"Mich hat mein Beruf erfüllt"

SAARBURG. "Mit sehr zwiespältigem Gefühl" hat Manfred Wischnewski seine Entlassungsurkunde entgegengenommen. Nach fast 22 Jahren als Rektor an der Hauptschule wechselte er gestern in den Ruhestand.

"Wenn ich nach vorne schaue, weiß ich, dass ich eine Menge Freiheiten bekommen werde, und ich falle nicht in ein Loch. Aber der Verlust stellt sich trotzdem ein", sagt Manfred Wischnewski wenige Tage vor seiner Verabschiedung als Rektor der Hauptschule Saarburg. Leichten Herzens verlasse der gebürtige Danziger, der im September 65 Jahre alt wird, seine Einrichtung nicht. Zu eng scheint er mit seinem Beruf, vor allem aber auch mit den Kindern, verwurzelt. "Schauen Sie mal, was mir eine sechste Klasse vor einiger Zeit geschenkt hat", sagt Wischnewski und zeigt zur Bürotür. Eine große gelbe Sonne klebt dort. Auf jedem einzelnen Strahl steht der Name eines Schülers. "Wir sind doch Ihre Strahlen", hätten sie das Geschenk kommentiert und dem überzeugten Pädagogen damit aus der Seele gesprochen. Den besonderen Auftrag als erster Mann an der Hauptschule habe Wischnewski stets ernst genommen. "Wir sind sicher die Schule, die sich am stärksten um ihre Kinder bemühen muss. Denn wir vermitteln nicht allein Wissen, sondern müssen in hohem Maße pädagogisch aktiv werden", weiß der 64-Jährige. An der Hauptschule gehe es vorrangig darum, den Schwächeren zu helfen, die Stärkeren zu fördern und die Gemeinschaft zu vertiefen. "Das war immer eine reizvolle Herausforderung", resümiert Wischnewski. Verhehlt jedoch nicht: "Es gab auch herbe Enttäuschungen, wo man einfach gegen die Wand gelaufen ist und gemerkt hat, bei einem Schüler nicht landen zu können." Englisch und Französisch hat er unterrichtet, sich vor allem jedoch auch viel Zeit für Gespräche mit Kindern genommen. Viele hätten ihn in seinem Büro aufgesucht und ihm so manche Frage und manches Problem aus dem oftmals schwierigen Elternhaus anvertraut. Dieser bisherige enge Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen, der künftig wegfalle, werde ihm wohl am meisten fehlen, meint der Wahlkonzer. Aber auch mit dem Kollegium, 23 Lehrer und Lehrerinnen, habe er gerne und konstruktiv zusammengearbeitet. Er habe sich stets bemüht, für ein offenes Klima zu sorgen, in dem beide Seiten den Mut haben, Kritik anzubringen. "Mein Prinzip war immer: Wenn es den Kollegen gut geht und sie in klaren Verhältnissen ihre Arbeit tun können, geht es auch den Schülern einigermaßen gut." Der fünffache Familienvater habe während seiner Schullaufbahn immer wieder versucht, Entwicklungen schnell aufzugreifen und weiterzubringen. "Ich habe Herausforderungen geliebt." Als weitreichendste Entwicklungen an der Hauptschule in Saarburg nennt er die Einführung des freiwilligen zehnten Schuljahres ("das hat uns in Konkurrenz zur Realschule sehr stark aufgewertet") sowie der Einstieg in das Projekt Ganztagsschule. "Da stehe ich hundertprozentig hinter, weil es uns eine ganz neue Nähe zum Kind bringt und die Sozialkompetenz stärken lässt.""Nehme hohe Befriedigung mit"

Wenn Manfred Wischnewski auch seinen Schreibtisch für Nachfolger Josef Brittnacher, seit elf Jahren bereits sein Stellvertreter, räumt, so doch mit einem Gefühl, das sicherlich nicht jeder mit in den Ruhestand nehmen kann: "Ich nehme eine hohe Befriedigung mit und die Überzeugung, dass mich mein Beruf erfüllt hat." Stolz machen ihn Aussagen von Eltern, von der Schule gehe viel Wärme aus, die Kinder fühlten sich wohl und hätten Erfolgserlebnisse. Wischnewski freut sich immer, "wenn ich die Schüler nach ihrer Zeit bei uns treffe und erfahre, was aus ihnen geworden ist." Wer als (ehemaliger) Schüler ebenfalls Wert auf diese Begegnung legt, sollte sich künftig viel in der Natur aufhalten. Denn dort will sich Wischnewski als Ruheständler bei Spaziergängen mit und ohne Kamera öfter als bislang aufhalten.

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