"Die Kreativität der Menschen begeistert mich"

Wo außer in der Verbandsgemeinde Saarburg läuft überall das Saarburger Modell?BERND GARD: In der VG Daun habe ich Impulsreferate gehalten. Wellen und Wiltingen (VG Konz) sind dabei sowie Mackenrodt (VG Herrstein) und Achtelsbach (VG Birkenfeld).

 Bernd Gard, Initiator des Saarburger Modells

Bernd Gard, Initiator des Saarburger Modells

Foto: (h_sab )

2018 will Kadenbach (VG Montabaur) einsteigen. Angedacht ist das Modell für Oberthal im Saarland und Wittlich-Wengerohr.Wie läuft die Umsetzung aus Ihrer Sicht in den Ortsgemeinden?GARD: In Regionen mit einer funktionierenden Infrastruktur und hohem Wohlstand, zu denen die VG Saarburg gehört, läuft der Prozess zäher. In der Eifel und im Hunsrück ist es einfacher, Bürgerpotenziale zu wecken und Bürger zu überzeugen und zu begeistern. Die Menschen dort spüren deutlicher die Probleme. Gemeinschaften zerbröseln mehr oder weniger, Vereine sterben, Gasthäuser machen zu. Es gibt keinen Metzger, keinen Bäcker. Die Kirche zieht sich zurück, die Stätten der Gemeinschaften, der Kommunikation werden weniger. Die Antwort des Saarburger Modell darauf ist: Altes geht, Neues muss kommen. Gemeinschaftshäuser, offene Bürgerhäuser, kommunale Gesundheitszentren, Kommunikation und Bewegungsräume, Stammtische beleben, neue Ideen für eine gute Zukunft. Wo gab es bislang Widerstände gegen das Modell?GARD: Es gibt keine Widerstände. Die kommunalen Strukturen in den Dörfern sind aus vielen Gründen wenig geeignet, die erforderlichen Prozesse auf den Weg zu bringen. Die engagierten Ortsbürgermeister sind mit den originären und immer wachsenden Aufgaben ausgelastet beziehungsweise überfordert. Der Bürgermeister der Zukunft sollte ein Manager für die Lebensqualität von Jung und Alt sein. Dafür sollten die politisch Verantwortlichen die Weichen stellen. Was haben Sie aus dem bisherigen Prozess gelernt?GARD: Ausdauer und Hartnäckigkeit führt zum Erfolg. Die Energie und Kreativität bei den Menschen zum Selbermachen ist vorhanden und begeistert mich.Wollen Sie den Prozess auf ganz Rheinland-Pfalz ausweiten?GARD: Die Entwicklung geht schon über Rheinland-Pfalz hinaus. Der saarländische Umweltminister Reinhold Jost und das Netzwerk der Gesundheitskassen in Rheinland-Pfalz/Saarland zeigen Interesse. Im November stelle ich das Saarburger Modell in Berlin anlässlich eines Workshops der Vernetzungsstelle für den ländlichen Raum im Landwirtschaftsministerium vor. Im Januar 2018 wird das Saarburger Modell Thema bei einer Veranstaltung des Gesundheitsministeriums in Schleswig-Holstein sein. Die Seminare "Dorfentwickler für Kommunale Gesundheit und Demografie" und "Bürgermeister der Zukunft" werden auch 2018 an der Kommunalakademie angeboten.Marion Maier

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