Gewinne im Geist des Franziskus

Zum Leserbrief von Helga Piry "Kein franziskanischer Geist" (TV vom 29. Januar):

In ihrem Leserbrief fragt Helga Piry: "Ist der Name Kreiskrankenhaus St. Franziskus noch gerechtfertigt?" Ich schreibe hier keine offizielle Stellungnahme des Kreiskrankenhaus St. Franziskus Saarburg, sondern meine Meinung als Krankenhausseelsorger:

Auf jeden Fall ist es gut, den Namenspatron St. Franziskus beizubehalten! Franz wurde 1182 in Assisi als einziger Sohn des Tuchhändlers Pietro Bernadone geboren. Er war reich und nutzte dies in seiner wilden Jugendzeit, um mit seinen Freunden Party zu machen.

Verschiedene Ereignisse führten Franz dazu, sein Leben total zu ändern: Am Krieg zwischen Assisi und Perugia nahm er voller Begeisterung teil.

Doch statt Ruhm und Ehre zu erlangen, erlitt er schwere Verletzungen und Krankheiten. So war er mit 22 Jahren wieder frei, aber schwer krank geworden. Er sucht nach Sinn und Orientierung. Eines Tages überwindet er sich, einem Aussätzigen nicht nur ein Almosen zu geben, sondern er umarmt diesen Todkranken und richtet ihn auf. In einer verfallenen Kirche hört er in einer Vision die Stimme des gekreuzigten Jesus. Er nimmt einen großen Ballen feinstes Tuch aus dem Geschäft des Vaters und verkauft es, um dieses Kirchlein wieder aufzubauen.

Wenn im Kreiskrankenhaus St. Franziskus jetzt, wie in allen Krankenhäusern auch, durch die Privatstation Gewinne erwirtschaftet werden, die dann den übrigen Patienten zugutekommen, ist das ganz im Geist des Franziskus.

Allerdings wird sich das Kreiskrankenhaus St. Franziskus jetzt daran messen lassen, ob wirklich bald Verbesserungen baulicher Art auch auf den "normalen" Inneren und anderen Stationen kommen.

Und wie Franz den Aussätzigen Bettler aufgerichtet hat, konnte ich miterleben, wie im Kreiskrankenhaus St. Franziskus Saarburg schon viele Menschen aufgerichtet wurden. Auch haben viele Senioren im Seniorenzentrum St. Franziskus nicht nur eine Notunterkunft gefunden, weil sie zu Hause niemand mehr betreuen kann, sondern eine neue Heimat.

Michael Zimmer, Krankenhausseelsorger, Saarburg

Kreiskrankenhaus

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