Umwelt In langen Schritten zur Vorzeige-Weide

Saarburg/Mainz · Wird das Hofgut Serrig seine Limousin-Rinder behalten und sie auf dem  Saarburger Truppenübungsplatz weiden lassen? Die Frage ist noch nicht geklärt, denn das Projekt in Regie des Naturschutzbunds verzögert sich. Erste Schritte für den Artenschutz sind jedoch eingeleitet.

 Mit einem Traktor des Hofguts Serrig wird die Fläche gemulcht. Das bedeutet: Sie wird gemäht, und das Mähgut bleibt liegen.

Mit einem Traktor des Hofguts Serrig wird die Fläche gemulcht. Das bedeutet: Sie wird gemäht, und das Mähgut bleibt liegen.

Foto: Marion Maier

Die Übergabe des Saarburger Truppenübungsplatzes an die Stiftung Nationales Naturerbe des Naturschutzbundes (Nabu) ist vor einem Jahr vertraglich festgehalten worden. Dafür gab es ein Treffen mit öffentlicher Zeremonie auf dem ebenfalls betroffenen Übungsplatz Schmidtenhöhe bei Koblenz. Teilnehmer: Landesumweltministerin Ulrike Höfken, Vertreter des Bundesumweltministeriums und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) sowie Stiftungsvorsitzender Christian Unselt.

Der tatsächliche Besitzerwechsel Doch das große Brimborium bedeutete nicht, dass der Nabu endlich loslegen konnte mit der seit Jahren geplanten Pflege des Areals. Die Landesvorsitzende des Nabu, Cosima Lindemann, die im März Siegfried Schuch nach 30-jähriger Amtszeit abgelöst hat, erklärt auf TV-Anfrage: „Die Übertragung des Grundstücks hat sich bis in den Sommer 2018 verzögert.“ Bei dem Termin im September 2017 sei lediglich eine Vereinbarung darüber geschlossen worden, dass ein Schenkungsvertrag abgeschlossen werden solle. Danach habe die Bima den Schenkungsvertrag ausgearbeitet und im Sommer 2018 protokolliert. Anschließend sei er abgeschlossen worden, womit schließlich die 138 Hektar beim Kammerforst den Besitzer gewechselt haben.

Erste Schritte im Artenschutz Immerhin ist im vergangenen Jahr schon ein bisschen was passiert, und Weiteres ist geplant. Lindemann: „Für Artenschutzmaßnahmen hat der Nabu einen Förderantrag gestellt und bewilligt bekommen. Dadurch konnten rund 20 Hektar entbuscht und der Bau einer etwa 500 Meter langen Wasserversorgung für Amphibientümpel begonnen werden.“

Aus Haftungsgründen könne die Maßnahme aber erst jetzt nach der Übergabe der Fläche fertiggestellt werden. Dies sei für den Oktober/November geplant. Ebenso werden laut Lindemann in diesem Jahr noch etwa 50 Amphibiengewässer gebaut.

Das Projekt Die Naturschützerin stellt fest: „Bei allen Maßnahmen müssen wir das vom Bundesamt für Naturschutz vorgegebene Leitbild für die Flächen beachten. Dieses sieht vor, dass die Waldbereiche aus der Nutzung genommen werden und die Offenlandbereiche beweidet werden.“

Doch bis das Projekt tatsächlich kommt, dauert es wohl noch. Für die entsprechende Infrastruktur hat der Nabu einen Förderantrag gestellt. Die Vorsitzende rechnet mit einer Bewilligung Anfang 2019.

Lindemann bekräftigt: „Die Beweidung soll unbedingt zusammen mit dem Hofgut erfolgen, mit dem bereits im vergangenen Jahr bei der Wasserversorgung, der Entbuschung und der Organisation der Jagd sehr gut zusammengearbeitet wurde.“

Allerdings stellt Hofgutleiter Michael Köbler fest: „Ich habe fast ein Jahr lang nichts mehr zum Beweidungsprojekt gehört.“ Seit 2014 mulcht das Hofgut die Flächen im Winter und lässt ansonsten seine Limousin-Rinder und Schafe auf dem Truppenübungsplatz weiden.

Offen ist, ob es bei diesen Tieren bleibt. Der Nabu wollte ursprünglich Taurus-Rinder und Konik-Pferde auf dem Truppenübungsplatz weiden lassen. Seine Argumente: Die Arten seien robust und für einen Ganzjahreseinsatz bestens geeignet. Köbler will an den Limousin-Rindern festhalten. Es komme nicht darauf an, welche Art Rind auf der Fläche Trittspuren hinterlasse: „Hauptsache, es sammelt sich dort Wasser, das sich schnell erwärmt, und die Unke kann dort laichen.“

Die aktuelle Vorsitzende Lindemann lässt die Tierfrage noch offen. Sie sagt: „Nach der bisherigen Planung ist die Einrichtung einer halboffenen Weidelandschaft nach dem Vorbild des Truppenübungsplatzes Schmidthöhe in Koblenz mit Robustrindern geplant. Details wie die Rinderrasse werden festgelegt, wenn der Förderantrag bewilligt ist.“

Wander- und Radweg Bleibt noch die Frage nach Wegen auf dem einst vom französischen Militär genutzten Gelände. Saarburgs Bürgermeister Jürgen Dixius hatte beim Neujahrsempfang im Januar verkündet: „Wir sind mit dem Nabu im Gespräch wegen eines Radwegs zwischen Saarburg und Vierherrenborn und wegen eines Wanderwegs, mit dem auch das Hofgut in Serrig angebunden wird.“ Doch hat auch der Verwaltungschef lange nichts mehr vom Nabu gehört. Lindemann meint: „Ein Wanderweg um die Beweidungsfläche ist zulässig und wird von uns auch geplant.“ Mehr sagt sie nicht.

Dixius stellt klar: „Der Radweg ist uns wichtig, da pochen wir drauf.“ Er würde sich wünschen, dass der Nabu den Kontakt zur Stadt aufnimmt, um auch weitere Dinge zu regeln wie die Zufahrten zum Gelände und ihre Entwässerung. Generell fragt er: „Wieso dauert das alles so lange? Die Zielsetzung ist längst klar. Die Stadt hätte mit dem Hofgut parat gestanden, um die Beweidung zu managen, aber dann wurde das Areal auf den Nabu übertragen.“

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