Mächtig und grenzenlos

SAARBURG. Der Friedrich-Spee-Chor will Grenzen überschreiten. Lieder aus allen Teilen der Welt ertönten am Sonntag in der Pfarrkirche St. Laurentius in Saarburg.

Es ist still in der Pfarrkirche St. Laurentius in Saarburg. Die untergehende Sonne scheint durch die großen Fenster der Kirche und lässt das Gotteshaus in einem sanften, herbstlichen Licht erstrahlen. Am Altar hat sich der traditionsreiche Friedrich-Spee-Chor versammelt. Das Publikum wartet gespannt. Man könnte eine Stecknadel fallen hören. Plötzlich erheben sich die Stimmen des Chores, begleitet von den mächtigen Klängen der Orgel. Die Musik schallt durch das Kirchengewölbe, ehrfurchtsvoll lauschen die Zuhörer dem Gesang. "Nach(t)klang" heißt das Konzert, das im Rahmen der Kulturtage des Kreises Trier-Saarburg in der Pfarrkirche St. Laurentius aufgeführt wird. "Das Konzert ist ein Nachklang auf den Herbst und läutet gleichzeitig den kommenden Winter ein", erklärt Dirigent Martin Folz. "Früher haben die Menschen Lieder gesungen, um ihre Furcht vor der Dunkelheit zu vertreiben", sagt Folz. "Heute können wir mit unserem Gesang die Nacht zum Tage machen." Auf dem Programm stehen Abendlieder, Nachthymnen und Gospelsongs aus allen Teilen der Welt. Kein Wunder, denn das Motto der Aufführung heißt "Grenzen überschreiten". Hinter den Liedern stehen Geschichten

"Der Gesang verbindet die Menschen, er ist mächtig und grenzenlos", erläutert Folz. Dem Dirigenten aus dem Saarland merkt man an, dass er sich für Musik begeistert. Wenn er nicht gerade den Chor dirigiert, sitzt er an der Orgel. So wie bei dem Stück "Ain Karim" des französischen Komponisten Daniel Roth. Der Name des Liedes steht für einen Ort in der Nähe von Jerusalem. Immer wieder erklärt Folz dem staunenden Publikum die Geschichten, die hinter den Liedern stehen. Der Chor singt das Schlaflied "Duerme Negrito" aus Argentinien. Fröhlich hört es sich an, doch der Text ist traurig. Es handelt von einer Mutter und ihrem hungerndem Kind. Die beiden sind arm und haben nichts zu essen. Damit es den Hunger vergisst, versucht die verzweifelte Mutter, das Kind in den Schlaf zu wiegen. Die Mutter erzählt die Geschichte vom bösen weißen Mann, der nachts zu den Kindern kommt, die nicht einschlafen wollen. Von den "Hymnen der Nacht" geht es schließlich zu den schöpferischen Gospelsongs aus dem Süden der USA. "Nach einer dunklen Nacht erblicken wir immer einen hellen Morgen", sagt Folz. Als Symbol für das Ende der Nacht singt der Friedrich-Spee-Chor den Song "Turn the world around" von Harry Belafonte. "Damit schließt sich der Kreis, und wir sind wieder am Anfang angekommen", erklärt der Dirigent. Zum Schluss erschallt das Lied "Viva la Musica" von Ivan Eröd.

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