"Jetzt werden wir vom Berg erschlagen"

Kirf · Die B 407 in Kirf ist seit Sonntag gesperrt - ein Hangrutsch hatte die Straße aufgerissen (der TV berichtete). Die Anwohner sind verärgert: Schon seit Monaten waren Schäden an der Straße bekannt.

 Aufgerissen und unbefahrbar: Die Bundesstraße 407 ist an der Ortsausfahrt von Kirf durch einen Hangrutsch bis zu einen Meter abgesunken. TV-Foto: Anita Lozina

Aufgerissen und unbefahrbar: Die Bundesstraße 407 ist an der Ortsausfahrt von Kirf durch einen Hangrutsch bis zu einen Meter abgesunken. TV-Foto: Anita Lozina

"So etwas habe ich noch nie gesehen. Nur im Film." Goran Diener von der Firma Ternes blickt auf die Bundesstraße 407 in Kirf und schüttelt den Kopf. Die Straße ist aufgerissen, ein Teil von ihr liegt ungefähr einen Meter tiefer als der Rest. In der Mitte klafft ein Loch. Im Inneren ist rotes Gestein zu sehen.

Seit Sonntag ist die B 407 in diesem Zustand. Ein Hangrutsch hatte die Straße auf etwa 30 Metern Länge absinken lassen. Noch ist der Hang nicht gesichert - am heutigen Mittwoch soll ein Spezial-Bagger aus Bayern mit den Stützarbeiten beginnen. Diener ist mit seinen Kollegen ausgerückt, um dafür alles vorzubereiten. Die Arbeiter sägen die Sträucher an den Hängen ab und verbrennen sie. Es riecht nach Rauch, Dunstwolken steigen auf. Motorsägen jaulen.

Karin Dostert sieht den Männern am Hang von ihrem Esszimmer aus zu. Ihr Haus liegt wie drei andere unten am Hang. Ihr Mann Jean betritt den Raum. "Wegen des Hochwassers wollte ich an der Mosel kein Haus bauen. Und jetzt werden wir vom Berg erschlagen", sagt sie zu ihm.

Vorgestern wurde den Bewohnern gesagt, sie sollten sich für die Nacht zur Sicherheit eine andere Unterkunft suchen. Mittlerweile scheint sich die Lage entspannt zu haben. "Es liegt keine unmittelbare Gefährdung der Wohnhäuser vor", sagt Hans-Michael Bartnick vom Landesbetrieb Mobiliät (LBM) Trier.

Das Ehepaar Dostert ist dennoch sauer. Schon vor einem Jahr habe sich die Straße abgesenkt. Immer wieder hätten sich die Anwohner an den Ortsbürgermeister und den LBM gewandt. Passiert sei wenig. "Uns wurde gesagt, wir sollen uns keine Sorgen machen", sagt Jean Dostert. "Erst wurde die Geschwindigkeit begrenzt, dann wurden Ampeln aufgestellt. Aber das bringt doch nichts."

"Es stimmt, dass seit einem Dreivierteljahr deutliche Schäden im Straßenbelag erkennbar waren", stellt Bartnick fest. Vor einer Sanierung sei es aber nötig gewesen, die Straße umfassend zu erkunden: "Bis vergangene Woche gab es unauffällige Bewegungen im Millimeterbereich. Der Hang war praktisch in Ruhe."

Die Häuser sind unversehrt, die Grundstücke aber haben gelitten. Mit Steinen gefüllte Körbe im Garten sollten einen Hangrutsch verhindern. Nun wurden etliche von ihnen vom Hang zusammengedrückt. Wer für den Schaden aufkommen muss, ist noch nicht bekannt. "Wir werden uns einen Rechtsanwalt nehmen müssen", sagt Karin Dostert und seufzt. "Wir haben hier unsere ganze Existenz reingesteckt."

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