Im Kübel über die Fidei

ZEMMER-RODT. (hme) Tarnfarbene Militärfahrzeuge, zwei historische Wehrmachtsgespanne, dazwischen fachsimpelnde Männer in Oliv. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft (IG) für historische Militärfahrzeuge trafen sich in der Waldhütte bei Zemmer-Rodt zum Erfahrungsaustausch.

 Nur für harte Naturen: Bei minus acht Grad im offenen, unbeheizten Geländewagen und auf dem Wehrmachtsgespann durch die Fidei. Foto: Hans-Michael Engelke

Nur für harte Naturen: Bei minus acht Grad im offenen, unbeheizten Geländewagen und auf dem Wehrmachtsgespann durch die Fidei. Foto: Hans-Michael Engelke

Auf den ersten Blick fast unheimlich wirken die Männer mit ihren Tarnklamotten zwischen den alten Militärkarossen. Beim zweiten Blick wird klar, hier treffen sich Technikfreaks. Da wird gefachsimpelt, Tricks und Kniffs im Umgang mit der alten Technik weitergegeben. Die liebevoll restaurierten historischen Fahrzeuge werden begutachtet und bestaunt. 85 Mitglieder zählt die IG. Dass beim Treffen in der Fidei nur zwanzig dabei sind, hat für Patrick Stoll, Mitglied der IG, einen klaren Grund. "Die Erfahrungen, die wir vor zwei Jahren hier in der Region mit der Polizei gemacht haben, hat einigen diese Gegend verleidet." Anfang 2004 war ein Treffen der Fahrzeugfreunde von der Polizei gestürmt worden, die Männer wurden stundenlang festgehalten, man vermutete eine Wehrsportgruppe. "Wie Schwerverbrecher sind wir behandelt worden", sagt Stoll. Nach einigem Geplänkel sei die Aktion im Sande verlaufen, langfristige Folgen habe es nicht gegeben. Auch diesmal Polizei-Patrouillen

Ein politisches Ansinnen habe keiner der Männer, allen gehe es um die interessante Technik. Doch auch das diesjährige Treffen fand unter den Augen der Polizei statt. Mehrmals patrouillierten Streifenwagen über das Gelände. Die Kontakte waren jedoch freundlich, man führte höfliche Gespräche. Nach dem Lagerfeuerabend am Freitag brachen die Technikfreaks am frühen Samstagmorgen zu einer Tour nach Luxemburg auf. Den minus acht Grad zum Trotz wurde offen gefahren, die Verdecke kamen runter. Wohl dem, der wärmende Kleidung hatte, am besten vier Lagen, inklusive Kopfhaube, Mütze, Handschuhen. Durch die weiße Fidei ging es ins wärmere Kylltal. Staunende Gesichter über den Konvoi gab es in Kordel. Beim Aufstieg nach Newel wurde es dem Fahrer dann schon vom vielen Schalten deutlich wärmer. Nach der Runde durch Luxemburg und einem wärmenden Kaffee steuerten die Männer wieder ins "Camp". Alle Fahrzeuge erreichten problemlos ihr Ziel. Keine Selbstverständlichkeit, rollen einige der originalgetreu restaurierten Karossen doch schon seit fast 70 Jahren durch die Landschaft. Bis zu acht Jahren wurde an dem einen oder anderen Fahrzeug gearbeitet, um es wieder in Topzustand zu versetzen. Dabei sind Spachtel und Pfusch verpönt. Gibt es keine Originalteile mehr, werden diese von Hand als Einzelstücke gefertigt. Kontakt zu den Freunden der militärhistorischen Fahrzeuge gibt es über die Internetseite von Patrick Stoll, www.kdf-restaurator.de.

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