Des Teufels rotes Wölkchen

SCHWEICH. Theaterkunst auf hohem Niveau: Mit der Aufführung des "Jedermann" begeisterte das Hohenloher Figurentheater 300 Zuschauer in der ausverkauften ICV-Halle in Schweich-Issel.

 Johanna und Harald Sperlich erwecken "Jedermann" zum Leben.Foto: Gabriela Böhm

Johanna und Harald Sperlich erwecken "Jedermann" zum Leben.Foto: Gabriela Böhm

BodoMaibaum, Gründer des "Theaterzentrums Stierstall", hatte dendenkwürdigen Auftritt am Samstagabend als "Kostprobe" für weitereVeranstaltungen dieser Art angekündigt. Wie die späteren"Hauptmahlzeiten" angesichts der gelungenen Präsentation geraten- ihnen dürfte das Publikum mit Spannung entgegen sehen. Mit der Aufführung des "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal gelang dem jungen Theaterverein ein weiterer Coup, um Schweich als "Figurentheaterstadt" zu etablieren.

Johanna und Harald Sperlich - in Schweich längst keine Unbekannten mehr - boten Figurentheater vom Feinsten. Den Originaltext von Hofmannsthal mit Knittelversen hat das Künstler-Ehepaar gekürzt. Doch auch so fragte sich manch einer der Zuschauer, wie die zwei Akteure die unglaubliche Textfülle meistern.

Die Puppen sind die Stars

Ein halbes Jahr haben die Sperlichs allein an dem Einüben des Textes gearbeitet. Mit ihren ausdrucksstarken Stabfiguren agieren sie temporeich in offener Spielweise auf der Bühne. Mit überraschenden Effekten halten die Künstler die Zuschauer unter Spannung.

Mit einem breiten Stimmenrepertoire verschmelzen die mimikreichen Künstler mit ihren Figuren. Ohne Pause nimmt das Schauspiel seinen Lauf, kein Wunder, dass am Ende der Aufführung die Akteure Schweiß gebadet sind. Was allerdings nicht nur an der starken schauspielerischen Leistung, sondern auch an den Figuren liegt: Schließlich haben die ausdrucksstarken Holz-Akteure ein Mindestgewicht von zweieinhalb Pfund. Dass die Aufführung des "Jedermann" trotz seines schwer bekömmlichen Inhaltes auch amüsante Beilagen hatte, war ein weiterer Verdienst des Hohenloher Figurentheaters. Mit sichtbarer Spielfreude wurde insbesondere der Teufel dargestellt. Dessen Anspruch auf die Seele des Jedermann wird vom Glauben abgewiesen, der zusammen mit den Guten Werken Jedermanns Begleiter wird. Als der Teufel ein rotes Wölkchen von sich gibt und mit einer Flamme verschwindet, gibt es Szenenapplaus des belustigten Publikums, das den Künstlern mit Begeisterungspfiffen dankten.

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