Der Moselflut ist der Schrecken genommen

OBERBILLIG. Der beinahe jährlich wiederkehrende Schrecken der Moselfluten soll für Oberbillig ein Ende haben: Im Beisein der rheinland-pfälzischen Umweltministerin Margit Conrad (SPD) wurde am Freitag der neue Hochwasserschutz mit kirchlichem Segen seiner Bestimmung übergeben. Der etwa 850 Meter lange Bau kostete rund 9,5 Millionen Euro.

 Umweltministerin Margit Conrad und der Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, Hans-Dieter Gassen, setzen die letzten mobilen Elemente des neuen Hochwasserschutzes in Oberbillig ein.Foto: Peter Hacker

Umweltministerin Margit Conrad und der Präsident der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, Hans-Dieter Gassen, setzen die letzten mobilen Elemente des neuen Hochwasserschutzes in Oberbillig ein.Foto: Peter Hacker

"Wenn das Wasser da drüber steigt, ersaufen wir alle." Der Mann blickt versonnen, ja fast ein wenig skeptisch zu der Wand aus Stein und Aluminium empor, die nur wenige Schritte von seinem Haus entfernt in den Himmel ragt. Die Sorgen vieler Hochwasser haben ihre Spuren in seinem Gesicht hinterlassen. Doch in Zukunft will er den Zwischenboden im Schuppen, auf dem er bei Hochwasser sein Hab und Gut vor den Fluten der Mosel in Sicherheit brachte, nicht mehr benutzen müssen.Sicherheit soll von nun an die Hochwasserschutz-Anlage bieten. Statistisch gesehen, werde der Wasserstand nur noch alle 35 Jahre über die fast vier Meter hohe Mauer und den durchschnittlich drei Meter hohen Deich steigen, sagte Ministerin Conrad vor zahlreichen Gästen, unter denen sich auch viele Bewohner Oberbilligs sowie Vertreter der luxemburgischen Gemeinde Mertert-Wasserbillig befanden. Bislang sei das Dorf im Schnitt alle zwei Jahre vom Hochwasser heimgesucht worden, so Conrad.Dies konnte Winfried Manns, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Konz, bestätigen. Seit im Jahr 1980 erste Überlegungen für den Hochwasserschutz angestellt worden seien, habe die Mosel Oberbillig 26-mal überflutet. Die Verbandsgemeinde Konz habe deshalb ohne Zögern zehn Prozent der Baukosten übernommen. Die restlichen 90 Prozent stammen aus Landesmitteln. An die Ministerin gewandt, sagte Manns: "Es wäre schön, wenn das Land auch den Maschinenpark finanzieren würde." Den benötige die Feuerwehr zum Aufbau der mobilen Mauerteile aus Aluminium.Der Oberbilliger Ortsbürgermeister Reinhard May nannte den Hochwasserschutz "wohl eines der wichtigsten Bauwerke in der Geschichte des Dorfes". Damit habe die lange Leidenszeit der Bewohner ein Ende gefunden. Nun könnten endlich nicht nur die Anwohner die Renovierung ihrer Häuser in Angriff nehmen, sondern auch die Dorferneuerung "sinnvoll begonnen werden". Bereits neu gestaltet wurden nicht nur die in Ufernähe verlaufende Moselstraße, sondern auch der zentrale Dorfplatz mit seiner Kastanienallee.Nach der Feierstunde, die vom Musikverein Oberbillig begleitet wurde, segneten die Pastoren von Oberbillig und Wasserbillig den neuen Hochwasserschutz. Anschließend nahmen die Gäste von einem Schiff aus die Anlage in Augenschein. Es sei "ein wichtiger und wunderschöner Tag" für Oberbillig, sagte Hans-Dieter Gassen, Präsident der für den Bau zuständigen Struktur- und Genehmigungsbehörde Nord. Ein lang ersehnter Wunsch sei endlich in Erfüllung gegangen. Wenn die Mosel das nächste Mal bedrohlich über die Ufer steigt, werden in Oberbillig die Zwischenböden wohl leer bleiben.

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