Kindergartenzeit in Holzerath Revue passieren.

 Kathrin und Susann schauen Luca und Lara beim Malen über die Schulter. Seit 30 Jahren werden Kinder im Kinderagrten Holzearth betreut.Foto: Katja Krämer

Kathrin und Susann schauen Luca und Lara beim Malen über die Schulter. Seit 30 Jahren werden Kinder im Kinderagrten Holzearth betreut.Foto: Katja Krämer

Ein Schwarz-Weiß-Foto ist das erste Bild der Galerie, die zu dem Jubiläum im Kindergarten Wirbelwind in Holzerath zu sehen ist. 1974, am Eröffnungstag ist dieses Bild entstanden. Bei Alma Karos (35) weckt es keine guten Erinnerungen: "Ich bin nicht gerne in den Kindergarten gegangen." Missfallen hat der vierfachen Mutter damals, dass sie mit dem Bus von Schöndorf nach Holzerath fahren musste und "unter Kindergarten konnte ich mir nicht allzu viel vorstellen." Anders Annette Hammes (35), sie hat sich auf jeden Kindergartentag gefreut. "Hier gab es viele Spielsachen und jede Menge Kinder, klasse." "Der Kindergarten sollte in Schöndorf errichtet werden", erinnert sich Gottfried Weber, Holzeraths Ortsbürgermeister. Nach der Schließung der ehemaligen Volksschule in Holzerath im Jahr 1972 stand das Gebäude leer. Daher wählten die damaligen Entscheidungsträger den Standort Holzerath für den Kindergarten der Pfarrei Schöndorf. Seit dreißig Jahren werden dort Kinder von drei bis sechs Jahren aus fünf Orten betreut. 1985 baute die Gemeinde an, damit drei Gruppen im "Wirbelwind", den heute Gabi Frank leitet, untergebracht werden konnten. Seit drei Jahrzehnten begleitet auch Ingrid Fries die Entwicklung der Jungen und Mädchen. Einige Veränderungen hat sie miterlebt. In den Anfangzeiten hätten die Kinder die meiste Zeit "fest am Tisch gesessen und gespielt." Gruppenübergreifendes Arbeiten hat "diese Starre" allmählich aufgelöst. 25 Jahre lang hat Ingrid Fries Busdienst geleistet. Tag für Tag hat sie die Fahrkinder begleitet und drei Unfälle miterlebt, bei denen zum Glück niemand verletzt wurde. "Durch den Busdienst hatte ich mehr Kontakt zu den Eltern auf den Dörfern, die Kinder fühlten sich sicherer und der Busfahrer war entlastet", erinnert sie sich. Gewandelt haben sich auch die Anforderungen, die an die Arbeit der Erzieherinnen gestellt werden: "Wir müssen auf die veränderten Familienstrukturen reagieren", sagt Fries. Erinnerungen an zwei Stunden, die ausschließlich der Vorbereitungszeit galten, erscheinen aus heutiger Sicht luxuriös. Doch Ingrid Fries arbeitet immer noch gerne im Kindergarten: "Ich würde diesen Beruf wieder erlernen." Und während Erzieherinnen, Ehemalige, Eltern und Großeltern manches Anekdötchen austauschten, nutzten die Kinder das Geburtstagsfest, um Windräder zu basteln, T-Shirts zu bemalen oder auf dem Spielplatz herumzutoben.

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