Postbank verlässt Saarburg, Post will bleiben

Saarburg · Die Postbank AG schließt Ende Mai ihr Finanzcenter in der Saarburger Brückenstraße. Die Deutsche Post, die die Räume bisher als Untermieter mitnutzt, sucht nach einem neuen Standort in der Stadt. Nähere Auskünfte will das Unternehmen dazu nicht geben, um derzeit laufende Gespräche nicht zu behindern.

Saarburg. Gerd Müller hat seine Kanzlei in der Brückenstraße Nummer 6 im Obergeschoss. Das Erdgeschoss unter ihm hat die Postbank AG für ihr Finanzcenter angemietet. Dort werden nicht nur Bankgeschäfte abgewickelt, sondern auch Briefmarken verkauft sowie Pakete angenommen und herausgegeben. Dort befindet sich auch ein Raum mit Postschließfächern. Für den Anwalt hat das den Vorteil, dass er die eingehende Post gleich vormittags abholen und sofort bearbeiten kann, ohne dass er auf einen Postboten warten muss. Der Weg zum Postfach ist schnell erledigt, und die Kosten sind mit 19,99 Euro im Jahr überschaubar.Vertrag gekündigt


Doch das wird sich bald ändern. Müller hat von seinem Vermieter erfahren, dass die Deutsche Postbank AG den Mietvertrag für Ende 2017 gekündigt hat. Doch schon vorher solle Schluss sein, die Postfiliale würde bereits zum 31. Mai geschlossen. "Das kann ja wohl nicht sein, dass es ab dann im Mittelzentrum Saarburg keine Postfiliale mehr gibt", schimpft Müller im TV-Gespräch.
Ralf Palm, Pressesprecher der Postbank AG - eine 100-prozentige Tochter der Deutschen Bank AG - bestätigt auf TV-Anfrage die Kündigung des Mietvertrags. "Wir können unser Dienstleistungsangebot in Saarburg dauerhaft nicht wirtschaftlich anbieten", antwortet Palm auf eine entsprechende Presseanfrage. Die Mitarbeiter der Saarburger Filiale würden in umliegenden Filialen eingesetzt. Solche gibt es unter anderem in Trier, Merzig, Wittlich und Bitburg. Angaben zur Zahl der Mitarbeiter in Saarburg macht das Unternehmen nicht.

Doch scheint das noch nicht das Ende der Post in Saarburg zu sein. Palm teilt weiter mit, dass die Deutsche Post DHL Gruppe plane, in der Nähe des bisherigen Standorts eine eigene Filiale zu öffnen. Das bestätigt auch Heinz-Jürgen Thomeczek, der für die Region zuständiger Pressesprecher der Post-Gruppe.

Möglicherweise können dann laut Palm auch Bargeschäfte in der Filiale erledigt werden. "Für beratungsintensive Themen wie Baufinanzierung, Altersvorsorge oder Kredite empfehlen wir den Besuch des Finanzcenters in Trier oder die Postbankfinanzberatung, die die Kunden auf Wunsch auch zu Hause berät", sagt Palm. Der Saarburger Bürgermeister Jürgen Dixius ist über die Kündigung des Mietvertrags seitens der Postbank AG informiert. "Wichtig ist, dass die Deutsche Post-Gruppe weiter am Standort Saarburg festhält", sagt er. Die Postbank sei ein privates Unternehmen, auf dessen betrieblichen Entscheidungen die Kommune keinen Einfluss nehmen könne. Er zeigt zwar Verständnis für die Entscheidung: "Die aktuelle Niedrigzinsphase verlangt von allen Banken Umstrukturierungen und Einsparungen." Zugleich bedauert Dixius aber auch den Wegzug der Postbank. Der Erhalt der Filiale wäre aus seiner Sicht die für die Stadt bessere Entscheidung gewesen. Noch im Januar trifft er Verantwortliche der Postgruppe, um darüber zu sprechen, wie es weitergehen könnte.Meinung

Die Wirtschaftlichkeit entscheidet
Als die Postbankfiliale Saarburg im Oktober wiederholt tageweise geschlossen war, konnten die Kunden schon mal ahnen, was es heißt, wenn der Standort aufgegeben wird. Schon damals hat der Pressesprecher der Deutschen Postbank, Ralf Palm, angedeutet, dass die Tage für die Filiale in Saarburg gezählt sein könnten. Er sagte dem TV: "Sämtliche Filialen werden regelmäßig auf Kundennutzung und Wirtschaftlichkeit hin überprüft." Wie eine Bestandsgarantie klang das schon im Oktober nicht. Jetzt ist es offiziell: Die Postbank verabschiedet sich aus Saarburg. Mittelzentren sind inzwischen wohl für einen international agierenden Konzern wie die Deutsche Bank, das Mutterunternehmen der Postbank, nicht länger lukrativ. Lieber trennt man sich von solchen Standorten, an denen offenbar nicht genug Geld verdient oder unterm Strich sogar noch draufgezahlt wird. Immerhin bleibt die Post selbst der Stadt aller Voraussicht nach erhalten. saarburg@volksfreund.deExtra

Die Postfiliale in der Saarburger Brückenstraße ist laut Sprachregelung des Unternehmens ein Postbank Finanzcenter, in dem Post- und Bankleistungen inklusive Beratung angeboten werden. Deshalb gehört diese Filiale zur Deutschen Postbank AG (seit 2015 eine hundertprozentige Tochter der Deutschen Bank) und deren Sprecher ist für Presseanfragen zuständig. Das nächste Postbank Finanzcenter ist in Trier in der Moltkestraße. In Konz gibt es lediglich Postfilialen. Diese gehören zur Deutschen Post AG, die das größte Logistik- und Postunternehmen der Welt ist und seit 2015 unter dem Namen Deutsche Post DHL Group in der Öffentlichkeit auftritt. Die Deutsche Post AG ist 1995 durch die Privatisierung der Behörde Deutsche Bundespost entstanden. mai/itz

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