Soziales Ein Viertljahrhundert leben im „Gesellenhaus“

SAARBURG · Lebenshilfe-Wohnheim in Saarburg feiert 25-jähriges Bestehen. Bei der Predigt halfen zwei ungewöhnliche Redner.

 Pfarrer Peter Winter nahm seine Handpuppe „Peterchen“, um seine Botschaft in der Predigt im ökumenischen Wortgottesdienst in anderer Form verständlich werden zu lassen.

Pfarrer Peter Winter nahm seine Handpuppe „Peterchen“, um seine Botschaft in der Predigt im ökumenischen Wortgottesdienst in anderer Form verständlich werden zu lassen.

Foto: Herbert Thormeyer

Seit 25 Jahren beheimatet das ehemalige Gesellenhaus in Saarburg Menschen, die von der Lebenshilfe betreut werden. Zurzeit wohnen dort 35 Bewohner, die nun Grund zum Feiern hatten.  Ihre Einrichtung im Herzen der Stadt feierte Geburtstag. Das Theaterstück dazu lieferte die Gruppe „Sternenzauber“ aus dem Wohnheim in Konz, die Musik steuerte der Chor von Egon Altenhofen „Die neue Generation“ bei. Ein ökumenischer Wortgottesdienst wurde von der Gemeindereferentin der Pfarrei St. Laurentius, Anja Hoffmann, und Pfarrer Peter Winter einmal ganz anders gestaltet: Beide ließen Handpuppen sprechen.

Puppe „Chris“ fühlt sich nicht wohl und findet alles doof. „Wer bin ich denn schon?“ fragt er. Doch Puppe „Lucy“ meint, dass er sehr wohl wichtig ist. Alle seien wichtige Puzzleteile in Gottes Schöpfung, und nur komplett ergeben sie das ganz Bild. Das mache auch die Menschen im Gesellenhaus der Lebenshilfe bedeutend. Sie gehören dazu und werden gebraucht.

Pfarrer Peter Winter hatte sich seinen Assistenten, die Puppe „Peterchen“, zugelegt, um mit ihr die Worte des Paulus aus der Bibel anschaulich vorzutragen. Eindringlich sagt Paulchen: „Wir alle sind wichtige Teile einer großen Gemeinschaft.“ Dann wurde den verstorbenen Bewohnern der Einrichtung gedacht. Der Vorsitzende der Lebenshilfe Trier-Saarburg, Kilian Zender, stellte fest: „25 Jahre Wohnen von behinderten Mitmenschen im Gesellenhaus, das ist keine Selbstverständlichkeit.“ Saarburg sei für die Bewohner seit 1993 eine Heimat geworden.

Das Gesellenhaus sei das erste offene Wohnheim der Lebenshilfe im Kreisgebiet, in dem Menschen individuell gefördert werden. Für die Eltern war die wohnortnahe Unterbringung eine enorme Erleichterung. Ein neuer Lebensmittelpunkt außerhalb der eigenen Familie wurde geschaffen.

„Die Besonderheit, dass die Bewohner herzlich in der Stadt aufgenommen wurden, wissen wir zu schätzen“, sagte Zender. Hier werde gezeigt, wie vernetzt und integriert Menschen sein können: „Ihr gehört dazu.“ Der erste Beigordnete der Verbandsgemeinde Saarburg, Siegfried Büdinger, stellte fest: „Ich fühle mich wohl hier unter all diesen Menschen, die mit unterschiedlichen Lebensläufen auf Hilfe angewiesen sind.“ Respekt zollte der Vertreter der Kommune auch den 32 Angestellten, die Herausragendes leisten. Er freue sich immer wieder, wenn er Bewohnern in der Stadt begegne.

 Die Fußballweltmeisterschaft geht auch an der Kreativabteilung der Lebenshilfe nicht spurlos vorbei.

Die Fußballweltmeisterschaft geht auch an der Kreativabteilung der Lebenshilfe nicht spurlos vorbei.

Foto: Herbert Thormeyer

Der Leiter des Wohnheimes, Jan Versteegen, hob besonders die Leistung seines Vorgängers, Ulrich Fink, hervor: „Er hat großartige Vorarbeit geleistet und diese Menschen als Persönlichkeiten angenommen, um ihnen ein erfülltes Leben zu ermöglichen.“ Nicht nur an diesem Tag war in Saarburg Inklusion von Beginn an zu spüren, und  es gab nur offene Arme.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort