Dorfjugend belebt historischen Brauch zu Pauli Bekehrung

Schoden · Es ist eine rund 200 Jahre alte Sitte: Die Symbolfigur der Schodener Kirmes wird durchs Dorf getragen. Ausgewählte Mitbürger bekommen das Kirmeslied des Kloos vorgesungen. Und überall gibt’s was zu essen und zu trinken.

 Die Jugend baut ihn. Gesungen wird beim Umzug des Kirmeskloos ein Lied mit vielen Strophen in Schodener Mundart. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Die Jugend baut ihn. Gesungen wird beim Umzug des Kirmeskloos ein Lied mit vielen Strophen in Schodener Mundart. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth), Herbert Thormeyer ("TV-Upload Thormeyer"

Schoden. Zwei Ereignisse fallen in Schoden zusammen: Die Kirmes, hier "Pauli Bekehrung" genannt, und der Riesengeburtstag. Vor 1200 Jahren ist Schoden erstmals als Scoda urkundlich erwähnt worden. Der Name kommt womöglich aus dem Slowenischen und drückt Bedauern aus. Dazu würde passen, dass vor zwei Jahrhunderten in der Region große Not herrschte und viele Familien nach Amerika auswanderten.
Nach dem Sektempfang im Jubiläumsjahr in der Silvesternacht hat die Dorfjugend jetzt wieder den Brauch des Kirmeskloos aufleben lassen. Der Jugendclub baute die Strohpuppe mit der Maske der Internet-Aktivisten Anonymus.
"Neun Stationen laufen wir mit 30 jungen Männer an", verrät Dennis Klein vom Jugendclub. Frauen und Mädchen seien bei dieser Tradition nicht zugelassen.
Erste Station: Bürgermeister


Erste Station ist natürlich Bürgermeister Andreas Pauly, allein schon wegen des Namens. Der erklärt, wie das alles zusammenhängt: "Im Sommer gab es viel Arbeit in den Weinbergen und den Feldern. Da war keine Zeit zum Feiern."
Das Patronatsfest der Pfarrei Maria Magdalena und Peter und Paul wäre aber in den Sommer gefallen. Kurzerhand wurde es an den Jahresanfang gelegt und dann Pauli Bekehrung genannt.
Der Kirmeskloos ist eine Figur, von der der Dorfchef glaubt, dass es ihn wirklich vor rund 200 Jahren gegeben hat: "Das könnte ein fahrender Händler gewesen sein, der zufällig an der Schodener Kirmes hier eintraf." Die beispielsweise 1843 erwähnten 245 Einwohner waren wohl besser gelaunt als sonst und hießen den Gast freudig willkommen. Der merkte sich das und kam in jedem Jahr wieder, denn den fröhlichen Dorfbewohnern konnte man ja mehr verkaufen als sonst.
Es könnte aber auch ein fahrender Musikant oder Moritatensänger gewesen sein, steht in der Chronik von 1980 zu lesen, die Rudolf Klein geschrieben hat. Töpfe, Schellen und alles was Krach macht untermalen das Lied "Da Kirmeskloos es do!" mit unendlich vielen Strophen. Über die Nachwirkung der zum Teil hochprozentigen Bewirtung schweigt die Schodener Dorfjugend. Groß gefeiert wird der 1200. Geburtstag am Festwochenende vom 16. bis 18. September. Dann wird noch mehr über Schodens Geschichte zu erfahren sein, die wieder richtig lebendig werden soll. doth

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