Erfolg mit der Familiengeschichte

SAARBURG-BEURIG. Mit einer Arbeit unter dem Titel "Darf es für fünf Pfennig mehr sein?" über den Kolonialwarenladen seiner Großeltern hat der 19-jährige Beuriger Felix Nohn einen dritten Platz beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten gewonnen – und allerlei neue Erkenntnisse über seine Familie.

"Nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernt Ihr." Wie viele Generationen von Schülern sind mit diesem Spruch groß geworden? Vielleicht gehört auch der Beuriger Felix Nohn zu ihnen. Ganz sicher aber hat er diese Erfahrung vor kurzem selbst gemacht. Denn mit seiner Arbeit über den Kolonialwarenladen seiner Großeltern beziehungsweise der noch älteren Generation hat er seinen Horizont in mehrfacher Hinsicht erweitert. Dabei gibt der 19-Jährige im Gespräch mit dem TV zu: "Am Anfang habe ich gedacht, das ist zu viel Arbeit. Aber dann hat es mich doch gereizt, beim bundesweiten Wettbewerb der Körber-Stiftung mitzumachen." Mit einem von 35 vergebenen dritten Preisen und einem Scheck über 750 Euro ist Nohn belohnt worden. 1380 Beiträge waren eingereicht worden.Wenige schriftliche Quellen gefunden

Günter Heidt, Leiter des Leistungskurses Geschichte in der 13. Klassenstufe am Saarburger Gymnasium, habe seine Schüler motiviert, bei dem renommierten Wettbewerb teilzunehmen. "Sich regen bringt Segen? Arbeit in der Geschichte", lautete der Arbeitstitel. "Mir fiel spontan ein, mich in die Materie meiner eigenen Familie einzuarbeiten", sagt Nohn. Und so habe er zunächst nach schriftlichen Quellen zu dem Geschäft gesucht, das sein Ur-Ur-Großvater 1881 an der Hauptstraße in Beurig, Ecke Im Hasar, gegründet hatte. "Da bin ich allerdings nicht auf viele Unterlagen gestoßen. Aufschlussreich war allerdings ein Kassenbuch, das von 1901 bis 1908 geführt worden war." Welche Waren der Ur-Ur-Großvater damals kaufte und woher sie kamen, konnte er den Einträgen entnehmen. "Daraus habe ich eine Statistik erstellt." Jede Menge Informationen besorgte sich der Schüler, der im kommenden Jahr Abitur machen wird, schließlich auf andere Weise: "Ich habe Interviews geführt - mit meinen Großeltern, die bis 1987 den Laden geführt haben, aber auch mit drei ehemaligen Verkäuferinnen." Diese Berichte habe er in den historischen Kontext eingebettet. "Ich habe mir angesehen, wie die wirtschaftliche Entwicklung in Saarburg zur damaligen Zeit war", sagt Nohn. "In der Kriegszeit ging es bei uns ein bisschen besser als beim Rest, weil wir eben in Beurig die Anlaufstelle für Lebensmittel waren."Keine Chance in der Zukunft

Bis Ende der 70er-Jahre, als in Beurig der "Makusa" - und damit der erste Supermarkt eröffnete, sei es mit dem Geschäft der Familie Baumann stetig bergauf gegangen. Felix' Mutter, Doris Nohn, habe Mitte der 80er-Jahre überlegt, den Laden weiterzuführen. "Mein Vater hat mir aber abgeraten. Wenn man nicht spezialisiert ist, hat man hier in der Ecke neben den Supermärkten keine Chance", sagt sie. Heute nutzt die Familie den früheren Geschäftsraum als Abstellkammer. Relikte wie die alte Waage, die Kasse, die Fleischtheke, Verkaufsregale und sogar ein paar übrig gebliebene Waren wie eine Packung mit mehreren Fläschchen Worcester-Sauce, stehen nach wie vor unverändert an ihren Plätzen. Für Felix Nohn habe die Ausein-andersetzung mit dem von ihm gewählten Thema Aufschluss in mehrfacher Hinsicht gebracht: "Ich habe nicht gedacht, dass das Geschäft so groß und so erfolgreich war in den 50er- und 60er-Jahren. Teilweise gab es sogar zwei Kassen." Bewusst geworden sei ihm zudem, wie aufwändig es früher gewesen sei, die Waren vom Bahnhof ins Geschäft zu bekommen. Per Handkarren oder mit geliehenem Pferdewagen sei das organisiert worden. Außerdem sagt der 19-Jährige: "Durch diese Arbeit bin ich globalisierungskritischer geworden. Weil ich gesehen habe, dass durch diese Entwicklung Traditionsbetriebe zerstört werden." Und noch etwas habe ihm die Arbeit gebracht: "Ich habe meine Familie besser kennen gelernt und ein paar nette Details erfahren. Aber über die durfte ich nicht schreiben", sagt Nohn schmunzelnd.

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