Inklusion Die Grenzen im Kopf überwinden

Saarburg · Die „Aktionswoche für Menschen mit und ohne Handicap“ setzt auf Begegnung und gemeinsamen Spaß.

 Geschicklichkeit und Gemeinschaftsgeist waren schon bei Spiel ohne Grenzen im Jahr 2017 gefragt.

Geschicklichkeit und Gemeinschaftsgeist waren schon bei Spiel ohne Grenzen im Jahr 2017 gefragt.

Foto: Günther Kessler

Eine Woche lang soll es darum gehen, Grenzen zu überwinden – die eigenen und die gegenüber anderen. Unter dem Motto „Total normal bewegt!“ findet vom 23. bis 27. Juli die achte „Aktionswoche für Menschen mit und ohne Handicap“ statt. Dahinter steht ein breites Aktionsbündnis aus Sozial- und Kultureinrichtungen sowie Vereinen.

Zum zweiten Mal mit dabei ist ein Trio aus Kolpingfamilie St. Marien Beurig, TUS Fortuna Saarburg und Reitsportgemeinschaft Saarburg. Sie wollen an das Vorjahr anknüpfen und am Donnerstag, 26. Juli, von 11 bis 15 Uhr das Sportstadion im Kammerforst sowie die Reitanlage erneut für ein „Spiel ohne Grenzen“ freigeben. Rund 200 Starter hatten sich bei der Premiere 2017 für die Einzelwertung am Morgen angemeldet, am Nachmittag testeten bunt gemischte Gruppen ihr Geschick an den Parcoursstationen. Vom Stadionrand jubelten Familien, Freunde und andere Besucher zu. Da sei trotz dieses Erfolgs „noch Luft nach oben“, gibt sich Karl Josef Zimmer von der Kolpingsfamilie überzeugt.

Übersichtlicher, aber intensiver soll es diesmal werden: Statt zehn gibt es nur sechs Stationen auf dem Sportplatz sowie drei weitere auf dem Gelände der Reitsportler. Alle Teilnehmer müssen für die Einzelwertung sämtliche Stationen meistern – im Wettbewerb entscheidet am Ende die Zeit. Mitmachen kann jeder, einen Zeitbonus für Behinderung gibt es nicht. An einigen Stationen könnte allerdings Erfahrung im Umgang mit bestimmten Handicaps durchaus von Vorteil sein. So verlangt der Rollstuhl-Parcours mit Wippe und Slalom-Hütchen den Fahrern einiges an Geschick ab. Und beim Spiel „Blinder Fänger“ wird niemand die für viele gewohnte Wahrnehmung der Augen nutzen können. Körbe werfen, Wasser im löchrigen Becher transportieren oder einen Sattelgurt an der Pferdeattrappe anlegen – viele Aufgaben sind zu meistern.

Der eigentliche Clou – das haben die Veranstalter schon im Vorjahr erlebt – soll aber die zweite Runde am Nachmittag sein. Dann werden gemischte Teams mit Behinderten und Nichtbehinderten an den Start gehen. „So können die unterschiedlichen Stärken an den Stationen miteinander kombiniert werden“, begründet Brigitte Biewers von TUS Fortuna, warum hier der Spaß noch einmal steigt. Eine Zeitwertung gibt es in diesen Runden nicht mehr – da geht es um das Gemeinschaftserlebnis. Für alle Starter winkt am Ende eine Teilnehmer-Urkunde und für die Bestplatzierten bei den Einzeldurchläufen eine Siegerehrung.

 Im Zeichen der Ringe: Solche Bezüge zu den olympischen Spielen sind durchaus gewollt.

Im Zeichen der Ringe: Solche Bezüge zu den olympischen Spielen sind durchaus gewollt.

Foto: Günther Kessler

Auch für die übrigen vier Tage der Aktionswoche sind reichlich Gelegenheiten für Begegnung und gemeinsames Aktiv-Werden eingeplant. „Bei den Kreativ-Workshops in der Kulturgießerei schließen gerne auch mal spontan Museumsbesucher bei unseren Gruppen mit an“, gibt Doris Eck von der Caritaseinrichtung Martin-Walser-Haus ein Beispiel für solche Begegnungen. In diesem Jahr gibt es dazu Gelegenheit beim Gestalten und Einsäen kleiner Keramik-Blumentöpfe oder nebenan beim Tanzen. Bei allen Angeboten geht es den Veranstaltern zu zeigen, dass keine Grenzen gezogen werden müssen aus Angst vor dem Unbekannten. „Als wir vor acht Jahren das erste Mal bei der Aktionswoche mitgemacht haben, herrschte  bei vielen unserer Bewohner Skepsis: „Sollen wir wirklich rausgehen und fremde Menschen treffen?“, erzählt Judith Herres von Erfahrungen aus Behinderteneinrichtungen der Lebenshilfe. Der Zweifel sei jedoch rasch der Begeisterung gewichen. Das Aktionsbündnis lade alle ein, die gleiche Erfahrung zu machen.

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