Feuerwehr Saarburger feiern ihre Santa Maria

Saarburg · Der Oldtimer der Freiwilligen Feuerwehr Saarburg ist Deutschlands ältestes Feuerwehrfahrzeug im Dienst und wird in diesem Jahr 80: Am Tag der offenen Tür am Sonntag steht er im Mittelpunkt.

 Die Santa Maria blitzt wie neu, dabei ist sie 80 Jahre alt und wäre in den 60er Jahren fast verschrottet worden.

Die Santa Maria blitzt wie neu, dabei ist sie 80 Jahre alt und wäre in den 60er Jahren fast verschrottet worden.

Foto: Marion Maier

Mal heißt sie die „alte Dame“, mal „unser Schatz“. Die Santa Maria hat bei der Freiwilligen Feuerwehr Saarburg viele Namen. Laut Feuerwehrmagazin ist sie Deutschlands ältestes Feuerwehrfahrzeug, das noch im Dienst ist. Mit ihr zu fahren, ist ein Erlebnis. Der Motor röhrt, die Türen wackeln, und alle, ausnahmslos alle Menschen am Wegrand schauen zu ihr hin.

Und das hat viele Gründe. Die rundlichen Formen des rot-schwarzen Oldtimers sind ein Blickfang. Das 80 Jahre alte Fahrzeug, das innen zum Großteil aus Holz besteht, blitzt und blinkt zudem gut gepflegt. Außerdem trägt es einige wunderliche Teile. Da sind die Orientierungsstäbe an den Außenseiten der Kotflügel, auf denen weiße Holzkugeln sitzen. Sie sollen dem Fahrer die Maße seines Vehikels anzeigen. Über dem linken Kotflügel befindet sich eine Klingel, ein Vorläufer des Martinshorns. Die Santa Maria verfügt zudem über einen Tarnscheinwerfer. Der lässt lediglich einen schmalen Streifen Licht durch, der das Gelände direkt vorm Vorderreifen erhellt. Ein Winker, ein kleiner Stab, der an einer Achse befestigt ist, zeigt zusätzlich zum Blinker die gewünschte Fahrtrichtung an.

 Martin Esser zeigt, wie die Santa Maria einst angekurbelt wurde.

Martin Esser zeigt, wie die Santa Maria einst angekurbelt wurde.

Foto: Marion Maier

Wehrführer Christof Leinenbach sagt über die Santa Maria, die schon einige Oldtimer-Wettbewerbe gewonnen hat: „Wir sind stolz auf das Auto. Wir hüten es wie einen Augapfel.“ In erster Linie kümmert sich Martin Esser, 66-jähriger Alterskamerad der Feuerwehr, um diesen Augapfel. Er erklärt schlicht: „Ich bin seit 1966 mit Santa Maria verheiratet.“ Damals kam Esser als 14-Jähriger zur Wehr. Zunächst durfte er „sein Mädchen“, das, wie er sagt, schon viel mitgemacht hat, lediglich waschen.

Frisch gebaut kam die Santa Maria, ein Löschfahrzeug 8 (LF 8) der Marke Mercedes mit 65 PS und Platz für elf Feuerwehrleute, 1938 nach Saarburg. „Die Feuerwehren waren damals gleichgeschaltet“, berichtet Leinenbach, dessen Großvater die Santa Maria schon lenkte. Das Fahrzeug trat seinen Dienst bei der Feuerschutzpolizei an und zwar in Grün und mit Reichsadler. Beim großen Angriff auf Trier im Dezember 1944 halfen die Saarburger Einsatzkräfte samt Fahrzeug in der Domstadt. Als sie zurückkamen, lag Saarburg in Schutt und Asche, eine Saarbrücke war bombardiert worden. Zum Ende des Kriegs wurde die Santa Maria versteckt, einmal in einer Scheune in Idar-Oberstein, als die Front näher rückte, und einmal im Laurentiustunnel, damit sie den Alliierten nicht in die Hände fiel.

 Wehrleiter Christof Leinenbach hält den Schmuck für Hochzeitsfahrten an die Santa Maria.

Wehrleiter Christof Leinenbach hält den Schmuck für Hochzeitsfahrten an die Santa Maria.

Foto: Marion Maier

Nach dem Krieg wurde das Saarburger Auto wieder instand gesetzt und lief, bis ein Achsenbruch es jäh stoppte und es 1967 verschrottet werden sollte. Da es keine Ersatzteile mehr gab, wurde die Santa Maria erst mal abgestellt und zwar auf dem Schlachthof, wo Hühner sie als Stall nutzten. Wehrführer Leinenbach sagt: „Aber die Schrotthändler wollten das Fahrzeug nicht. Es enthielt zu viel Holz. Das war unser Glück!“

Das völlig mit Hühnerkot verdreckte Stück kam zu Esser nach Hause. Als Beruf lernte er zwar Klempner, aber mit der Santa Maria wurde er wie sein Bruder auch zum Automechaniker. Esser fand eine passende Opel-Blitz-Achse auf dem Saargau unter einer Viehtränke. Die tauschte er gegen die defekte Mercedes-Achse aus. Esser: „Von da an ging’s bergauf.“ Der Wagen wurde gereinigt, lackiert und mit neuen Blechen versehen.

 Orientierungsstäbe mit Holzkugel zeigen dem Fahrer, wie breit das Auto ist.

Orientierungsstäbe mit Holzkugel zeigen dem Fahrer, wie breit das Auto ist.

Foto: Marion Maier

Im Laufe der Jahre haben Esser und seine Kameraden immer wieder an der Santa herumgeschraubt. Die Bremse wurde mit Ersatzteilen eines Peugeot 404 aus Paris geflickt. Die Kardanwelle neu gezimmert, die Decke im Innern erneuert. Esser: „Aber der Motor und die Sitzbänke sind immer noch original.“

Zum 80. Geburtstag hat die Santa Maria neue Reifen erhalten, eine Spezialanfertigung aus Tschechien, die der Förderverein mit 2800 Euro finanziert hat. Zu echten Einsätzen fährt der Oldtimer schon lange nicht mehr. Wenn er heute bewegt wird, dann für Hochzeitsfeste, Weinfeste oder um den Karnevalsumzug anzuführen. Am Sonntag steht die 80-Jährige im Mittelpunkt des Tags der offenen Tür bei der Feuerwehr.

 Die Sitzbänke aus Holz sind noch original.

Die Sitzbänke aus Holz sind noch original.

Foto: Marion Maier
 Santa Maria, ältestes Feuerwehr Einsatzfahrzeug Deutschlands bei der Saarburger Wehr

Santa Maria, ältestes Feuerwehr Einsatzfahrzeug Deutschlands bei der Saarburger Wehr

Foto: Marion Maier
 Die Santa Maria ist ein Mercedes – ergänzt um Opel- und Peugeot-Teile.

Die Santa Maria ist ein Mercedes – ergänzt um Opel- und Peugeot-Teile.

Foto: Marion Maier
 Da war sie noch grün und trug den Reichsadler: Die Santa Maria während des Zweiten Weltkriegs.

Da war sie noch grün und trug den Reichsadler: Die Santa Maria während des Zweiten Weltkriegs.

Foto: Feuerwehr Saarburg

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