Eintauchen in die Erdgeschichte

FELL. Martin Haubrich ist kein Weg zu weit und kein Urlaub zu schade, um sich auf die Suche nach Zeitzeugen der Urgeschichte zu machen. Seine mittlerweile große Sammlung reicht vom Unterschenkelknochen eines Urpferdes bis zum Mammutzahn.

Er wollte Geologie studieren. Doch er hat eine Ausbildung zum Dekorateur gemacht. Und jetzt - "weil es in diesem Beruf kaum etwas zu verdienen gab" - arbeitet er als Verkaufsfahrer. Seine Leidenschaft für Gestein und vor allem für Fossilien ist jedoch geblieben. Auf einem Flohmarkt in Luxemburg ist er vor 20 Jahren zufällig Guy Kronz und Liette Willmes begegnet, einem Ehepaar, das sich auf geologische Expeditionen rund um den Globus begibt. "Wir kamen zufällig über einen Stein ins Gespräch", erinnert sich Haubrich. Die beiden gehören dem luxemburgischen Fossilienverein "Les amis de la géologie, de la minéralogie et de la paléontologie du Luxemburg" (AGMP) an, dessen Mitglieder sich einmal im Monat treffen, Exkursionen veranstalten und Erfahrungen austauschen. Martin Haubrich ließ sich nicht lange bitten, ist einer Einladung zu einem Vortrag im "musée nationale" gefolgt und seitdem Mitglied im AGMP. "Endlich Gleichgesinnte!", freute sich der Fossiliensammler, der von dem Wissen der "alte Hasen" profitierte. Denn ganz einfach ist das Suchen nach Zeitzeugen nicht - "jedenfalls am Anfang der Sammlerkarriere". Heute weiß Martin Haubrich genau, wo er suchen muss, um Ammoniten und Co. zu finden. Besonders gerne erinnert er sich an die Jahrhundertfundstelle während des Baus der Autobahn 1994 im südlichen Luxemburg. Offen gelegte Juraschichten wurden zum Paradies für Fossilienjäger. Doch nicht jeder kann wahllos "buddeln". Generell gilt, dass ohne Genehmigung nichts läuft. Die Fossiliensuche ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt. Ein bisschen wie Lotterie spielen ist das Suchen nach Ur- und Meerestieren sowie Pflanzen, die sich durch Sedimentablagerung abgekapselt haben und der Nachwelt Rückschlüsse auf Millionen von Jahren Erdgeschichte ermöglichen. Es ist immer wieder spannend für Martin Haubrich, den mitgebrachten Stein vorsichtig aufzubrechen, um zu sehen, ob sich ein Fossil darin verbirgt. Die Freude ist riesig, wenn er fündig wird und das uralte Objekt der Begierde unbeschädigt aus dem Steinklumpen herausgeholt werden kann. Tausende von Fossilien erzählen mittlerweile Urgeschichte im Hobbyraum des begeisterten Sammlers. In den wohl sortierten Regalen erzählen ein Mammutzahn, Ammoniten oder der Unterschenkelknochen eines Urpferdes vom Leben vor Millionen von Jahren. Ob die Fundstücke aus der Kreide-, Devon- oder Jurazeit stammen, kann durch die Messung der Radioaktivität bestimmt werden. Krankheitsbedingt ruht derzeit das Hobby des 51-Jährigen. Mit dem Lesen von Fachzeitschriften hält er sich auf dem Laufenden. Ganz ohne Fossilien geht es eben nicht im Hause Haubrich. "Das Sammeln von Fossilien ist wie eine Sucht", sagt er. Seine Frau Anita nickt. Während andere Familien Urlaube am Strand verbrachten, hielten sich die Haubrichs eine Zeitlang während der schönsten Tage des Jahres in diversen Steinbrüchen europäischer Länder auf.

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