Poetische Lautenlaute

KONZ. Musiklehrer am Gymnasium, Fachleiter am Trierer Studienseminar, Chordirigent – Gerd Demeraths Aufgaben sind vielfältig. Aber die Liebe des passionierten Lautenspielers gehört der alten Musik. Jetzt hat Demerath ein neues Ensemble gegründet: die "Cappella poetica".

Er wirkt wie jemand, der einiges erreicht hat und darüber nicht unzufrieden ist. Leise und doch selbstbewusst erzählt Gerd Demerath von seinem Start als Musiklehrer an der Realschule, vom Übergang zum Gymnasium im Jahr 1996 und von seiner Tätigkeit in der Lehrerausbildung am Trierer Studienseminar nur zwei Jahre später - "der Schwerpunkt meiner beruflichen Tätigkeit", fügt er hinzu. Demeraths zurückhaltende Tonlage ändert sich auch nicht, wenn er von seiner großen künstlerischen Liebe erzählt, der alten Musik. Gerd Demerath, der in Ausbildung und Berufspraxis auch vieles andere kennen und analysieren lernte, hat sich immer auf die Musik vor 1750 konzentriert, vor allem auf Kompositionen zwischen 1550 und 1650. Die Gitarre, Hauptinstrument in der Musiklehrer-Ausbildung, genügte ihm bald nicht mehr. Demerath begann, Laute zu lernen. "Ich suchte die adäquaten Instrumente", sagt er. Und bei bedeutenden Interpreten wie Star-Sopranistin Emma Kirkby oder Gambistin Hille Perl hat er Wissen und Fähigkeiten vertieft. Schließlich gründete Gerd Demerath im Jahr 1988 den "Konzer Vocalkreis", in dessen Titel der Anspruch auf Historisch-Erlesenes unverkennbar mitschwingt. Bis zum Jahr 2003 leitete er den kleinen, feinen Chor. Warum alte Musik? Was fasziniert an künstlerischen Arbeiten, von denen uns nicht nur Jahrhunderte, sondern auch völlig andere Einstellungen und Mentalitäten trennen? "Es ist die Sprachnähe dieser Musik", sagt Gerd Demerath, der enge Zusammenhang zwischen Dichtung und Komposition. Und es ist die ungeheure Vielfalt und die enorme Ausdruckskraft. "Diese Musik ist emotional so unmittelbar", sagt er und es wird spürbar, wie intensiv er diese Emotionalität mitempfindet. Jetzt hat Gerd Demerath ein neues Vokalensemble gegründet. "Cappella poetica" heißt es und zeigt schon im Titel an, was Demerath an der Musik wichtig ist - der konkrete literarische Bezug. Aber darüber hinaus soll diese "Cappella" dem Musikleben neue Impulse geben. "Bei den großen Chören herrscht Stagnation", lautet Demeraths Diagnose. Zugleich seien immer mehr Chorsänger bereit zu anspruchsvollerer Arbeit und zu künstlerischer Selbstständigkeit. Das sei eine Chance für kleine, spezialisierte Ensembles. Gemeinsam mit dem Vokal- und Instrumentalensemble "Duchesse de Bourgogne" wird die "Cappella" am 17. Mai um 19 Uhr in der Trierer Pfarrkirche St. Antonius eine musikalische Reise durchs das Italien um 1600 unternehmen: Florenz, Mantua und Rom. Gerd Demerath dirigiert dieses Ensemble, begleitet es aber auch zeitweise an "seinem" Instrument.Warm, flexibel und doch im Raum völlig präsent

Er spielt eine Variante der Laute, die "Theorbe" genannt wird oder bei anderen Musiktheoretikern "Chitarrone". Ein Meter neunzig messen Corpus und Hals, und die daraus resultierende Saitenlänge ermöglicht auch vergleichsweise starke, substanzielle Basstöne. Das Instrument klingt warm und flexibel, besitzt aber doch genügend Deutlichkeit, um im Raum präsent zu sein. Damit gehört die Chitarrone nicht nur unverwechselbar zur alten Musik, sondern auch zum leisen, sachlichen, effektiven und doch emotionsstarken Stil von Gerd Demerath. Erster Auftritt der "Cappella poetica" am Freitag, 5. Mai, 19 Uhr in der evangelischen Pfarrkirche Konz-Karthaus. Die "musikalische Reise" ("Viaggio musicale") findet am 17. Mai, 19 Uhr, in der Trierer Pfarrkirche St. Antonius statt. Die "Cappella poetica" und das Ensemble "Duchesse de Bourgogne" musizieren Kompositionen aus der Zeit um 1600. Laute und Leitung: Gerd Demerath.

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