Ein Hausmeister fürs ganze Dorf

PLUWIG. Der neue Pluwiger Ortsgemeinderat wird im Anschluss an seine konstituierende Sitzung am 13. Juli den Gemeindearbeiter Ernst Meyer offiziell aus dem Dienst verabschieden. 15 Jahre lang war der heute 63-jährige Meyer das technische "Mädchen für alles" im Dorf.

 Zunächst noch mit vereinten Kräften: Gemeindearbeiter Ernst Meyer (rechts) und sein Nachfolger Rudi Müller mit dem gemeindeeigenen Traktorgespann.Foto: Friedhelm Knopp

Zunächst noch mit vereinten Kräften: Gemeindearbeiter Ernst Meyer (rechts) und sein Nachfolger Rudi Müller mit dem gemeindeeigenen Traktorgespann.Foto: Friedhelm Knopp

Ganz aus dem Arbeitsleben verabschieden wird er sich aber noch nicht, sondern den Nachfolger Rudi Müller in den ersten Jahren unterstützen und beraten. Doch wie sieht dieses Arbeitsleben aus?Keine Aufgabe für einseitig Begabte

Hochherrschaftliche Kreise hielten sich in ihrer Dienerschaft einst ein Faktotum - einen, der alles kann und macht. Und große Kommunen wie die Stadt Trier beschäftigen in Grünflächen-, Tief- und Hochbauamt, im Bauververwaltungsamt und im Fuhrpark Fachpersonal für verschiedene Aufgaben. Der Gemeindearbeiter im Dorf erledigt dies alles im Alleingang - er ist das kommunale Faktotum. Seit 15 Jahren hatte Ernst Meyer dieses Amt in Pluwig inne. Davor war er acht Jahre lang seinem Vorgänger Peter Hennen nebenberuflich zur Hand gegangen. Insgesamt kann der 63-Jährige auf 48 Arbeitsjahre zurückschauen. Bei Romika hatte er begonnen, danach ging er zu Bayer Leverkusen. Es folgten 25 Jahre im Mischkonzern Stinnes, bis er wieder im heimatlichen Umfeld - und nun als Beschäftigter des öffentlichen Dienstes - zum Werkzeug griff. "Als Gemeindearbeiter machst du fast alles, bist Maurer, Pflasterer, Schreiner, Metallarbeiter, Klempner, Schlosser, Schreiner oder Gärtner", sagt Meyer. Ohne Pathos zählt er diese Anforderungen auf nach dem Motto: "das ist halt so, sonst läuft's nicht". Diese Vielseitigkeit ist nur das Ergebnis jahrzehntelanger Arbeitspraxis, denn einen bestimmten Beruf hat Meyer nie erlernen können. Sein Vater war Winzer und Landwirt in Waldrach. Den kleinen Betrieb hätte er eigentlich übernehmen sollen. "Aber die Zeiten haben sich dann anders entwickelt. Heute kann fast keiner mehr nur von Weinbau oder Landwirtschaft allein leben", sagt er und fügt hinzu "in den 50er-Jahren wollte ich gerne das KFZ-Handwerk erlernen, aber die Stellen waren damals genau so rar wie heute." So wurde er 1989 - nach jahrzehntelanger Beschäftigung in Großunternehmen - Gemeindearbeiter in Pluwig. Meyer: "Die Regel sind acht Arbeitsstunden am Tag, wenn nichts Besonderes anliegt. Das kann dann auch schon mal am Wochenende sein. Aber ich bin am Mittag immer zu Hause, und das bedeutet mir viel." Teeren von Wegen, Pflastern von Haltestellen, dort eine Mauer kitten, hier den Zaun reparieren, Spielplatzgeräte warten, Hecken schneiden und Bäume stutzen, im Winter Streudienst auf öffentlichem Terrain und auf dem Friedhof die Gräber ausheben - würde er es noch einmal machen? "Der Wechsel vor 15 Jahren hat mir nie leid getan", kommt ohne Zögern die Antwort. Vier Ortsbürgermeister hat Meyer in dieser Zeit erlebt. Und auch die Technik schritt voran. So werden die Gräber auf dem Friedhof seit einigen Jahren mit dem Bagger gegraben. Meyer schätzt, dass er rund 50 Grabstätten noch mit Schaufel und Spitzhacke angelegt hat. Besonders an sein erstes Grab erinnert er sich. Meyer: "Nachdem ich die Stelle als hauptamtlicher Gemeindearbeiter angefangen hatte, starb in Pluwig monatelang niemand mehr. Doch dann kam mein erster Friedhofsauftrag, und das war gleich ein besonderer. Ich musste ein Doppelgrab für ein altes Ehepaar ausheben, das gemeinsam gestorben war. Das habe ich nicht vergessen." Auch nicht vergessen hat er die Begegnung zwischen seinem Vorgänger Peter Hennen und einem greisen Dorfbewohner. Der Mann kam täglich auf den Friedhof, wo er sich auf einer Bank niederließ. Bis er vom damaligen Gemeindearbeiter nach dem Alter gefragt wurde. "Bald 84", sagte der alte Herr. Antwort von Gemeindearbeiter Hennen: "Aber dann brauchst du doch gar nicht mehr heim zu gehen." Solche Sprüche habe der Hennen oft drauf gehabt, sagt Meyer schmunzelnd. Ganz in den Ruhestand wird Meyer - wie schon erwähnt - noch nicht treten. Und vom Kindergarten erhält er noch einen Extra-Abschied - für all die kleinen und großen Arbeiten an der Einrichtung und für die jährlichen Planwagenfahrten und Grillfeste mit den Kindern. Der neue Gemeindearbeiter Rudi Müller tritt keine leichte Nachfolge an, aber er hat in Ernst Meyer einen guten Lehrmeister. Am Montag: Vertikales Abenteuer - die neue Kletterwand an der Regionalen Schule Waldrach.

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