Geschichten, die wie Glocken klingen

Saarburg · Zum Auftakt des Saar-Hunsrück Literatur- und Musikfestivals sind rund 200 Zuhörer in die Kulturgießerei nach Saarburg gekommen. Neben Günter Wallraff (Kultur, Seite 23) haben auch Uschi Pauls und Hans-Peter Lorang ihre Werke vorgestellt. Beide befassen sich mit historischen Ereignissen in der Region - zum Beispiel mit der Hexenverbrennung.

Geschichten, die wie Glocken klingen
Foto: Alexander Schumitz (itz) ("TV-Upload Schumitz"

Saarburg. Uschi Pauls' Stimme klingt sanft. Die Autorin aus Trier liest aus ihrem Buch "Des Teufels Gold" vor. Es ist der Auftakt zum Saar-Hunsrück Literatur- und Musikfestival in der Kulturgießerei Saarburg, das der Verein Literatur-on-Tour organisiert. Anfangs sind es nur wenige Zuhörer, die in der ehemaligen Gießhalle der Glockenmanufaktur Mabilon Platz nehmen. Bis der Journalist Günter Wallraff kommt, um über seine Projekte zu berichten. Da sind es 200.
Pauls' Buch erzählt die Geschichte von Josie, die in ihrer Jugend entführt und schwer misshandelt wurde. Die Frau zieht in ein Haus in einem kleinen Eifel dorf, mit ihrem Freund Johannes will sie es herrichten. Er wird jedoch ermordet. In Rückblenden erfährt der Leser mehr über die Geschichte des Häuschens, auf dem angeblich ein schwerer Fluch aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs lastet. Pauls verwebt in ihrem Roman die Gegenwart mit Legenden und Geschichten aus dem 17. Jahrhundert.
Hans-Peter Lorang lebt in Neuhütten (Verbandsgemeinde Hermeskeil). Der Autor stellt auf dem Festival seinen Krimi "Die Hexentochter aus Wüstenbrühl" vor. Gleich zu Beginn stellt er klar, dass es diesen Ort tatsächlich gibt. "Die Erzählung beginnt in einem ehemaligen Franziskanerkloster, das so hieß und im Malborner Ortsteil Thiergarten stand", sagt Lorang in der Lesung. Der Schriftsteller erzählt die Geschichte einer Frau, die mitbekommt, wie ihre Mutter vergewaltigt und ihr Vater ermordet wird. Schnell ist von Hexerei die Rede, im 15. Jahrhundert war das ein Todesurteil.
Einig sind sich die beiden Autoren darin, dass ein guter historischer Roman nur dann gelingt, wenn die Fakten und der Hintergrund stimmen. "Ich habe mich lange mit dem Thema Hexenverfolgung im Kurfürstentum Trier beschäftigt", sagt Lorang. Pauls ergänzt: "Die Herausforderung ist, Fiktion und historische Ereignisse zu einer für die Leser spannenden Geschichte zu verweben."
Lorang veröffentlicht seine Bücher im Selbstverlag. Er muss sich von der grafischen Gestaltung bis hin zum Verkauf um alles selbst kümmern. "Die Illustrationen und den Umschlag für mein Buch hat Roland Grundheber gezeichnet. Der Autor aus dem Hochwald, der anfangs vor allem autobiografisch geprägte Jagdliteratur geschrieben hat, hofft, dass er mit seinen Büchern künftig bei einem Verlag gelistet wird.Akustikgitarren zur Begleitung


Ein Thema, das Günter Wallraff nicht mehr beschäftigt. Der Journalist, der vor allem durch seine - oft anonym gehaltenen - Recherchen über soziale Probleme bekannt wurde, nimmt sich nach seiner Lesung Zeit, mit den Fans zu reden. "Etwas was mir sehr wichtig ist, denn oft erhalte ich so wichtige Impulse für meine Arbeit", sagt er im Gespräch. Während sich die beiden Autoren unterhalten, sind leise Klänge zu hören. Yassin Nassir und Katharina Komenda spielen in der Gießhalle auf ihren Konzertgitarren klassische Musik. Und die Band Jazzymore um die Sängerin Gisela Wagner überzeugt die Zuhörer mit ihrem Auftritt. Lauter wird es zum Schluss mit der Band Perdu, die das Saarland beim Bundesvision Songcontest in diesem Jahr vertreten. Für Marlies Mabilon klingen die Literatur und Musik wie einst die Glocken, die ihr Mann Wolfgang an gleicher Stelle gegossen hat. Sie freut sich, dass so das Erbe der Mabilons in Saarburg weiterlebt, und ist gespannt auf die Fortsetzung des Festivals im Oktober (siehe Extra).Extra

Geschichten, die wie Glocken klingen
Foto: Alexander Schumitz (itz) ("TV-Upload Schumitz"
Geschichten, die wie Glocken klingen
Foto: Alexander Schumitz (itz) ("TV-Upload Schumitz"
Geschichten, die wie Glocken klingen
Foto: Alexander Schumitz (itz) ("TV-Upload Schumitz"
Geschichten, die wie Glocken klingen
Foto: Alexander Schumitz (itz) ("TV-Upload Schumitz"

Das Saar-Hunsrück Literatur- und Musikfestival geht am Samstag, 17. Oktober, weiter: Dann lesen Merlin Monzel (13 Uhr) und Emile Claassen (13.45 Uhr). Michael Ophelders, Sabine Brandauer und Achim Schneider präsentieren das musikalische Theaterstück "Kann denn Liebe Sünde sein?" (16 Uhr). Musik gibt es von Liedermacher Achim Weinzen (17 Uhr). Der frühere Moderator des ZDF-Wirtschaftsmagazins, Michael Opoczynski, tritt um 18.30 Uhr auf, bevor die Folkband Jack in the Green dran ist (21 Uhr). Sonntag, 18. Oktober: Musikgottesdienst (10 Uhr). Es lesen Rolf Ersfeld (12.30 Uhr) und Michaela Knospe (14 Uhr). Dann treten Tenor Thomas Kiessling (15 Uhr) und die Bestsellerautorin Tanja Kinkel (17.30 Uhr) auf. Zum Abschluss des Festivals steht der Trierer Produzent, Komponist und Musiker Daniel Bukowsky auf der Bühne (20 Uhr). An dem Oktober-Wochenende stellen die Künstler Cathleen Kelkel, Louis Théobald, Sylvain Divo, Rolf Spengler sowie die Malerin Doro Reichert ihre Plastiken und Bilder aus. Tickets an der Tageskasse für zehn Euro. Reservierung bei der Kulturgießerei, Telefon 06581/2336. itz

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