Umwelt Wasser lässt sich nicht aufhalten, aber Risiken kann man mindern

Saarburg · Mit einem gut besuchten Bürger-Infoabend hat die Verbandsgemeinde den Auftakt zum neuen Hochwasserschutzkonzept gemacht. Es gab auch erste Tipps für Hausbesitzer.

 Rund 100 Besucher sind zur Auftaktveranstaltung zum Projekt Hochwasserschutz in den Saarburger Sitzungssaal der Verwaltung gekommen.

Rund 100 Besucher sind zur Auftaktveranstaltung zum Projekt Hochwasserschutz in den Saarburger Sitzungssaal der Verwaltung gekommen.

Foto: Martin Recktenwald

Der Hochwasserschutz stößt in der Verbandsgemeinde auf breites Interesse: Rund 100 Bürger haben einen Informationsabend im Saal Schlossberg in Saarburg besucht. In den kommenden beiden Jahren soll mit Fördergeld vom Land ein umfassendes Konzept zur Sicherung gegen extreme Wasser-Ereignisse entstehen.

Bei der Auftaktveranstaltung präsentierte Ralf Schernikau,  Referent für Hochwasserschutz beim Umweltministerium Rheinland-Pfalz, zunächst ernüchternde Erkenntnisse. Seine Botschaft: Ist erst einmal genügend Wasser unterwegs, ist es nicht mehr zu stoppen. „Technische Lösungen wie Rückhalteflächen, Deiche und dergleichen funktionieren alle nur bis zu einer bestimmten Menge“, mahnte er. Sich dies zu vergegenwärtigen sei wichtig, denn gerade das trügerische Gefühl von absoluter Sicherheit verleite zum falschen Umgang mit dem Thema.

Mitunter gehe es viel schneller, als man denkt. Ein Video von einem sommerlichen Kirmestag im Donnersbergkreis belegte das: Während am Himmel schon wieder die Sonne strahlte, verwandelte der kurz zuvor heruntergeprasselte Starkregen das gesamte Dorf in eine Flusslandschaft. Solche Regenphänomene seien meist örtlich eng begrenzt und ließen sich daher mit den bekannten Methoden der Wetterbeobachtung nicht genau vorhersagen. Viele Prognosen gingen außerdem davon aus, dass diese Ereignisse durch den Klimawandel an Häufigkeit und Schwere zunehmen würden. Durch Starkregen gewinne Hochwasserschutz auch für Gemeinden an Bedeutung, die sich aufgrund räumlicher Distanz zu größeren Flüssen wie Mosel und Saar bisher nicht zum Kreis der möglichen Betroffenen zählten.

Deswegen soll in den nächsten beiden Jahren in der VG Saarburg alles genau unter die Lupe genommen werden. „In den Gemeinden werden wir Begehungen durchführen mit Ortskundigen, die uns über Gefahrenschwerpunkte und Ereignisse früherer Jahre aufklären“, kündigte Volker Thesen an. Der Geograf ist Ansprechpartner des Projekts beim von der VG beauftragten Planungsbüro Hömme. Zusätzlich finden in diesem und Anfang kommenden Jahres lokale Workshops statt, in denen einerseits Vorschläge von Bürgern gesammelt und andererseits über Möglichkeiten der privaten Vorsorge informiert wird. Am Ende soll ein Katalog mit Maßnahmen, Verantwortlichen und Zeitplan stehen. Dank eines Landes-Förderprogramms sind 90 Prozent der Kosten für solche Vorhaben abgedeckt.

Bauliche Veränderungen wie Gewässerrenaturierungen, Rückhaltebecken oder wassergeschützte Stromverteiler-Kästen sowie eine gute Ausstattung von Feuerwehr und Katastrophenschutz sind aus Sicht von Ralf Schernikau aber nur ein Teil der Strategie. Vielmehr sei jeder Einzelne gefragt. Beispiel Treibgut: Was sich bei Hochwasser unter Brücken sammele und den Ablauf blockiere, stamme selten nur aus der Natur. „Da ist ein Gartenhäuschen zu nah am Bach gebaut oder Nutzholz, das im Garten gelagert wurde – wenn auch ohne böse Absicht“, erläuterte der Ministeriumsreferent. Das eigene Haus solle man ebenfalls in den Blick nehmen: „Alles was im Keller an den Abwasserkanal angeschlossen ist, funktioniert im Zweifel auch in umgekehrter Richtung. Der Einbau von Rückstauventilen empfiehlt sich.“

Solchen simplen und doch effektiven Schutzmaßnahmen stehe jedoch oft eine falsche Gefahreneinschätzung entgegen. „Unmittelbar nach einem Hochwasser ist das Problembewusstsein hoch. Passiert aber ein paar Jahre lang nichts, macht sich die Vorstellung breit: Wir werden sicher verschont bleiben“, verwies Schernikau auf entsprechende Untersuchungen. Die gleiche Überlegung führe dazu, dass eine Versicherung gegen Elementarschäden als überflüssig angesehen werde. Hier sei sorgfältige Abwägung gefragt. Denn, viele wüssten nicht: „Wer vorab die Möglichkeit hatte, sich über eine Elementarschadenversicherung gegen finanzielle Risiken zu wappnen, hat im Schadensfall keinen Anspruch auf staatliche Unterstützung.“

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