Schon wieder ein Biber

Naturschützer sind entzückt: Abgenagte Baumstämme und eine mögliche Biberburg weisen darauf hin, dass sich am Saarburger Saarufer ein Biber niedergelassen hat. Damit ist nach Wiltingen und Reinsfeld erneut ein Biber in den Kreis zurückgekehrt. Auch an der Sauer gibt es Biberspuren.

Saarburg/Wiltingen/Reinsfeld/Langsur. Die Spuren sind unübersehbar: Abgenagte Baumstämme und Äste, dazu eine Anhäufung von Ästen und Stämmen an einem Kanalrohr in der Stillwasserzone am Beuriger Saarufer. Richtet es sich hier ein Biber häuslich ein? Ein Leser hatte den TV auf diese Spuren hingewiesen, nachdem er sie bei einem Spaziergang entdeckt hatte.

"Die Sache ist ziemlich eindeutig", sagt Manfred Weishaar, einer der beiden Vorsitzenden des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) in der Region Trier. "Wir beobachten das Tier dort seit rund einem Jahr." In den vorigen drei Monaten habe der Nager besonders auf sich aufmerksam gemacht. "Er hat ordentlich geholzt", bekräftigt Weishaar. Es sei nicht ausgeschlossen, dass es sich sogar um eine Biberfamilie handele, die dort Nahrungsvorräte für den Winter gesammelt hat.

Es ist nicht der erste Biber im Kreis Trier-Saarburg, und auch nicht der erste an der Saar. So gab es 2008 am Wiltinger Saarbogen eindeutige Spuren, die Kreisverwaltung als Naturschutzbehörde informierte die Anwohner über die Lebensweise des neuen Nachbarn. "Damals waren wir wohl zu euphorisch", sagt Kreis-Pressesprecher Thomas Müller. "Das war ein durchziehender Biber, er ist nicht mehr da."

Anfang 2010 tauchte in Reinsfeld ein Nager auf, der auch heute noch dort lebt. Sowohl die Kreisverwaltung als auch der Nabu wissen zudem von Biberspuren an der Sauer. Ob es sich dabei aber um sesshafte Tiere handelt, können beide nicht sagen. Auch bei Prüm in der Eifel gibt es Biber, der bekannteste lebt im Alfbachtal bei Pronsfeld.

Naturschützer sind glücklich, wenn sie solche Spuren finden oder davon hören: "Wir sind begeistert", sagt Weishaar. Denn der Biber galt seit Mitte des 19. Jahrhunderts in Rheinland-Pfalz als ausgerottet (siehe Hintergrund).

"Das Wahrscheinlichste ist, dass der Biber aus dem Saarland kommt", sagt Weishaar. "Dort wurden vor einigen Jahren vereinzelt Biber ausgesetzt." Laut Nabu waren Ende 2009 rund 450 Tiere im Saarland heimisch. "Wenn die Population dort zu groß wird, wandert er eben aus."

"Meist haben wir es hier mit durchziehenden Tieren zu tun", sagt Müller. "Diese machen dann Rast für ein paar Tage oder Wochen und ziehen danach weiter." Ist genügend Nahrung da, kann er aber auch bleiben, erklärt Weishaar.

"Es ist ein sehr scheues Tier", sagt Müller. Weishaar und er appellieren: "Man sollte in seiner Nähe nicht allzu viel Lärm machen und vor allem den Bau in Ruhe lassen", erklärt der Nabu-Vorsitzende. "Nicht verscheuchen oder jagen und die Äste und umgestürzten Bäume liegen lassen", sagt Müller: "Der Biber steht unter strengem Naturschutz, man sollte ihn ein wildes Tier sein lassen."

Sollten Tier und Mensch sich einmal in die Quere kommen - etwa wenn durch die Biberburg Aufstauungen am Gewässer entstehen - ist enge Abstimmung des Naturschutzes mit den Behörden gefragt. Dass der Nager es sich an heimischen Gewässern einrichtet, sei ein gutes Zeichen, sagt Müller: "Es zeigt, dass das Gewässer wieder näher an seinen natürlichen Zustand herankommt."

HintergrundDer europäische Biber wird bis zu 1,30 Meter lang. Am Ufer von Gewässern baut er sich Kammern, die als Schlafstätte und zur Aufzucht von Jungen dienen. Um die Eingänge zu schützen und unter Wasser zu halten, legt er Dämme an. Nachdem er im 19. Jahrhundert in Rheinland-Pfalz als ausgerottet galt, wird der Biber in den letzten Jahren in Teilen Deutschlands und in Frankreich wieder angesiedelt. Wesentlicher Grund für seine Ausrottung: Er wurde wegen seines Fleischs und seines Pelzes gejagt. (jka)

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