Legende mit Teufelsbund

SCHWEICH. Einen ganz besonderen Kunstgenuss erlebten die Besucher einer Veranstaltung des Theaterzentrums Stierstall in Schweich. Das Hohenloher Figurentheater begeisterte mit einer Aufführung von Dr. Faust als Puppentheater nach einer Überlieferung aus dem 16. Jahrhundert.

Die Geschichte des Dr. Faust, der seine Gier nach Allmacht und Vollkommenheit durch einen Pakt mit dem Teufel zu stillen versucht und dabei seine Seele verliert, wurde als dramatisch-klassischer Stoff vor allem durch Johann Wolfgang von Goethe bekannt. Doch die Sage ist bereits über 400 Jahre alt und verdichtet sich um die Figur des Magiers und Schwarzkünstlers Johann Georg Faust, der um das Ende des 15. Jahrhunderts lebte. Die Legende, er habe mit dem Teufel paktiert, wurde mit älteren, ähnlichen Geschichten verknüpft und in so genannten Volksbüchern veröffentlicht. 1589 bearbeitete ein Engländer namens Marlowe den Stoff als Drama, das wiederum von Deutschen als Volksschauspiel und Puppenspiel verbreitet wurde und Goethe zu seiner Fassung inspirierte. Die Puppenspiel-Tradition haben Johanna und Harald Sperlich vom Hohenloher Figurentheater aufgegriffen und umgesetzt. Schon zum Auftakt des Stückes sorgen die Klagen des zerlumpten Unterwelt-Fährmanns Charon über einen Mangel an Seelen für Lachtränen statt solcher der Rührung. Nicht minder erheitern der von Puppenschnitzer Jürgen Maaßen rund und rosig gestaltete Höllenfürst Pluto oder die neckisch koboldhaften Teufelchen Vitzliputzli und Asmodeus. Die in der äußeren Gestalt angelegten Charaktere des grübelnden Gelehrten Faust, des verschlagenen Verführers Mephistopheles, des arroganten Herzogs von Parma und anderer Figuren werden vom virtuosen Spiel der Sperlichs zu vollendeter Blüte gebracht. Mit unglaublicher Stimmenvielfalt lassen die beiden die Teufelchen quieken und kichern oder Fausts Diener Hans Wurst sächseln. Der wird sofort zum Publikumsliebling, wie vielleicht schon auf den Marktplätzen des 16. Jahrhunderts, wo sich Menschen mit dem derben, aber rundheraus ehrlichen Hans identifizieren konnten. Als Gegenpol zu Dr. Faust bleibt er mit gesundem Menschenverstand stets auf der Seite des Guten und überdauert seinen Meister, als dieser nach zwölf Jahren seine letzte Chance auf Erlösung verspielt und von einer feurigen Hand in die Hölle gerissen wird. Am 27. November um 11.15 und 15 Uhr gastiert das Hohenloher Figurentheater wieder im Schweicher Stefan-Andres-Schulzentrum. Gespielt wird Hänsel und Gretel für Kinder ab sechs Jahren.

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