Ein Kreisel bringt alles zum Rotieren

KONZ. Seit gut zwei Monaten ruht der Verkehr am "Nadelöhr" Konzer Saarbrücke. Harte Zeiten für die ansässigen Geschäftsleute und für die Autofahrer, die lange Umwege in Kauf nehmen müssen. Aber es gibt auch gute Nachrichten: Der Kreisel-Bau liegt bislang exakt im Zeitplan.

Wahrscheinlich ist es normal, dass am Dienstagmorgen um zehn in Ruth Lautweins Lotto-Annahmestelle wenig los ist. Aber seit Anfang November ist der kleine Laden an der Konzer Saarbrücke auch an Tagen leer, wo sich sonst die Kundschaft drängelte. Selbst vor Weihnachten, als das Jackpot-Fieber andernorts für endlose Schlangen sorgte, sei noch "viel Platz vor der Theke gewesen", erzählt die Inhaberin. Auf "zeitweise 45 Prozent" belaufe sich der Einnahmenrückgang. Aber Ruth Lautwein jammert nicht. "Ich hoffe, dass es sich wieder einpendelt", sagt sie, "und vor allem, dass das möglichst schnell vorbei ist". Dabei weist sie auf die Mammut-Baustelle direkt vor ihrer Haustür, wo sich die künftige Linienführung des großen Kreisels langsam abzuzeichnen beginnt. "Heute sind mal wieder ein paar Arbeiter da", sagt sie, und es klingt etwas spöttisch.Geschäftsleute verteilen Gratislose an Kunden

Seit Beginn der Weihnachtswoche herrschte 14 Tage Ruhe am Bau. "Die ganz normale Feiertagspause", sagt die zuständige Leiterin des "Landesbetriebs Straßen und Verkehr", Edeltrud Bayer. Bislang seien die Arbeiten "sehr gut gelaufen", man sei mit der ausführenden Firma "zufrieden". Deren Bauleiter Andreas Willkomm meldet ebenfalls keine besonderen Vorkommnisse. Teile eines alten Bunkers, die man gefunden habe, seien beseitigt worden, der Zeitplan laufe "wie vorgesehen". Vier Monate reine Bauzeit sind eingeplant - wenn keine längere Frostperiode einen Strich durch die Rechnung macht. Aber die 120 Tage mit der voll gesperrten Verkehrsader sind schon hart genug für die Konzer Geschäftswelt. Und das nicht nur für die unmittelbaren Anlieger. Selbst die Aldi-Filiale auf der anderen Saar-Seite merkt deutlich, dass der Weg zu dem populären Discounter ein paar Kilometer länger geworden ist. "Was sollen wir machen, wir müssen da durch", sagt der Marktleiter. Man könne die Flaute "noch eher verkraften als die Kleinen". Auch beim Konzer Stadtmarketing-Verein setzt man auf die Devise "Handeln statt heulen". Eine Aktion von Kaufleuten im Stadtzentrum, die für die Dauer der Sperrung Gratis-Lose an ihre Kunden verteilen, fand schon in den ersten zwei Wochen stolze 5000 Teilnehmer. "Ich denke, wir haben das Beste aus der Situation gemacht", sagt der Marketing-Vorsitzende Bernhard Munch. Die Aktion geht mit monatlichen Verlosungsterminen weiter, "so lange, bis die Sperrung vorbei ist". Und dann darf der Hauptgewinner mit seinem neuen Automobil eine Runde über den Kreisel drehen. Dass die Konzer unterm Strich von der neuen Verkehrsregelung profitieren werden, bestreitet keiner. Auch nicht die wenigen Vormittags-Stammgäste im Gasthaus "Zur Granahöhe", das schon seit Menschengedenken an der überlasteten Kreuzung am Saar-Brückenkopf steht. Trotzdem sind die Zeiten bitter: "Selbst der Fußgängerverkehr hat sich durch die Baustelle von hier wegverlagert", sagt Wirt Werner Großmann, "es wird Zeit, dass es hier weiter geht". Als hätte die sechsköpfige Bautruppe ihn gehört, verlassen die Männer ihre gelben Baustellenhäuschen und traben hinaus in den Nieselregen. Die Winterpause ist beendet, zur Freude aller Beteiligten. Nur die freundliche junge Dame in der Touristinformation nebenan trauert den ruhigen Tagen etwas hinterher: "Da konnten wir", erzählt sie, "wenigstens ohne Baulärm arbeiten".

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