Missen? Pah!

So, jetzt muss ich mich mal bei mindestens der Hälfte der Menschheit unbeliebt machen: Es ist ja wohl allseits bekannt, dass für die meisten Herren der Schöpfung die Hose wichtiger als das Hirn ist.

Stimmt nicht? Stimmt wohl! Man muss sich doch nur diese unsäglichen Veranstaltungen anschauen, die ich zutiefst anprangere. Ich meine die Miss-Soundso-Wahlen, die landauf, landab Hochkonjunktur haben. Das Allerschlimmste ist: Auch mein Martin ergötzt sich gern am Anblick knapp bekleideter junger Damen und verfolgt bei jeder Gelegenheit, die sich ihm bietet, dieses verachtenswerte Spektakel. Mich versucht er dann mit treuem Dackelblick und der Floskel "Appetit darf man sich auswärts holen, gegessen wird daheim" zu besänftigen, bevor er sich aus dem Staub macht. Vor einigen Tagen haben ihm seine Arbeitskollegen, die um diesen Hang zum Voyeurismus wissen, aber einen schönen Streich gespielt und mir einen herrlichen Anlass zur Schadenfreude bereitet. Sie haben nämlich meinem Mann den Mund mit der Wahl der "Miss Hochwald" wässrig gemacht. Zwar hatte sich Martin noch über den merkwürdigen Termin - es war ein Montagmorgen - gewundert. Das Argument "Bei der Keller Kirmes ist das immer so" hat er aber anstandslos geschluckt. Und so haben die Kollegen meinen Martin ein "tierisches Vergnügen" beschert. Mein Göttergatte fand sich nämlich auf einem Züchter-Wettbewerb wieder, bei dem die "schönste Kuh der Schau" gekürt wurde. "Na, wer hat gewonnen. Wieder eine aus der Eifel?", fragte ich ihn danach schelmisch. In den letzten Jahren wurde nämlich witzigerweise immer "Gewächsen" aus der Wittlicher Gegend der Siegeskranz der "Miss Hochwald" um den Hals gehängt. Martin, die beleidigte Leberwurst, hüllte sich jedoch trotzig in Schweigen. Mir war's egal. Denn Hauptsache ist doch: Solange uns Mädels von der Obermosel nur Rindviecher aus der Eifel als Schönheitsköniginnen den Rang ablaufen, kann ich prima damit leben.

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