Er schaut auch hinter verschlossene Türen

SAARBURG. Den emeritierten Trierer Weihbischof Leo Schwarz bekommen die Menschen im Dekanat Konz-Saarburg derzeit besonders häufig zu sehen: Der Geistliche ist auf Firm- und Visitationsreise. Dazu gehörte auch ein Besuch im Gefängnis in Saarburg am Mittwoch.

"Das ist unser Kerngeschäft, diese Besuche im Dekanat", sagt der Trierer Weihbischof Leo Schwarz und schlägt die Autotür des vor dem Gefängnis Saarburg geparkten Wagens zu. Hinter ihm liegt an diesem Mittwochnachmittag bereits ein umfangreicher Besuchsreigen: Morgens um 9 Uhr hatte er ein Gespräch mit der evangelischen Saarburger Pfarrerin Elke Füllmann-Ostertag, anschließend stand ein Termin mit den Bürgermeistern und Ortsvorstehern der Stadt auf dem Programm. Dazwischen gab es ein gemeinsames Mittagessen und eine kurze Pause, bevor es für den 74-jährigen nach Serrig zum Hofgut ging. Pünktlich um 16.30 Uhr setzt sein Fahrer ihn in der Einfahrt des Gefängnisses in Saarburg ab - sein erster Besuch in dieser Einrichtung, wie Schwarz später erwähnt. Ein anderes Gefängnis hingegen, nämlich das in Diez, kenne er besser - das rührt aus der Zeit, als sein Visitationsbezirk noch in Koblenz lag.Mit offenen Augen durch die Anstalt

Mit offenem Blick schreitet der 74-Jährige durch den Gang der Justizvollzugsanstalt (JVA) - die Saarburger Einrichtung ist eine Außenstelle der JVA Trier, in der ausschließlich Gefangene im offenen Vollzug ihre Strafe absitzen. Mit einem mehrköpfigen "Begleittrupp", darunter auch Abteilungsdienstleiter Rainer Wallrich und die Trierer Anstaltsleiterin Elena Deliargyris, nimmt Schwarz im Konferenzraum des Gefängnisses Platz - und erklärt zunächst, warum auch der Besuch in dieser Außenstelle Teil seines Besuchsprogramms ist. "Für mich sind diese Besuche immer auch eine Lernerfahrung", sagt Schwarz. "Aber in erster Linie geht es darum, mit all denen Kontakt aufzunehmen, die einen wichtigen Dienst in der Öffentlichkeit tun und Danke zu sagen für ihre verdienstvolle Arbeit." Dabei stellt der redegewandte und geistig rege 74-Jährige eine gewisse Parallele zwischen der Kirche und der Justizvollzugsanstalt her: "Die Kirche hat ja immer das Bedürfnis, dass sich zum Guten entwickelt, was nicht so gut läuft. Auch Sie suchen mit Ihrer Arbeit hier für die Insassen nach Wegen, die sie in Zukunft einschlagen können." Und dann will sich der Weihbischof in der Kürze der Zeit ein möglichst umfangreiches Bild von der Arbeit der Angestellten, aber auch der Insassen ein Bild machen. Interessiert und beinahe ohne Luft zu holen richtet der scheidende Weihbischof seine Fragen an Wallrich und Deliargyris. Wie sieht der Alltag der Insassen aus, wie hoch ist die Belastung für die Bediensteten, leiden die Insassen an Verbitterung und gibt es eine Beschämung bei ihnen - all das will der 74-Jährige beantwortet haben. Wallrich und Deliargyris skizzieren ein Bild vom Alltag der 34 Insassen, die im so genannten offenen Vollzug tagsüber arbeiten und abends wieder im Gefängnis erscheinen. Als "Vorstufe zur Freiheit" beschreibt Deliargyris die Unterbringung in Saarburg - sie verlange den Bediensteten, aber auch den Insassen viel ab. Für Letztere nimmt sich Schwarz an diesem Nachmittag in einem seelsorgerischen Gespräch Zeit - allerdings unter Ausschluss der Presse.

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