Musik Große Meister, unbekannte Werke

SAARBURG · Dozenten eröffnen in der Stadthalle die Konzertreihe Saarburger Serenaden. Dem Festivalleiter kommen nur bestimmte Stücke in die Tüte.

 William Terwilliger (Violine), James Mosher (Horn) und And-rew Cooperstock (Piano) stellten ein weitgehend unbekanntes Werk von Johannes Brahms (1833-1897) vor.

William Terwilliger (Violine), James Mosher (Horn) und And-rew Cooperstock (Piano) stellten ein weitgehend unbekanntes Werk von Johannes Brahms (1833-1897) vor.

Foto: Herbert Thormeyer

Er ist ein Jäger. Seine Beute sind unbekannte, verschollen geglaubte Kompositionen und vor allem solche, die noch nicht auf Tonträgern festgehalten wurden: Semyon Rozin, im neunten Jahr Festivalleiter der Saarburger Serenaden, verfolgt damit ein ganz bestimmtes Ziel. Er sagt: „Ich fühle mich unwohl dabei, nur zu duplizieren, was die Studenten sowieso schon in der Schule lernen.“

Die in diesem Jahr 61 Teilnehmer dieses Intensivkurses bei mehr als 20 Dozenten von hohem Rang wollen ihren musikalischen Horizont erweitern. Und das geht eben nicht, wenn bekannte Stücke aus dem Internet heruntergeladen und nachgespielt werden. „So entwickelt sich kein eigner Stil und eine musikalische Persönlichkeit, auch mit viel Talent nicht“, sagt Rozin.

Saarburgs Bürgermeister Jürgen Dixius und Rozin sind längst Duzfreunde geworden. Für das Stadtoberhaupt ist die Konzertreihe eine Aufwertung Saarburgs: „Die Serenaden bringen internationales Flair in die Stadt.“ Da helfe man doch gern mit – doch: „Es geht nicht ohne Sponsoren.“ Es sei auch ein Wirtschaftsfaktor, was allein schon an der Zahl von 1200 Übernachtungen abzulesen ist.

Vor zehn Jahren hat Rozin schon ein Festival in Vianden veranstaltet. „Ich wurde von ihm angesprochen, ob so was auch in Saarburg möglich wäre“, erinnert sich Dixius. Die beiden wurden sich schnell einig, denn das Flair der Stadt am Fuße der Burg verzauberte bislang noch alle musikalischen Gäste, und mit zwei Schulen waren schnell gute Probenräume gefunden.

Leistung steht bis zum 29. Juli auf dem Programm. Dass die jungen Talente ihr Instrument beherrschen, steht außer Frage. Doch nicht jeder ist reif für die Bühne. „Wir haben ein paar Leute dabei, die sind zwar gut, müssen aber noch mehr lernen als andere“, erklärt Rozin. Das bedeutet: Bei den Kursen mitmachen, Ja, bei den Auftritten, Nein. Da ist der Festivalleiter sehr streng.

Rund 200 Besucher des Eröffnungsabends erlebten große Meister wie Telemann, Schubert, Schostakowitsch, Schubert, Mozart und Brahms von einer ganz neuen Seite, denn auch sie haben halt nicht nur berühmte Stücke geschrieben. Solo, im Duett oder als Trio wurde die „Jagderfolge“ Rozins aufgeführt. Auffallend dabei ist die doch oft unterschätzte Akustik der Stadthalle.

In der letzten Reihe sind die Instrumente genauso laut und brillant zu hören, wie ganz vorne, ohne dass Mikrofone, Verstärker oder Lautsprecher nötig gewesen wären. Einer der Dozenten ist Pianist Andrew Campbell. Was macht den Unterschied für einen Studenten, zu Hause oder in Saarburg unterrichtet zu werden, wollte der TV von ihm wissen. „Die Leute müssen mal aus ihrer Komfortzone raus. Andere Menschen aus anderen Kulturkreisen kennenzulernen und mit ihnen zu musizieren ist unglaublich inspirierend“, ist seine Erfahrung.

In Saarburg treffen sich die USA mit China, Taiwan, Kanada und Australien. Für alle, so Campbell, sei faszinierend, dass Deutschland das Land mit den meisten berühmten klassischen Komponisten ist, und das Flair von Saarburg hilft ebenfalls dabei, immer besser zu werden.

Das bestätigt die 17-jährige Pianistin Aria Saless. Sie ist schon zum dritten Mal dabei und findet: „Die Menschen und die Umgebung wirken sich positiv auf meine Musik aus.“ Deshalb spiele sie immer besser.

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