Kurzweil und Information beim Familientag

Saarburg · Der Arbeitskreis "Integration für Menschen mit Handicap" des lokalen Bündnisses für Familie in Saarburg hat einen Familientag zum Thema "Draußen-Mittendrin" veranstaltet. Zahlreiche Besucher informierten sich und wurden gleichzeitig gut unterhalten.

 Die Lebenshilfe hat ein Theaterstück in der alten Glockengießerei aufgeführt. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Die Lebenshilfe hat ein Theaterstück in der alten Glockengießerei aufgeführt. TV-Foto: Dirk Tenbrock

(dt) Menschen mit und ohne Behinderung haben sich am Sonntag im Mehrgenerationenhaus der alten Glockengießerei in Saarburg zu Begegnung, Austausch, Information und Unterhaltung getroffen. Das abwechslungsreiche Programm bot sowohl ernsthafte Auseinandersetzung mit seelischen und körperlichen Defekten als auch kulinarische Stärkung, Musik und Theater. Nach einem kleinen Prolog zu einem Zitat des Literaten Robert Walser - "Ich bin davon überzeugt, dass wir heutzutage viel zu wenig langsam sind"- war eine Podiumsdiskussion zentraler Punkt der Veranstaltung. Acht Experten aus Institutionen, die sich bei ihrer Arbeit mit den unterschiedlichsten Formen von Behinderung und psychischen Erkrankungen befassen, diskutierten kontrovers über das Thema "Mit Volldampf in die Krise - braucht unsere Gesellschaft Entschleunigung?". Alke Peters von der Servicestelle für lokale Bündnisse in Rheinland-Pfalz moderierte die Beiträge der Fachleute. "Im Vollrausch in der Krise", als Abwandlung des Mottos, gebe es laut Dieter Ackermann von der Kreisverwaltung immer mehr Menschen, die im "Hamsterrad" ihres Lebens gefangen seien.

Menschen brauchen Entschleunigungsinseln



Suchterkrankungen nähmen stark zu, sagte auch Svenja Heinrichs vom "Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer" und leider bleibe auch den Helfern immer weniger Zeit zur Betreuung und Hilfestellung. Walfried Heinz von der Lebenshilfe sagte, die Menschen würden heute getrieben anstatt sich treiben zu lassen. Aber auch Auswege, Lösungsvorschläge und positive Entwicklungen wurden angesprochen, Michael Gern vom Gesundheitsamt stellte fest, dass die Zahl der psychiatrischen Zwangseinweisungen über Jahre hinweg gleich geblieben sei, dies sei auch auf die gute Arbeit der zahlreichen Stellen, die Hilfe leisten können, zurückzuführen, die Entwicklung in diesem Bereich sei sehr erfreulich. "Jeder muss sich seine Entschleunigungsinsel suchen, dazu gehört allerdings Mut. Die technische und gesellschaftliche Entwicklung ist global nicht aufzuhalten, es wird immer schneller, höher und weiter gehen", sagt denn auch Beate Zastrau, die Leiterin der psychiatrischen Tagesklinik am Saarburger Kreiskrankenhaus. Dass Behinderte als Teil der Gesellschaft wahrgenommen werden sollen, wünscht sich Walfried Heinz. Die positive und lockere Stimmung am Familientag zeigt, dass dies möglich ist. Für Heinz ist es nach 38 Jahren bei der Lebenshilfe "normal, anders zu sein".

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