Den Mensch in den Mittelpunkt rücken

SAARBURG. Ein Mann der klaren Worte: Der ehemalige CDU-Generalsekretär Heiner Geißler hat in der Stadthalle Saarburg ein radikales Umdenken in Wirtschaft und Politik gefordert. Eingeladen hatte die Konrad-Adenauer-Stiftung Rheinland-Pfalz in Kooperation mit der Kreisvolkshochschule Trier-Saarburg.

Vor rund 200 Zuhörern forderte der frühere Bundesminister und CDU-Generalsekretär Heiner Geißler, der Mensch müsse im Mittelpunkt stehen, nicht die Profite. In der derzeitigen Weltwirtschaft gebe es keinerlei Ordnung mehr, es herrsche das Recht des Stärkeren, die Schwächeren blieben auf der Strecke. Gegen ein solches System müsse man Widerstand leisten, betonte der frühere Generalsekretär der CDU und forderte alle gesellschaftlichen Gruppen zum Umdenken auf. Wie gewohnt, nahm der 74-jährige Politiker kein Blatt vor den Mund, auch in Bezug auf seine eigene Partei. "Wo bleibt der Widerstand der CDU, SPD und der Kirchen gegen ein Wirtschaftssystem, das über Leichen geht?", fragte Geißler und fügte hinzu "Wir tun nichts und halten damit dieses System aufrecht." Für den bekennenden Befürworter der sozialen Marktwirtschaft gibt es für die heutige globalisierte Welt nur eine Alternative: ein Wirtschaftsystem, das auf einem ethischen Fundament gebaut sei und dem Menschen nütze. Den Verlust jeglicher Moral in der heutigen Gesellschaft kritisierte der christliche Sozialpolitiker stark und stellte klar: "Es ist die Pflicht, denen zu helfen, die in Not sind." Seine eigene Partei sieht der frühere Familienminister in der Verantwortung und blickt dabei auf die Geschichte zurück. "Die CDU ist die Mutter der sozialen Marktwirtschaft, von ihr müsste der Impuls ausgehen." Bei der anschließende Diskussion wurde meist die Position von Geißler gelobt, aber vielfach bemerkt, dass man sowieso machtlos sei, um etwas zu ändern, und dass es kaum Politiker gebe, die sich für ein gerechteres Weltwirtschaftssystem einsetzen würden. Geißler entgegnete darauf, dass alle großen Veränderungen mal klein angefangen hätten, und bemerkte, dass am Anfang immer eine Idee stehe. "Nicht Männer machen Geschichte, sondern Ideen", so die Erfahrung des altgedienten Politikers.

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