Die Idee zur Ausstellung hatte Agnes Schmitt aus Zemmer, eine begeisterte Schneiderin, die sich vor 35 Jahren mit anderen Frauen zusammentat, um ausgefallene Kreationen für die verrückteste Zeit des Jahres herzustellen. "Die ersten Kostüme haben wir noch aus alten Kleidern gemacht. Da wurden Bordüren oder Volants angenäht", erinnert sie sich. Später entstanden themenbezogene Gewänder in Eigenregie und auf eigene Kosten. "Die Frauen jeweils einer Straße haben zusammen an einem Thema gearbeitet. Keine Gruppe durfte wissen, was die andere macht. Klar war nur, dass jede die Schönste sein wollte." Dieser Wettbewerb brachte prächtige Kostüme hervor, die nicht nur mit Liebe und Sorgfalt gefertigt, sondern auch aufbewahrt wurden. Viele Erinnerungen stecken darin: "Wenn sie erzählen könnten, würden sie von durchtanzten Nächten, Weinseligkeit, Übermut, auch von Traurigkeit berichten", sagt Agnes Schmitt. Und sie offenbaren die Träume ihrer Trägerinnen: einfach dem Alltag entfliehen, in eine andere Haut schlüpfen, probieren, wie es sich anfühlt, Harlekin, Vollblutspanierin, exotische Griechin, melancholische Russin, verwegene Zigeunerin oder kapriziöse Rokoko-Dame zu sein. "Für die Ausstellung haben wir die Kostüme aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Dazu hat Mut gehört, aber es waren alle positiv eingestellt und haben geholfen", sagt Agnes Schmitt. Alle - das waren Frauen aus dem Karnevalsverein, Mitglieder der beiden veranstaltenden Chöre und Schneidermeisterin Else Schaich, die einen Großteil ihres umfangreichen Archivs beisteuerte. Auf Schaufensterpuppen und Büsten, die einige Modehäuser zur Verfügung gestellt hatten, wurden die Kostüme beim Sektempfang von den zahlreichen Gästen bewundert. Für den passenden musikalischen Rahmen sorgten der Kirchenchor Zemmer und der Jugendchor Fidei unter Leitung des eigens im Frack erschienenen Organisten Stephan Kreutz. Höhepunkt des fröhlichen Konzerts war "Il Carnevale" von Gioacchino Rossini, das von einem Defilee zweier von Margret Stoffel gefertigter venezianischer Masken begleitet wurde. Neben der Unterhaltung kam auch der gute Zweck nicht zu kurz. Allein der Schirmherr der Veranstaltung, Josef Comes aus Ehrang, spendete 500 Euro für die Renovierung der 70 Jahre alten Klais-Orgel in Zemmer. Einblicke in deren Innenleben gewährt die nächste Veranstaltung der Benefiz kulTour "Glanz und Elend der Orgel" am Sonntag, 13. Februar, um 18 Uhr in der Pfarrkirche St. Remigius Zemmer mit Musik aus vier Jahrhunderten und Orgelbesichtigung.