Kein Tag ohne Text

KONZ. Anfang 2005 hat Ilse Goergen ihren ersten Krimi veröffentlicht. Ende November des Jahres folgte der zweite. Mittlerweile schreibt sie an ihrem dritten Roman. Schreiben gehört für die Autorin aus Konz-Könen mittlerweile zum täglichen Leben.

Nein, vordergründig hat sich wenig verändert bei Ilse Goergen, seit Anfang 2005 ihr erster Krimi herauskam. Immer noch arbeitet die bald 34-Jährige in einer Unternehmensverwaltung, lebt mit Partner und zwei Kindern im Konz-Könener Eigenheim. Geändert hat sich etwas anderes: die persönliche Einstellung zum Schreiben, die persönliche Sicherheit beim Verfassen von Texten. Ob Ilse Goergens erster Roman "Genau sein Kaliber" ein Verkaufserfolg geworden ist, weiß sie noch nicht einmal ganz genau. "Die Honorarabrechnung des Bookspot-Verlags steht noch aus." Aber das Buch hat in der Krimi-Literaturszene Aufsehen erregt - immerhin so viel, dass die Autorin in einer musikalischen Collage zum Dauner "Tatort Eifel" namentlich erwähnt wurde. Und die Rezensionen in Zeitungen und Krimi-Fachblättern sind durchweg positiv ausgefallen - freilich auch mit kritischen Akzenten.Einsichten eingebracht

Beides nimmt die Autorin ernst - das Lob für die spannenden Darstellungen und den geschickten Aufbau genau so wie die Kritik an zu vielen Handlungssträngen. Und beide Einsichten hat sie eingebracht in ihren neuen Roman "Blut im Schuh", der Ende November herauskam und ein Motiv des ersten Romans aufgreift. "Es war eine Idee des Verlags, die beiden Romane zu verknüpfen", sagt Goergen. Doch die Autorin hat keinen Fortsetzungsroman geschrieben. "Genau sein Kaliber" und "Blut im Schuh" sind zwar inhaltlich miteinander verbunden, doch separat lesbar und separat verständlich. Fällt ihr nun, nach dem ersten Krimi, die Arbeit leichter? Goergen nickt. Sie hat vom ersten Roman und der darauf folgenden Resonanz gelernt. "Das erste Buch habe ich im stillen Kämmerlein geschrieben, ganz auf mich allein gestellt. Beim zweiten habe ich die konstruktive Kritik, die schriftlich oder mündlich an mich herangetragen wurde, berücksichtigt." Und wohl deswegen ist der begabten Autorin der zweite Roman noch farbiger, spannender, greifbarer und für den Leser durchsichtiger geraten als der erste, der schon allerhand Lesevergnügen geboten hatte. "Blut im Schuh" - der Titel erinnert ganz gezielt an das Märchen vom Aschenputtel - setzt da an, wo der erste Roman endet. Eine Kriminalpolizistin entdeckt ihren Peiniger aus Kindertagen und wird vom Opfer zur Täterin - so scheint es jedenfalls. Denn am Ende des Krimis stellt sich die Situation völlig anders dar. Ein scheinbar harmloser Manager wird zum Mörder und eine Prostituierte zur Mörderin. So etwas sei doch unwahrscheinlich und unrealistisch, habe sie zu hören bekommen, erzählt Goergen. Doch das habe sie nicht beeindruckt, fügt sie hinzu."Literatur muss bunter sein als der Alltag"

"Literatur muss bunter, muss schriller sein als der Alltag", sagt sie und erinnert an die Fernsehkrimis, die auch nicht unbedingt viel mit der kriminalistischen Wirklichkeit zu tun haben. "Ein bisschen dichterische Freiheit muss auch dabei sein", sagt sie. Und, was ihr vielleicht am wichtigsten ist: "Ich lasse die Figuren des Romans als Menschen handeln." Ist es möglich, vom Krimi-Schreiben zu leben? "Man kann es vielleicht. Ich kann es nicht." Goergen bleibt weiter Verwaltungsangestellte. Nur die innere Einstellung hat sich gewandelt. Trotz aller Beanspruchung in Beruf und Privatleben ist Schreiben für sie mehr geworden als Gelegenheitsarbeit. "Es ist fester Bestandteil meines Lebens", sagt Goergen. Ihr dritter Roman ist schon zu einem Viertel fertig. Zwischen Wittlich und Koblenz wird sie mit Lesungen auftreten. Und neben den Romanen veröffentlicht sie weiter Krimi-Kurzgeschichten in Sammelbänden. Kein Tag ohne Text. Das freilich ist neu bei Ilse Goergen. Ilse Goergens neuester Kriminalroman "Blut im Schuh" ist im Bookspot-Verlag München erschienen und kostet 9,90 Euro.

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