Lernort für "verhaltensoriginelle" Schüler

Taben-Rodt · Zur Propstey in Taben-Rodt gehören eine Kindertagesstätte, eine Schule sowie verschiedene Wohngruppen. Integriert ist auch ein Jugendhilfezentrum. Die Einrichtung stellt sich und ihr Erziehungsprogramm am Sonntag, 15. Juni, ab 13 Uhr an einem Tag der offenen Tür vor.

Taben-Rodt. B Kay geht langsam auf Sandy zu, die genauso langsam immer weiter zurückweicht. Plötzlich greift der Jugendliche nach ihrem Handgelenk. Das Mädchen hält in seiner Hand einen 50-Euro-Schein. Zwischen beiden entspannt sich ein spannungsvoll geladener Dialog. Denn eigentlich sind beide miteinander befreundet. Aber als B Kay begreift, dass seine Freundin seiner Schwester Drogen verkauft hat, wird er sauer.
Immer wieder werden Sascha Krein, der B Kay spielt, und Kyoma Schneider von Angela Heintz unterbrochen. Die Theaterpädagogin hat seit Beginn des Schuljahres mit der Theatergruppe der Propstey Taben-Rodt das Stück "Wer ohne Schuld ist ..." entwickelt. Erstmals gespielt wird das Stück am Propsteytag, Sonntag, 15. Juni. Immer wieder fordert Heintz, dass sich die jungen Schauspieler, die auf die Ganztagsschule Propstey St. Josef gehen, auf ihre Rollen konzentrieren sollen.
Die Schüler, die die Einrichtung besuchen, haben einen "sozial-emotionalen Förderbedarf", erklärt Ulrike Hermes, die stellvertretende Schulleiterin. "Wir sprechen lieber von verhaltens originellen Jugendlichen." Denn der Begriff Förderschule passe einfach nicht zum gelebten Schulkonzept. "Hier werden die Kinder individuell entsprechend ihres Profils gefördert. Es gibt eine enge Beziehung zwischen Lehrern und Schülern."
Das Angebot der Schule richtet sich zum einen an Schüler aus den Landkreisen Trier-Saarburg und Merzig-Wadern, zum anderen aber auch generell an Jugendliche aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland, die sogenannten Internen. Letztere leben in verschiedenen Wohngruppen, die rund um die Uhr von Fachkräften betreut werden. "Hier soll den Jugendlichen vermittelt werden, dass man gemeinsam Krisen aushält, aus denen man auch gemeinsam eine Lösung findet", erklärt Rebecca Montes, die die Abteilung Jugendhilfe leitet. Es gehe in den betreuten Wohngruppen vor allem darum, dass die Kinder Zutrauen zu sich selbst entwickeln. "Oft waren unsere Schüler in Regelschulen überfordert, weil die Klassen zu groß oder die Lehrerfluktuation zu hoch war."
Seit Anfang des Jahres bietet die Propstey in der Verbandsgemeinde Saarburg und in Teilen der Verbandsgemeinde Kell am See auch ambulante Hilfe an. In Kooperation mit weiteren Einrichtungen werde versucht, Familienkonflikte - etwa mit den Eltern - innerhalb der Familie zu klären. Mit Hilfe des Trägerverbunds für den Sozialraum Saarburg sollen Konzepte entwickelt werden, wie "verhaltensoriginelle" Jugendliche wieder in ihr soziales Umfeld integriert werden können.
Extra

Die Kita der Propstey besuchen 40 Kinder; außerdem gibt es noch zwei Gruppen für Babys ab einem Alter von sechs Monaten. Die private Grund- und Hauptschule besuchen 84 Kinder, die maximale Klassengröße liegt bei zwölf Schülern. Ein Teil der Schüler lebt in den sechs Wohngruppen. An der Schule unterrichten insgesamt 16 Lehrer und Pädagogen. Träger der staatlich anerkannten Einrichtung sind die Pallotiner Jugendhilfe sowie die Bildungswerk GmbH. Gesellschafterin ist die Marienhausstiftung mit Sitz in Neuwied. Die Stiftung ist ein Zusammenschluss der Schwestern der Ordensgemeinschaft der Waldbreitbacher Franziskanerinnen der allerseligsten Jungfrau Maria von den Engeln (FBMVA) und der Franziskanerinnen von der Heiligen Familie (OSF). Neben dem Theaterstück "Wer ohne Schuld ist ..." gibt es am Propsteytag kleine Vorführungen der Kita, Wahrnehmungsspiele sowie eine Ausstellung mit Holzwerken, die von den Schülern selbst hergestellt wurden. itz

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