Eine Spende für die Pflege der Wege

Waldrach/Konz/Hermeskeil · Wanderfreunde starten ein Projekt zum Erhalt der Traumschleifen. Infoschilder an den Premium-Wanderwegen weisen auf die Möglichkeit hin, Geld zu spenden. Bis zu 500 Euro pro Kilometer sind im Jahr nötig, um die Strecken auf hohem Niveau zu halten. Das Projekt soll auf andere Premiumwege wie den Moselsteig ausgeweitet werden.

 Der Morscheider Grenzpfad mit dem Blick auf die Talsperre Riveris ist eine beliebte Traumschleife. Wanderer sollen künftig für den Unterhalt spenden.Foto: Touristinformation Ruwer

Der Morscheider Grenzpfad mit dem Blick auf die Talsperre Riveris ist eine beliebte Traumschleife. Wanderer sollen künftig für den Unterhalt spenden.Foto: Touristinformation Ruwer

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Waldrach/Konz/Hermeskeil. "Wir sind ein Freundeskreis und wandern gern", sagt Uwe Thein vom neu gegründeten Verein "Wandercent - Förderverein für heimatnahe Wanderwege". Besonders gern wandern der Trierer Filmproduzent und seine Freunde auf den Traumschleifen. Das sind ausgebaute Premiumwanderwege im Naturpark Saar-Hunsrück. Diese aufwendig ausgeschilderten Wege führen durch abwechslungsreiche Landschaften mit besonderen Eigenschaften und sind bei vielen Wanderern beliebt.Durch eine umfangreiche Ausschilderung lassen sie sich bequem ohne Karte und Kompass erwandern. "Aber was ist, wenn die Fördermittel für diese Wanderwege auslaufen? Es wäre doch schlimm, wenn diese schönen Wege eines Tages nicht mehr in Schuss sind", sagt Thein. Und so hatten er und seine Wanderfreunde die Idee, einen Förderverein für die Traumschleifen des Naturparks zu gründen.Bezahlen mit dem Telefon

Hinweisschilder weisen die Wanderer auf die Möglichkeit hin, einen "Wandercent" zu spenden. Wie das funktioniert? "Mit einer Charity-SMS können Wanderer mit dem Handy einen kleinen Betrag über ihre Mobilfunkrechnung spenden. Außerdem kann man auch über sein PayPal-Konto Geld überweisen", sagt Thein.Die Spenden werden dabei direkt an die für den jeweiligen Wanderweg zuständigen Gemeinden geschickt. "Wenn jemandem ein Wanderweg gefällt, soll er sofort spenden können - ohne Umwege und auch speziell für den jeweiligen Wanderweg. Es geht uns vor allem um die Nachhaltigkeit. Jammern kann jeder - so aber kann jeder mit ein paar Euro etwas Nachhaltiges bewirken", erläutert Thein das Konzept. Um für einen speziellen Wanderweg zu spenden, muss dabei eine entsprechende Kennziffer eingegeben werden. Inzwischen sind die insgesamt 111 Traumschleifen im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Luxemburg mit Hinweisschildern ausgestattet. "Uns ist es wichtig, Traumschleifen als Standortfaktor zu erhalten", sagt Thein.Doch bei den Traumschleifen soll es nicht bleiben. Thein sagte: "Wir wollen die Idee des Wandercents ausweiten auf andere Premiumwege wie den Moselsteig. Bundesweit sei die Idee interessant. Es gebe auch schon eine Nachfrage eines Vereins aus Franken.Achim Laub, Leiter des Projektbüros des Saar-Hunsrück-Steigs in Losheim (Saarland), kann die Spenden gut gebrauchen. "Ein Wanderweg kann bis zu 500 Euro pro Kilometer im Jahr kosten", sagt Laub.Die Höhe der Kosten variiere stark. "Manche Wege sind mit Kletterhilfen ausgestattet oder benötigen Brücken", erklärt der Projektleiter die Kostenunterschiede. Außerdem werde das in den einzelnen Kommunen unterschiedlich abgerechnet: "Manchmal übernimmt der Bauhof Instandhaltungsarbeiten, manchmal machen das Ehrenamtliche. Alleine eine Ruhebank kostet bis zu 1000 Euro. Und diese Bänke müssen etwa alle zehn Jahre erneuert werden", berichtet Laub.Schließlich müssen Premiumwanderwege besonders gut ausgestattet sein. Da gehören Infotafeln für geologische Besonderheiten ebenso dazu wie Ruhebänke und eine Beschilderung. "Die Wege ziehen ja auch mehr Touristen in die Region, so dass Gastronomie und Hotels davon profitieren. Deshalb müssen sie nachhaltig gepflegt werden", sagt Laub.Bernhard Busch, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Ruwer, moniert, dass die Wandercent-Aktion nicht vorher abgestimmt wurde. Busch: "Die haben uns damit überfallen." Mit dem Projektbüro arbeite man jedoch sehr gut zusammen. Dass sich die Wanderer beteiligen sollen, ist für Busch in Ordnung: "Wir haben die Nutzer ja immer schon dazu aufgerufen, Probleme an den Wegen zu melden. Ich hoffe nur, dass kein Verwaltungsvorgang geschaffen wird, der einen Großteil der Einnahmen auffrisst."Walburga Meyer von der Tourist-Info in Kell am See sagt: "Wir im Erholungsgebiet Hochwald (= Zusammenschluss der drei Verbandsgemeinden Hermeskeil, Ruwer und Kell am See) haben an unseren Traumschleifen die entsprechenden Schilder seit letzter Woche hängen. Auf das Ergebnis der Aktion bin ich selbst sehr gespannt, denn im Vorfeld lässt sich schwer einschätzen, wie hoch die Spendenbereitschaft der Wanderer ist - aber einen Versuch ist die Sache für uns allemal wert, zumal die Aktion ja von einem Wanderverein initiiert wurde und auch betreut wird."Meinung

Beispielhaftes EngagementInnerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich die Zahl der Traumschleifen vervielfacht. Nach und nach hat sich das Konzept des Premiumwanderwegs ausgeweitet, so dass mittlerweile sogar im Nachbarland Luxemburg drei Traumschleifen eingerichtet sind, die weitere Touristen und Naturfreunde in die Großregion locken. Durch die gute Ausschilderung kann der Wanderer getrost auf Karte und Kompass verzichten und sich so ganz auf die Natur konzentrieren. Ruhebänke, Aussichtsposten und Hinweistafeln kosten aber Geld. Und da ist es sehr lobenswert, dass sich eine private Gruppe von Wanderfreunden zu dem Projekt "Wandercent" entschlossen hat. Dieses Engagement ist beispielhaft. In einer Welt, in der vielfach immer nur nach dem Staat gerufen wird, ist es äußerst positiv, dass Bürger auch mal selbst etwas zurückgeben wollen. Durch moderne Technik ist es nun möglich, "in Echtzeit" zu spenden. Das ist ein großer Vorteil. Man kann annehmen, dass es leichter fällt, vor einer tollen Naturkulisse ein paar Euro für den guten Zweck - also den Erhalt ebendieser Natur lockerzumachen. Es sind zwar immer nur kleine Beträge, die den eigenen Geldbeutel kaum belasten werden, aber in der Summe lässt sich damit vielleicht die eine oder andere Reparaturmaßnahme bezahlen - ohne die öffentlichen Kassen zu belasten. hp.linz@volksfreund.deExtra

VG Hermeskeil: 5-Täler-Tour, Rockenburger Urwaldpfad, Königsfeldschleife, Frau Holle Tour, Dollbergschleife. VG Kell: Ruwer-Hochwald-Schleife (Hentern), Schillinger Panoramaweg, Greimerather Höhenweg und Hochwald Acht (Kell/Waldweiler). EG Morbach: Ölmühlentour, LandZeitTour, Jakob Maria Mierscheidweg, Hunolsteiner Klammtour. VG Ruwer: Morscheider Grenzpfad, Romika Weg, Römer-Keltenpfad, Schiefer-Wackenweg. VG Saarburg: Kasteler Felsenpfad, Mannebach 111. Verbandsgemeinde Thalfang: Wasser.Dichter.Spuren, Dhrontal-Wackentour, Wind, Wasser und Wackentour, Gipfelrauschen. Stadt Trier: Trierer Galgenkopftour. hpl Extra

PayPal (englisch wörtlich Bezahlfreund, angelehnt an pen pal, Brieffreund) ist ein Unternehmen, das unter seinem Markennamen ein Online-Bezahlsystem betreibt. Es kann zur Begleichung von Mittel- und Kleinbeträgen zum Beispiel beim Ein- und Verkauf im Online-Handel genutzt werden. Ein PayPal-Konto wird über eine E-Mail-Adresse definiert. Mit dem Konto können dann Zahlungen an Dritte ausgeführt und auch Zahlungen von Dritten empfangen werden. hpl

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