Patienten gesucht

Saarburg · Nach einem wirtschaftlich schwierigen Jahr 2012 ist die Belegschaft des Kreiskrankenhauses St. Franziskus Saarburg darauf vorbereitet worden, dass sich die Situation in diesem Jahr noch verschärfen wird. Immer mehr Patienten sind nötig, um rote Zahlen zu vermeiden. Geschäftsführer Holger Brandt übt harsche Kritik an den Krankenkassen.

 Gitarrist Danny Schwickerath und Bassist Florian Turbing eröffnen den Neujahrsempfang im Saarburger Krankenhaus mit Jazz-Klängen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Gitarrist Danny Schwickerath und Bassist Florian Turbing eröffnen den Neujahrsempfang im Saarburger Krankenhaus mit Jazz-Klängen. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Saarburg. "Hinter uns liegt ein richtungweisendes Jahr 2012", hat Holger Brandt, der Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses St. Franziskus Saarburg, beim Neujahrsempfang vor etwa 250 der mehr als 600 Mitarbeiter gesagt. Mit genau 8170 Patienten konnte im Vergleich zu 2011 die Fallzahl um 401 oder 5,2 Prozent gesteigert werden.
Die Schließung der Geburtshilfe dagegen brachte der Gynäkologie einen Einbruch um 60 Prozent. Mit der neuen Station für Schmerztherapie konnte das Krankenhaus etwas gegensteuern. 101 Patienten seien dort seit Juli erfolgreich behandelt worden. Durch höhere Erlöse in dieser Abteilung seien die Verluste kompensiert worden. Außerdem habe es 44 ambulante Entbindungen gegeben.
Gestiegene Personalkosten


Sehr zufrieden ist der Geschäftsführer trotz starker Konkurrenz mit der hundertprozentigen Auslastung der beiden psychiatrischen Abteilungen und des Seniorenzentrums. Entwarnung kann Brandt allerdings nicht geben: "Die Personalkosten sind tarifbedingt um 700 000 Euro gestiegen, so dass die geschätzten Mehrerlöse von 1,5 Millionen Euro höchstens für eine schwarze Null ausreichen." Denn damit könne lediglich der Verlust aus dem Jahr 2011 ausgeglichen werden.
Das Problem ist der Wettbewerbsnachteil kleinerer Krankenhäuser, die Fixkosten für eine Grundversorgung und eine 24-Stunden-Bereitschaft schlechter abdecken können als Großkliniken. "Auch 2013 wird die Krankenhauslandschaft kein Streichelzoo", warnt Brandt. Erneut würden die Pflegesätze geringer ansteigen als die Tariflöhne.
Die Konsequenz: 120 Patienten mehr müssen behandelt werden, um das gleiche Ergebnis zu erzielen. Brandt rechnet auch mit 80 Mehrfällen in der Schmerztherapie. Brandts Kritik richtet sich an die Kostenträger: "Es kann nicht sein, dass die Kassen auf Milliardengewinnen sitzen, während Krankenhäuser mit Pflegesatzsteigerungen abgespeist werden, die unterhalb der Lohnentwicklung liegen und damit systembedingt Mehrleistungen erbracht werden müssen."
Der ärztliche Direktor Stefan Burg lobte den Kreistag, der sich bereiterklärt hat, das Haus notfalls zu unterstützen: "Wir hoffen natürlich, dass das nicht nötig sein wird." Er könne verstehen, wenn bei immer höherer Belastung die Mitarbeiterzufriedenheit sinke. Die Gesellschaft als Ganzes müsse sich fragen (lassen), was ihr die medizinische Grundversorgung und Pflege wert sei. Als Denkmodell schlägt Burg eine vermehrte Beteiligung in der ambulanten Versorgung vor, da ja immer mehr Hausarztpraxen schließen. Betriebsratsvorsitzender Gerhard Kaiser bedauert den leergefegten Arbeitsmarkt im medizinischen Fachpersonal: "Deshalb müssen wir ein attraktiver Arbeitgeber bleiben." Der Aufsichtsratsvorsitzende, Landrat Günther Schartz, lobt die Flexibilität des Krankenhauses, das erhalten werden müsse, denn: "Das Krankenhaus trägt auch viele weitere wirtschaftliche Strukturen mit."Meinung

Der Verteilungskampf tobt
Das Saarburger Krankenhaus steht unter Druck. So wie viele kleine - oft kommunale - Krankenhäuser. Da ist es legitim, dass der Geschäftsführer mehr Geld von den Kassen fordert. Der Deutsche Bundestag hat beschlossen, die Praxisgebühr abzuschaffen. Das wurde möglich, weil die Kassen in der Vergangenheit viel Geld von den Versicherten eingesammelt haben. Kaum wurde das bekannt, tobte ein Verteilungskampf. Praxisgebühr abschaffen? Prämien zahlen? Beiträge senken? Leistungen der Kassen erweitern? Mehr Reserven anlegen? Das Krankenhaus ist unverzichtbar für die medizinische Versorgung der Menschen in der Stadt und den Dörfern zwischen Mosel und Hunsrück. Die Klinik ist mit 600 Mitarbeitern einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Region. Ihr Wohl und Wehe geht alle an. Die Klinikleitung muss ihre eigene Verwaltung und Ausstattung auf Einsparmöglichkeiten abklopfen. Und sie muss sie darauf dringen, dass von den Kassen genug Geld kommt. Sonst ist es zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. t.thieme@volksfreund.deExtra

Das Kreiskrankenhaus St. Franziskus Saarburg wird weiter für die Zukunft fit gemacht: Noch im Februar wird die neue Intensivstation im Erweiterungsbau mit zehn Betten eröffnet. Ende des Jahres wird mit der Operationsabteilung die Zehn-Millionen-Investition fertiggestellt sein. 90 Prozent des Geldes kommen vom Land. doth

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