Kommunen wollen Schlamm aus Kläranlagen schrumpfen

Konz/Saarburg · Noch wird der Klärschlamm in den Verbandsgemeinden Konz und Saarburg großteils auf Feldern ausgebracht. Doch auf lange Sicht soll das verboten werden, schon jetzt wird es stetig eingeschränkt. In den Werken der beiden Kommunen macht man sich deshalb in einem ersten Schritt Gedanken, wie das Volumen des Schlamms verringert werden kann.

Kommunen wollen Schlamm aus Kläranlagen schrumpfen
Foto: (h_sab )

Konz/Saarburg. In Kläranlagen fällt jede Menge Klärschlamm an. In der Verbandsgemeinde Saarburg sind es 9500 Kubikmeter pro Jahr. Mit der Menge ließe sich das Saarburger Freibad mehr als drei Mal befüllen, denn dort passen 3000 Kubikmeter rein. In der VG Konz sind es 11 500 Kubikmeter. Doch wohin mit dem Zeug? Der Klärschlamm hat ein Imageproblem. Das sagt Franz Petri, Leiter der Saarburger VG-Werke. Allerdings macht er deutlich, dass er die Gründe für den schlechten Ruf dieser Substanz nicht unbedingt nachvollziehen kann.

Pro Verwertung in der Landwirtschaft: Petri: "Wir sind überzeugt, dass Klärschlamm ein gutes Produkt ist." Er werde sehr genau überwacht und enthalte viele wertvolle Pflanzennährstoffe. Zu diesen Stoffen gehören beispielsweise Stickstoff, Magnesium und der immer knapper werdende Phosphor. Klärschlamm eignet sich deshalb als Dünger.

Contra Verwertung in der Landwirtschaft: Doch gibt es eben auch Klärschlammkritiker - nicht nur in radikalen Umweltschützerkreisen. So heißt es auf der Homepage des Umweltbundesamtes: "Da der Klärschlamm neben wertvollen Bestandteilen jedoch auch eine unüberschaubare Anzahl umwelt- und gesundheitsgefährdender Schadstoffe enthält, dessen Risiken nicht abzuschätzen sind, soll die direkte landwirtschaftliche Klärschlamm ausbringung laut aktuellem Koalitionsvertrag in Zukunft weitestgehend eingestellt werden." Zudem solle der Phosphor zurückgewonnen werden. An Schadstoffen nennt das Amt Schwermetalle wie Blei und Quecksilber, organische Stoffe wie Dioxine und auch Arzneimittelrückstände sowie Krankheitserreger.

Die Suche nach Alternativen: Das Ende der Schlammverwertung ist laut Koalitionsvertrag für 2024 vorgesehen. Petri sagt: "Da wird es Zeit, dass wir das Thema pushen." Einiges ist in dieser Richtung bereits passiert. So haben sich alle Kommunen des ehemaligen Regierungsbezirks Trier inklusive der Stadt Trier im vergangenen Jahr zusammengetan und eine Klärschlammstudie in Auftrag gegeben.
Mit Hilfe dieser Studie soll eine zukunftssichere und günstige Form der Klärschlammverwertung gefunden werden. Die Wertschöpfung soll dabei in der Region bleiben. Deshalb soll laut Petri nicht einfach ein Lohnunternehmen mit der bislang üblichen Verbrennung beauftragt werden. Das Land hat der Studie Modellcharakter zugesprochen und fördert die Kosten von 2500 Euro zu 90 Prozent.
Ein erster Schritt: Die Verbandsgemeinden Konz und Saarburg haben sich aktuell zusammengetan, um dem großen Ziel einer zukunftssicheren Schlammverwertung einen Schritt näherzukommen. Sie haben eine Untersuchung in Auftrag gegeben, bei der herausgefunden werden soll, mit welcher Technik Klärschlamm am besten entwässert wird. Entwässerter Schlamm braucht weniger Platz, was die Zwischenlager in den Kläranlagen gerade bei kürzer werdenden Düngezeiten entlastet.
Petri ergänzt: "Beim Transport hilft das auch, die Straßen zu entlasten." Diese Untersuchung kostet 9900 Euro. Den Betrag teilen sich die Werke von Konz und Saarburg.

So läuft's aktuell: Aktuell sind die Auflagen für die Klärschlamm ausbringung bereits hoch. Petri sagt: "Wir müssen den Schlamm zwei Mal pro Jahr untersuchen. Dabei geht es um 60 Parameter wie Schwermetalle, Dioxine und alle anderen möglichen Schadstoffe."
In den vier Jahren, die er in Saarburg arbeite, seien die Grenzwerte noch kein einziges Mal überschritten worden.
Der Großteil des Klärschlamms werde in der Landwirtschaft zum Düngen eingesetzt. In der Region Trier werden 92,6 Prozent der Menge auf Felder ausgebracht.
Dabei wird darauf geachtet, dass nicht überdüngt wird. Laut Petri wird der Nährstoffgehalt des Schlamms bestimmt und ein Düngeplan, bei dem Boden- und Pflanzenart berücksichtigt werden, erstellt.
Das Ganze werde stichprobenartig von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion überprüft. Die Werke zahlen laut Petri für den Transport, die Bodenuntersuchung und die Flächenbereitstellung. Petri versichert: "Bei uns gibt es keinen Schlammtourismus." Der Klärschlamm werde im Umkreis von 20 Kilometern verwertet.Extra

Nicht immer riecht es angenehm bei Kläranlagen. Ist der Klärschlamm schuld? Franz Petri, Werkleiter der VG Saarburg, sagt: "Er ist nicht ganz geruchsneutral, er riecht erdig." Ein Check des TV in der Ayler Kläranlage bestätigt das: leichter Geruch, erdig trifft es. Dies liegt an der Behandlung im Faulturm. Ohne Sauerstoff setzen Bakterien den leicht faulenden Anteil der organischen Substanz des Rohschlamms um. Als sogenannter stabilisierter Klärschlamm bleiben überwiegend Mikroorganismen wie Bakterien übrig. In den Verbandsgemeinden Konz und Saarburg gibt es je vier Kläranlagen. In der VG Saarburg stehen sie in Ayl, Wincheringen, Palzem und Kastel-Staadt, in der VG Konz in Konz, Nittel, Pellingen und Wiltingen. mai

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