"Ich habe den Krebs besiegt!"

MERTESDORF. (dis) Krebs – eine Diagnose, vor der sich jeder fürchtet. Für Thomas Dietze war sie vor fast 30 Jahren ein Einbruch in seinem noch jungen Leben. Das rechte Bein wurde ihm amputiert. Heute fühlt er sich als geheilt.

"Warum ausgerechnet ich?", hatte er sich damals immer wieder gefragt und keine Antwort gefunden. Rad fahren und Schwimmen waren die Hobbys des damals 16-jährigen Jungen. Irgendwann fing bei ihm alles mit "eigentlich normalen" Schmerzen im Knie an. Umfangreiche Untersuchungen und die Entnahme von Gewebeproben führten zur schrecklichen Gewissheit: Eine bösartige Krebsgeschwulst hatte sich, im wahrsten Sinne des Wortes, vom Knie bis zum Fußgelenk breit gemacht. "Es war ein riesiger Schock für mich, als es hieß, das rechte Bein müsse bis in die Hälfte des Oberschenkels amputiert werden", erinnert sich der 45-Jährige. Professor Hofmeier operierte ihn im Herz-Jesu-Krankenhaus in Trier. Anschließend wurden bei ihm die Leiste und Lunge bestrahlt. "Danach ging es mir furchtbar schlecht", sagt Dietze. Alles Mögliche ging ihm damals durch den Kopf. Er fürchtete sich vor dem Verlust von Freunden und davor, dass er nie eine Familie haben werde. Trost bekam er von vielen Seiten, und das gab ihm Mut. "Noch ehe ich mit meinen Krücken und der Prothese richtig gehen konnte, fuhr ich wieder mit dem Fahrrad." Doch schon zwei Jahre später, im Jahre 1979, kam es zu einem herben Rückschlag: Schmerzen in der Brust und hohes Fieber. Wieder die schreckliche Diagnose: Krebstumor in der Lunge. Nach der erforderlichen Operation im Mutterhaus wollte Dietze seinen Körper nicht mehr der Bestrahlung oder einer Chemotherapie aussetzen. Lange Zeit saß er damals in der Krankenhauskapelle, betete und dachte über seine Zukunft nach. Anschließend war ihm klar, dass er sein Schicksal selbst in die Hand nehmen wollte. "In den folgenden Monaten und Jahren habe ich neue Energie geschöpft und mich nie hängen lassen", sagt Dietze. Seine Ernährung stellte er komplett um. Frisches Gemüse, Obst, Zitronen, Orangen- und Rote-Betesaft wurden seine Favoriten. Auch an seiner inneren Einstellung hat er gearbeitet. Er wollte leben und den anderen Menschen beweisen, dass es zu schaffen ist. Seine Lehre als Fliesenleger hatte er zwischenzeitlich abgebrochen und den Beruf des Zahntechnikers erlernt. Neben der Gesellen- und Meisterprüfung als Zahntechniker absolvierte er später noch die Gesellenprüfung als Fliesenleger, weil ihm der Beruf gefiel. Seine Frau Alexandra lernte der Schwimmer vor 24 Jahren im Stadtbad kennen. Die Töchter Caroline und Stefanie sind inzwischen 16 und 20 Jahre alt. In Mertesdorf fand die Familie 1985 ihre neue Heimat und kauften dort 1997 ein Haus - direkt am Schwimmbad - mit einem schönen Garten. Das Haus hat Thomas Dietze fast komplett "auf den Kopf gestellt" und saniert. Heute weiß er: "Ich habe den Krebs besiegt. Meine damalige Entscheidung war für meine Person richtig. Sie kann aber kein Patentrezept für andere Krebspatienten sein." Sein Hausarzt sagt: "Es ist ein Wunder, dass Sie noch leben." Im kommenden Sommer werden die Badegäste im Mertesdorfer Freibad wieder Thomas Dietze beobachten können, wenn er seine Bahnen im Wasser zieht und vom Dreimeter-Turm springt.

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