Frisches Geld für alte Häuser: Neues Internetportal informiert über Sanierungen

Saarburg · Wer im Ortskern ein Haus sanieren oder eine Baulücke mit einem Neubau schließen möchte, kann bei der Verbandsgemeinde Saarburg Geld aus etlichen Fördertöpfen beantragen. Außerdem hat die Verwaltung die im Sommer angekündigte Internet-Börse für Altbauten freigeschaltet.

 Dominik und Judith Körber vor ihrem sanierten Haus in Saarburg. TV-Foto: Tobias Thieme

Dominik und Judith Körber vor ihrem sanierten Haus in Saarburg. TV-Foto: Tobias Thieme

Saarburg. Familie Körber hat anstrengende Wochen hinter sich. Die Neu-Saarburger haben mit viel Einsatz ein altes Haus gegenüber der alten Sektkellerei Mabilon saniert. In dem 1817 errichteten Gebäude, das ursprünglich zur Kellerei gehörte, waren bis März 2011 verschiedene Restaurants und Gaststätten untergebracht. Danach stand es leer. Kurz vor Weihnachten zogen die Körbers ein.
Die Ex-Ockfener gehören zu den Ersten, denen das neue Förderprogramm der Verbandsgemeinde (VG) Saarburg zugutekommt. "Wir haben eher zufällig aus der Zeitung von der Möglichkeit erfahren, dass man Unterstützung beantragen kann", sagt Judith Körber. Positiv überrascht sind die beiden, wie gut die Zusammenarbeit mit der Verwaltung geklappt hat. "Das ist nicht überall so", sagt Dominik Körber.
Insgesamt 260 000 Euro haben Kauf und Sanierung des Hauses gekostet. Böden, Decken, ein zu bewältigender Wasserschaden und neue Fenster standen auf der Aufgabenliste. "Es hat sich gelohnt", sagt Dominik Körber. Voraussichtlich 5000 Euro kommen von der VG. Ob es gelingt, mit Geld mehr Menschen zu bewegen, Altbauten zu sanieren? "Vielleicht beeinflusst es die Standortwahl. Aber man muss die alten Steine schon sehr mögen", sagt Körber zurückhaltend.
Resonanz ist bescheiden


Mitte des vergangenen Jahres hat die Verbandsgemeinde (VG) Saarburg ein eigenes Förderprogramm aufgelegt. Bauherren, die alte Gebäude sanieren oder Baulücken in Ortskernen schließen, können unter bestimmten Voraussetzungen Geld für ihre Projekte bekommen. Bislang sind fünf Anträge von der VG angenommen worden. Die Resonanz ist bisher eher bescheiden. "Immer dann, wenn mal in der Zeitung von den Förderprogrammen zu lesen war, gab es neue Anfragen.
Um die Programme bekannter zu machen, haben wir nun eine Werbeagentur eingeschaltet", sagt Thomas Wallrich, bei der VG zuständig für die Ortskern-Initiative. Finanziert wird die Werbekampagne, zu der auch eine neue Internetseite gehört, im Wesentlichen aus dem Leader-Programm der EU (der TV berichtete).
Dies sind die wichtigsten Punkte, mit denen die VG zukünftig Bauen und Sanieren im Ortskern fördern möchte:
Das Zuschussprogramm der VG: Die Verbandsgemeinde beteiligt sich an den Sanierungskosten bei privaten Projekten. In fest definierten Ortskernen kann mit bis zu 8000 Euro bezuschusst werden: Kaufen und anschließend Sanieren alter Gebäude, Schließen von Baulücken, Abbrechen alter Häuser und neu Bauen an gleicher Stelle.
Grunderwerb und Abbruch allein sind nicht förderfähig. Fünf Jahre lang gibt es einen Zuschuss von jeweils 1000 Euro, wenn das Projekt mindestens 80 000 Euro kostet und dafür ein Kredit von mindestens 50 000 Euro aufgenommen wurde. Eigenleistungen werden zum Teil anerkannt.
Bei selbst genutzten Häusern verlängert sich die Förderzeit um ein Jahr pro Kind (bis 14 Jahre) auf maximal acht Jahre.

Beratungszuschuss für regionaltypische Gestaltung von Altbauten: Will ein Bauherr einen Altbau regionaltypisch umbauen oder eine Baulücke regionaltypisch bebauen, fördert die VG eine Architektenberatung mit 1000 Euro. Dazu gehören Beratungen zur Gestaltung und zur Nutzung. Seit 2007 hat die VG für 26 Beratungen Zuschüsse gewährt.

Steuervorteile in Sanierungsgebieten: Wenn ein Sanierungsobjekt in einem förmlich festgelegten Sanierungsgebiet liegt, können Eigentümer Steuervorteile geltend machen. Investitionskosten können innerhalb von zwölf Jahren in der Einkommenssteuererklärung abgesetzt werden. Bedingung ist der Abschluss einer Modernisierungsvereinbarung mit der Ortsgemeinde. Diese Vereinbarung muss abgeschlossen werden, bevor die Arbeiten beginnen. Freudenburg und Fisch haben bereits Sanierungsgebiete beschlossen. Etliche weitere Ortsgemeinden beraten derzeit darüber.

Dorferneuerung Rheinland-Pfalz: Mit dem Förderprogramm Private Dorferneuerung will das Land Rheinland-Pfalz ortstypische Gebäude wiederherstellen. Die Gebäude sollen ihr ursprüngliches Äußeres erhalten und regionaltypische Bautradition sichtbar machen. Das Land unterstützt folgende Projekte: Sanierung von Gebäuden, Aus-, Um- oder Anbau älterer landschaftstypischer bildprägender oder öffentlich bedeutsamer Häuser, Bau von neuem Wohnraum im Ortskern durch Umnutzung leerstehender Häuser, Schließen von Baulücken, Erhaltung und Umbau von Bauernhäusern, Sicherung der Grundversorgung (etwa durch Nachbarschaftsläden).
Die Förderung ist auch für Tourismuseinrichtungen, Lebensmittelgeschäfte und Gaststätten möglich. Eine wichtige Bedingung: Der Ort muss ein anerkanntes Dorferneuerungskonzept besitzen.

Günstige Kredite: Neben Fördertöpfen, die auch kombiniert werden können, gibt es auch zinsgünstige Darlehen von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder aus dem Modernisierungsprogramm des Landes.

Neues Online-Portal: Die Initiative soll die Ortskerne beleben und Leerstände verhindern. Unter www.bauen-im-ortskern.de hat die VG eine neue Internetseite freigeschaltet. Dort sind Informationen zu den Fördermöglichkeiten erläutert. Wer ein Projekt beginnen will, findet dort auch Antragsformulare. Zudem gibt es dort seit kurzem eine Onlinebörse. In dem Immobilienportal sind leerstehende Häuser aufgelistet. Kaufinteressenten finden dort Gebäude, die zu haben sind. Und Hausbesitzer, die verkaufen wollen, können dort ihr Objekt mit Fotos präsentieren. Die Börse zu nutzen ist gebührenfrei.Extra

Fragen rund um die Fördermöglichkeiten beantwortet Thomas Wallrich von der Verbandsgemeinde unter Telefon 06581/81-280 oder per E-Mail an info@bauen-im-ortskern.de. Wallrich steht auch als Ansprechpartner für die Leerstandsbörse zur Verfügung. thie

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