Steinmetz verspielt Vertrauen

OCKFEN. Ärger im Ortsgemeinderat Ockfen: Da sie Ortsbürgermeister Leo Steinmetz vorwerfen, sein Amt mehrmals für private Interessen missbraucht zu haben, haben Gerd Benzmüller und Peter Gasthauer ihre Ämter als Beigeordnete niedergelegt. Heute Abend ist die Neuwahl der ehrenamtlichen Beigeordneten.

Die Gemeinde Ockfen kommt nicht zur Ruhe. Nachdem der Ort immer wieder wegen der folgenschweren Auseinandersetzung zwischen dem ehemaligen Ortsbürgermeister Hubert Krewer und Feuerwehrchef Bernd Kirf (der TV berichtete mehrfach) mit Negativschlagzeilen von sich reden gemacht hat, steht der 700-Seelen-Gemeinde nun ihr nächster Konflikt ins Haus. "Ich darf nichts sagen"

Im nicht-öffentlichen Teil der Gemeinderat-Sitzung am 20. Juli traten der Erste Beigeordnete Gerd Benzmüller und der Zweite Beigeordnete Peter Gasthauer von ihren Ämtern zurück. Ihr Mandat im Gemeinderat behalten sie jedoch bei. Auf Nachfrage des Trierischen Volksfreunds nach Hinter- und Beweggründen hielten sich Beigeordnete wie Ortsbürgermeister zunächst bedeckt. "Da das im nicht-öffentlichen Teil ablief, kann und darf ich dazu nichts sagen", erklärte Ortsbürgermeister Leo Steinmetz. Dass er den Rücktritt der beiden fraktionslosen Mitstreiter bedauere, räumte er auf Nachfrage ein. Auch Gerd Benzmüller wollte zunächst keine inhaltlichen Details liefern: "Wir hatten einige Differenzen mit Leo Steinmetz und haben ihn darauf mehrmals angesprochen. Da er jedoch alles abstreitet und sich keine Änderung abzeichnet, habe ich für mich entschieden, mein Beigeordneten-Amt niederzulegen." Benzmüller könne gewisse Vorkommnisse "nicht mit dem von mir geleisteten Amtseid vereinbaren". Auch Peter Gasthauer erklärte: "Mit meinem Rechtsempfinden ist das Verhalten unseres Ortsbürgermeisters nicht zu vertreten. Es sind Dinge passiert, die ich nicht mittragen möchte." Nach TV-Informationen sorgt vor allem eine Grundstücksangelegenheit für Ärger bei den Beigeordneten, auch in der Gemeinde. Dabei geht es um ein Bau-, ein Weinbergs- und ein Drieschengrundstück in Ockfen, die der gesetzliche Betreuer Peter Keuter für eine im Saarburger Altenheim untergebrachte Frau veräußern muss. Nach TV-Informationen sei Keuter im Frühjahr auf Ortsbürgermeister Steinmetz zugegangen und habe ihn nach möglichen Interessenten für die Grundstücke gefragt. Sehr schnell habe Steinmetz ihn darüber informiert, dass es keine gebe. Sein Bruder, Johannes Steinmetz, Winzer, habe jedoch Interesse an dem Drieschengrundstück, habe Steinmetz informiert. Nach unserer Zeitung vorliegenden Unterlagen ist das Drieschengrundstück im Ockfener Bockstein an Johannes Steinmetz verkauft worden. Bau- und Weinbergsgrundstück hingegen sind bislang nicht veräußert. Auf gezielte Nachfrage bestätigten Benzmüller und Gasthauer schließlich die Grundstücksangelegenheit als den Stein des Anstoßes, auch wenn Gasthauer erklärte: "Das ist nur der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat." Die Beigeordneten hätten von der Grundstücksangelegenheit erfahren, nachdem an der Driesche interessierte Ockfener auf sie zugekommen seien und gefragt hätten, weshalb die Grundstücke nicht öffentlich ausgeschrieben worden seien. Gasthauer und Benzmüller sprechen von "mindestens fünf Interessenten" - auch aus Nachbargemeinden - für das Drie-schengrundstück. Beide versichern, definitiv zu wissen, dass Peter Keuter Steinmetz in seiner Funktion als Ortsbürgermeister auf die Grundstücksangelegenheit angesprochen habe. Ihrer Einschätzung nach hätte er als solcher die Allgemeinheit über die Kaufmöglichkeit informieren müssen. Auch wenn Gasthauer einräumt: "Wir können ihm kein direktes Vergehen vorwerfen, das ist nicht verboten. Aber es ist bestimmt kein Engagement im Sinne der Bürger, wie wir es uns vorstellen." Rentner Hans Werner, als Nebenlieger ebenfalls an der Parzelle interessiert, meint: "Wir als Nebenlieger wurden überhaupt nicht gefragt. Das Grundstück hätte meistbietend versteigert werden müssen, denn es gab mehrere Interessenten." Er selbst habe zehn Euro pro Quadratmeter angeboten. "Der Richtwert, zu dem die Driesche weggegangen ist, lag weit darunter", sagt er. "Habe nichts damit zu tun"

Leo Steinmetz erklärt gegenüber dem TV, "nichts mit der Sache zu tun" zu haben. Er sei von Keuter offiziell lediglich um Hilfe beim Verkauf des Baugrundstücks, nicht aber der Driesche angesprochen worden. Um die Driesche sei es erst in späteren Gesprächen gegangen, die er jedoch nicht in seiner Funktion als Ortsbürgermeister geführt habe. Ob sein Bruder Johannes das Grundstück gekauft habe, wisse er nicht. "Es heißt so, ich habe das aber nicht gefragt." Johannes Steinmetz erklärt gegenüber dem TV: "Ich mache grundsätzlich keine Angabe dazu. Das klärt mein Haus- und Hofanwalt." Nach einem dem Trierischen Volksfreund vorliegenden Schreiben hat Peter Keuter Johannes Steinmetz vor wenigen Tagen darum gebeten, den Kaufvertrag rückgängig zu machen. "Weil die Umstände sehr unglücklich abliefen, auch wenn rechtlich nichts zu beanstanden ist", wie Keuter erklärt. Der Betreuer möchte den Ablauf des Verkaufs nicht kommentieren und sagt: "Ich ziehe für mich aus der Sache nur die Konsequenz, dass man niemandem vertrauen kann und alles selber prüfen muss." Heute um 20 Uhr ist im Jugend- und Bürgerhaus die öffentliche Sitzung zur Neuwahl der Beigeordneten.

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