Knöllchen aus der Nachbarschaft

WELLEN. Für Gesprächsstoff sorgt seit rund einem Jahr ein rot-blaues Verkehrsschild in der Moselstraße. Es besagt: Parken verboten. Doch nur wenige Zeitgenossen scheint das zu kümmern. Die Folge: Eine Flut von Knöllchen und ein deftiger Zank zwischen zwei Nachbarn.

 An diesem Schild scheiden sich die Geister. Gastwirt Hans Weber (Foto) sieht in dem Parkverbot vor seinem Gästehaus eine erhebliche Beeinträchtigung seines Betriebs. Foto: Hermann Pütz

An diesem Schild scheiden sich die Geister. Gastwirt Hans Weber (Foto) sieht in dem Parkverbot vor seinem Gästehaus eine erhebliche Beeinträchtigung seines Betriebs. Foto: Hermann Pütz

Schon oft hat Gerhard Müller-Späth mit seiner Kamera am Fenster gestanden. Dabei war es weniger die Aussicht, die der Mann aus der Moselstraße in Wellen im Bild festhalten wollte. Vielmehr hatte er es auf Autos abgesehen. Genauer: auf die Fahrer, die ihr Vehikel stundenlang dort stehen ließen, wo es verboten ist. Seit knapp einem Jahr prangt über dem Bürgersteig an der Grenze zum Nachbargrundstück ein rot-blaues Verkehrszeichen, das laut Straßenverkehrsordnung (StVO) die Nummer 286 trägt. Es besagt: An dieser Stelle darf maximal drei Minuten beispielsweise zum Be- und Entladen gehalten werden. Wer sein Fahrzeug etwa mehrere Stunden dort stehen lässt, der parkt. Mögliche Folge: ein "Knöllchen". "Genau das ist in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 30-mal passiert", berichtet Müller-Späth. Der Mann muss es wissen, schließlich ist er der Urheber der ungeliebten Zettel am Scheibenwischer. Doch wo liegt der Grund für den Wellener, sein eher ungewöhnliches "Hobby" zu betreiben?Seit Gasthaus-Erweiterung verschärfte Park-Situation

Gleich nebenan befindet sich ein Gasthaus. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Betrieb von einer "normalen" Wirtschaft zum florierenden Gastronomiebetrieb gemausert. 1994 baute der Besitzer, Hans Weber, ein Gästehaus, das an das Gebäude seines Nachbarn Müller-Späth grenzt. Seither ist die Zahl von Webers Kunden stark gestiegen. Das Problem: Schon früher konnte der Wirt aufgrund der beengten Verhältnisse in der Moselstraße nur in begrenztem Umfang Parkplätze vorhalten. Seit der Erweiterung seines Betriebs hat sich die Situation verschärft. Dennoch: Geparkt wurde, wo gerade Platz war - "auch vor meiner Haustür und der Garage", berichtet Gerhard Müller-Späth. Weiteres Problem: Schulbusse hatten kaum eine Chance, parkende Autos zu passieren. Auch ein Rettungswagen ist in einem Fall nicht durchgekommen. Am Ende kam, was kommen musste: Anfang Mai 2004 richtete die Verbandsgemeinde Konz vor dem Gästehaus in der Moselstraße eine Parkverbotszone ein, "und zwar auf Anregung meines Nachbarn", erklärt Hans Weber. War damit wieder alles im Lot? Zumindest für den Wirt nicht. Denn: "Seither fehlen drei Parkplätze für meine Kunden." Das beeinträchtige sein Geschäft erheblich. "Die Leute wollen nicht weit laufen, und im Zweifelsfall gehen sie eben zur Konkurrenz." Das Parkverbot sei ohnehin überflüssig, denn es habe - abgesehen von Einzelfällen mit Bussen - keine Probleme mit der Durchfahrt gegeben. Ob die drei Parkplätze tatsächlich fehlen? Trotz des Parkverbots sind oft Fahrzeuge vor dem Gästehaus zu sehen. Die Konsequenz: "Knöllchen", sagt Weber, "und die kommen vom Nachbarn - besser gesagt, vom Ordnungsamt, denn dort schickt er seine Fotos hin." Es stelle sich die Frage, ob das rechtlich in Ordnung sei. Edgar Strupp von der Verbandsgemeinde Konz meint: "Ja." Auch bestätigt er das Problem mit den beengten Verhältnissen in der Moselstraße. Bevor die Zone mit eingeschränktem Halteverbot eingerichtet worden sei, habe man mehrfach das Gespräch mit den Nachbarn gesucht. "Es wurde keine Lösung gefunden", so Strupp. Derzeit werde der Kompromiss diskutiert, das Parkverbot zeitlich zu begrenzen, "obwohl wir auch dann nur maximal zwei Stellplätze freigeben können", erklärt der Mann vom Ordnungsamt. Gastwirt Weber: "Damit wäre ich einverstanden." Gerhard Müller-Späth hingegen lehnt auch das strikt ab, denn so sei das Parkplatzproblem nicht zu lösen. In der Moselstraße haben sich die Fronten verhärtet. Fast schon resignierend meint Weber: "Warum tyrannisiert man mich, nur weil ein Nachbar ein Problem mit mir hat?" In den kommenden Tagen wird sich der Kreisrechtsausschuss mit dem Fall befassen, um unter anderem die Rechtmäßigkeit des Parkverbots in der Moselstraße zu überprüfen.

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