Porta, Dom & Co. in Feingold

Auf Quedlinburg, Bamberg, Weimar, Lübeck und Goslar folgt Trier: Deutschlands ältester Stadt ist die 2009er 100-Euro-Goldmünze in der Unesco-Welterbe-Reihe gewidmet. Den Beschluss zur Prägung und Ausgabe fasste das Bundeskabinett am Mittwoch.

Berlin/Trier. "Da habe ich doch nicht zu viel versprochen", strahlte Karl Diller (67) gestern, als sein "Kind" in Berlin das Licht der Welt erblickte. In der Tat: Die nächste 100-Euro-Goldmünze kann sich - dem sperrigen Titel "Unesco Welterbe - Römische Baudenkmäler, Dom und Liebfrauen in Trier" zum Trotz - sehen lassen.

Der Kabinettsbeschluss zur Prägung und Herausgabe machte zugleich öffentlich, wie das gute Stück aussieht und von wem der Entwurf stammt. Das wussten bislang nur die sieben Mitglieder des Preisgerichts (darunter Triers OB Klaus Jensen und Dommuseums-Direktor Winfried Weber) - und eben Finanzstaatssekretär Diller (SPD), der sich seit Jahren und letztlich erfolgreich um die Aufnahme Triers ins deutsche Unesco-Welterbe-Münzprogramm bemüht hat.

Doch alle waren verpflichtet, keine Details zu verraten. Lediglich Karl Diller hatte sich in seiner Begeisterung etwas aus der Deckung getraut und von einer "filigranen und realistischen Darstellung" der Welterbe-Gemäuer gesprochen (TV vom 18. November). Das einmütige Urteil, das die Jury Ende Oktober in der Staatlichen Münze in Berlin fällte, teilt der SPD-Politiker voll und ganz ("Das war auch mein eindeutiger Favorit"): Von den Entwürfen, die mehr als ein Dutzend Künstler aus ganz Deutschland eingereicht hatten, ragte der von Michael Otto aus dem hessischen Rodenbach heraus. Der 41-jährige Dozent der Hanauer Zeichenakademie hat bereits mehrere Gestaltungswettbewerbe gewonnen. So wurde auch die in diesem Jahr erschienene 10-Euro-Gedenkmünze zum 150. Geburtstag von Max Planck nach Ottos Entwurf geprägt.

Kuriosum am Rande: Vollständigkeit war offenbar kein Bewertungs-Kriterium. Otto stellt nicht alle der von der Unesco mit dem Weltkulturerbe-Prädikat geadelten Trierer Baudenkmäler dar: Römerbrücke, Porta Nigra, Konstantin-Basilika, Kaiserthermen, Dom/Liebfrauen und die Igeler Säule sind dabei. Barbarathermen und Amphitheater fehlen jedoch.

Goldmünzen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. 100 Euro beträgt der Nennwert, und sie ließen sich sogar als Zahlungsmittel einsetzen. Doch wer das tut, macht ein schlechtes Geschäft.

So hat die Bundes-Verkaufsstelle für Sammlermünzen die frisch ausgegebene 2008er Goldmünze "Unesco Welterbe Altstadt Goslar - Bergwerk Rammelsberg" im vergangenen Frühjahr für 339 Euro angeboten, der Münzhandel verlangt derzeit bereits 465 Euro (jeweils plus Lieferzuschlag).

Mit der Trier-Goldmünze dürfte es sich ähnlich verhalten. Was sie kosten wird, hängt vom Goldpreis im kommenden Frühjahr ab. Die Nachfrage sei schon jetzt enorm, berichtet Diller. Er empfiehlt Interessenten, sich frühzeitig bei Banken, Sparkassen oder im Internet über www.deutsche-sammlermuenzen.de (zugleich Bestell-Adresse) zu informieren. Die aus 15,5 Gramm Feingold bestehende Trier-Münze wird voraussichtlich in einer Gesamtauflage von 450 000 Exemplaren geprägt werden, und zwar zu gleichen Teilen von allen fünf Münzstätten der Bundesrepublik. Das Goldstück wird es demnach mit den Münzzeichen "A" (Berlin), "D" (München), "F" (Stuttgart), "G" (Karlsruhe) und "J" (Hamburg) geben.

Hunderttausendfache Werbung für Trier

 So wird die von Michael Otto (Rodenbach) gestaltete Trier-Goldmünze aussehen. Die Rückseite ziert der Bundesadler.Foto: Bundesfinanzministerium

So wird die von Michael Otto (Rodenbach) gestaltete Trier-Goldmünze aussehen. Die Rückseite ziert der Bundesadler.Foto: Bundesfinanzministerium



OB Jensen sprach gestern nach dem Kabinettsbeschluss von "einer ganz tollen Sache. Trier hunderttausendfach in Feingold - das ist für uns eine große Ehre, aber auch eine gute Werbung". Jensen wird als einer der ersten eines der frisch geprägten Goldstücke in Händen halten. Karl Diller will ihm Anfang Oktober die obligatorische erste Münze im Rathaus überreichen. Auch für Diller hätte der Akt eine große symbolische Bedeutung: Es wäre möglicherweise seine letzte Amtshandlung als Mitglied der Bundesregierung. Am 27. September 2009 wird der nächste Bundestag gewählt und binnen der folgenden vier Wochen erstmals zusammentreten. Diller, der am 27. Januar seinen 68. Geburtstag feiert, verabschiedet sich dann nach 22-jähriger Zugehörigkeit aus dem Bundestag.

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