Tanzen und einander die Hände reichen

Saarburg · Deutsche und Muslime haben in der Kulturgießerei das Ende des Ramadan, das sogenannte Zuckerfest, gefeiert.

 Wenn eine Frau mittanzt, ist das für die Männer eine Ehre. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Wenn eine Frau mittanzt, ist das für die Männer eine Ehre. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth) ("TV-Upload Thormeyer"

Saarburg (doth) Das Ende des Fastenmonats Ramadan haben rund 150 Muslime und etwa 50 Deutsche gemeinsam in der Saarburger Kulturgießerei gefeiert. Dabei ging es auch um Demokratie, Vielfalt und Toleranz.
Es wurde gegessen, getrunken, viel musiziert und getanzt. "Heute haben die Männer gekocht", sagt Helferin Iris Frosch. Inmitten vieler anderer Tänzer bewegt sich auch Saman Ghasemloon, die Koordinatorin der Fachstelle Demokratie leben. Umringt von Männern tanzt sie völlig unverschleiert: "Das ist im Islam eine Ehre für die Männer, wenn eine Frau in ihrer Mitte tanzt." Sie räumt mit so manchem Vorurteil auf: "Es stimmt nicht, dass alle Frauen nur verschleiert auf die Straße dürfen. Die meisten tun es nicht." Zum Beispiel Jelweih Shahpouri aus dem Iran, wo der Islam sehr streng ausgelegt wird: "Als ich nach Deutschland kam und sah, wie frei die Menschen hier leben, habe ich den Schleier weggeworfen." Auch Fasten ist nicht unbedingt vorgeschrieben. Seyed Poorya Banisadr aus dem Iran sagt: "Wenn der Ramadan in den Sommer fällt, die Tage sehr lang sind und man erst nach Einbruch der Dunkelheit essen und trinken darf, faste ich nicht." Gleichwohl sei das Fastenbrechen auch für ihn ein sehr wichtiger und hoher Feiertag. Eigentlich sei die Entscheidung, einen Schleier zu tragen, frei, auch wenn er im Koran vorgeschrieben ist, sagt Seyfollah Tajik, der aus Afghanistan stammt. Für Barisha Quamilea aus dem Kosowo ist Fasten wichtig, denn es stärke das Gemeinschaftsgefühl. Gabi Herber, eine deutsche Teilnehmerin, findet: "Es ist echt toll hier." Das gemeinsame Feiern sei eine schöne Form der Integration aller Kulturen. Sie habe das Gefühl, dass alle einfach nur Menschen sein wollen, und man müsse ihnen die Hände reichen. Die Besucherin war lediglich enttäuscht, dass nicht mehr Deutsche gekommen sind.
Noch bis Donnerstag, 20. Juli, ist die Ausstellung Weltreligionen, Weltfrieden, Weltethos in der Kulturgießerei zu sehen. Sie gab bereits bei der UNO in New York.
Extra: WAS IST DAS ZUCKERFEST?


Das Fest des Fastenbrechens wird von vielen Muslimen im Anschluss an den Fastenmonat Ramadan gefeiert. In verschiedenen Ländern unterscheiden sich die Feierlichkeiten in ihrer Art und Dauer. Es wird meist gemeinsam gebetet, gegessen, und auch Geschenke sind üblich. In der Türkei wird die Feier als Zuckerfest bezeichnet.

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