Umwelt Freiheit für den Lohbach
Saarburg · Auch der dritte Abschnitt des Lohbachs, der bis zum Saarburger Zentrum reicht, wird für rund 416 000 Euro renaturiert. Das ist laut Planungsbüro sinnvoll – auch wenn das Gewässer danach wieder in Rohren verschwindet.
In naturnahen kleinen Bächen sind Kleinfische wie Gatzen Bachneunauge, Groppe und Elritze zu Hause. Auch Köcherfliegenlarven, Strudelwürmer, Schnecken und Krebse leben dort. Im dritten Abschnitt des Lohbachs hatten diese Lebewesen bislang keine Chance, weil er zum Teil verrohrt war.
Damit sich dies ändert hat der Saarburger Verbandsgemeinderat einstimmig beschlossen, nach der Renaturierung der ersten beiden Bachabschnitte auch die des dritten Teils in Auftrag zu geben. Dieser Abschnitt reicht vom Anwesen Kunoweiher Nummer 18 an der Straße Richtung Mannebach bis zum Parkdeck Kunoweiher und ist 200 Meter lang. Die Kosten der naturnäheren Gestaltung: rund 416 000 Euro.
Die VG muss davon nur 4900 Euro selbst schultern, denn die Arbeiten werden zu 90 Prozent aus dem Programm Aktion Blau plus gefördert. Elmar Gatzen vom Planungsbüro Hömme aus Pölich, das die Renaturierung der Leuknebenbäche plant, erklärt: „Ursprünglich sollte der Abschnitt gar nicht bearbeitet werden. Doch dann hat dort das Autohaus zugemacht und ein Investor Wohnbebauung geplant. Da hat die Struktur- und Genehmigungsbehörde Nord verlangt, bei einem Neubau die Rohre zu entfernen.“
Zudem habe die Verbandsgemeinde die Möglichkeit erhalten, weiter unterhalb einen Anbau zu kaufen, der – wie das Autohaus – über den Bach gebaut war. Auch dort werden die Rohre entfernt. Statt in Beton eingezwängt kann das Wasser wieder freier fließen. Gatzen: „Der Bach soll in diesen Bereichen künftig leicht pendelnd verlaufen.“ Zudem werde eine Brücke über das Gewässer erneuert.
Wie das aussehen kann, ist mittlerweile im zweiten Abschnitt zu sehen. Umgeben von Grün hangelt sich der Bach mal mehr mal weniger in kleinen, seichten Kurven durch das Gelände hinter den Häusern hindurch. Dieser 900 Meter lange Abschnitt wurde im vergangenen Jahr für 360 000 Euro naturnäher gestaltet. Auch dort wurden Rohre und beengende Mauern entfernt, untypische Bepflanzung eliminiert und Aufschüttungen zurückgenommen – immer in Abstimmung mit den Anwohnern. Der Oberlauf des Bachs (erster Abschnitt) wurde zwischen 2012 und 2014 bearbeitet. Nach dem dritten Abschnitt ist nun endgültig Schluss. Beim Parkdeck Kunoweiher verschwindet der Lohbach wieder in Rohre, fließt unterhalb der Innenstadt weiter und mündet dort schließlich in die Leuk.
Doch ergibt es Sinn, einen Bach für viel Geld naturnäher zu gestalten, wenn er dann sowieso wieder in ein Rohr gelenkt wird? Ein ganz klares Ja kommt dazu von Elmar Gatzen vom Planungsbüro. Prinzipiell sei zwar die komplette Durchgängigkeit von Fließgewässern wichtig für artenreiche Lebensgemeinschaften, da viele Organismen in einem Bach auch zum Erreichen der Laichplätze wanderten.
Bei kleineren Bächen seien die Lebewesen aber ortstreuer. Auch 20 bis 30 Meter Rohr weniger brächten eine Menge, denn in den Rohren ist laut Gatzen alles tot. Das fehlende Licht und die fehlende Sohlstruktur machten die Ansiedlung von bachtypischen Lebewesen dort unmöglich.
Das Planungsbüro Hömme arbeitet noch oder hat an folgenden Renaturierungen in der VG Saarburg gearbeitet: Sprenkelbach, Lohbach, Kirfer Bach, Irscher Bach, Parkbach, Freielsbach und Rehlinger Graben. Bereits abgeschlossen sind die Renaturierungen von Leuk, Freudenburger Bach, Helfanter Bach, Spirzinger Bach, Dilmarbach und Halsgräth.
