Visionen ohne Publikum

KONZ. Dass es im Konzer Geschäftsleben nicht nur Probleme gibt, sondern auch Lösungen möglich sind, muss sich erst noch herumsprechen. Von 1200 Eingeladenen kamen gut 50 zum Konzer Unternehmerabend. Allen anderen sind wichtige Lösungsvorschläge zur Konzer Stadtentwicklung entgangen.

Auch ein Vereinsvorstand kann noch dazulernen. Ob es taktisch geschickter gewesen wäre, die Stühle im Festsaal Karthaus weniger eng aufzustellen, damit sich die gut 50 Teilnehmer am Unternehmerabend des Vereins Konzer Stadtmarketing nicht in den Reihen verloren, ließe sich immerhin diskutieren. Und dass sich die Vortragsreihe mit den Themen "Eheliche Zugewinngemeinschaft" (Ulrich Carl), und "Richtige Vermögenszuordnung in Partnerschaft und Ehe" (Thomas Ammelburger) allzu offensichtlich im Vorfeld der Abendthematik aufhielt - wenn auch auf hohem Niveau -, auch dieses Problem fordert die Lernfähigkeit des Stadtmarketing-Vorstands heraus. Nachdem indessen Christiane Anschütz-Baltes nachdrücklich auf Sinn und Zweck eines Gewerbevereins aufmerksam gemacht und die Konzer Geschäftsleute zum gemeinsamen Handeln aufgefordert hatte, war die Thematik des Hauptvortrag schon präsent. Das Fernglas in Großaufnahme auf der Leinwand hatte Symbolfunktion. Thomas Lepping, unter anderem Dozent an der Akademie für Welthandel in Frankfurt am Main und Referent am Umweltinstitut Offenbach a. Main, hielt sich nicht lange mit Details auf, sondern kam direkt auf den Punkt. Konzept für die Innenstadt

"Wir benötigen eine Sensibilisierung für die gemeinsame Sache", sagte der Stadtentwickler, der gemeinsam mit Norbert Linden, Geschäftsführer der Markt- und Standort-Beratungsgesellschaft in Nürnberg, ein Konzept zur Innenstadtentwicklung vorlegen wird - Auftraggeber ist die Stadt Konz. Und: "Es geht etwas, wenn viele es wollen." Dann lieferte Lepping in einem rhetorisch brillanten und sachlich überzeugenden Beitrag Argumente für eine neue Linie in der Konzer Geschäftspolitik: Weg vom Kleinklein der Sonderinteressen, hin zu einer gemeinsamen Anstrengung. Und entschiedener Einsatz für eine lebenswerte Stadt, die Kaufen und Verkaufen nicht den Märkten auf der grünen Wiese überlässt. Leppings Referenzliste ist lang. Mittelstädte wie Edenkoben, Freudenstadt, Marbach, Rockenhausen Bad Schwalbach, Kehl, Konstanz und etliche mehr stehen darauf. Unabhängig von der konkreten Maßnahme klingt indes in seinem Vortag ein Hinweis immer wieder durch, als wäre es der Grundton: Dass Entwicklungen nur gemeinsam zu stemmen sind und sich niemand auf Staat, Stadt, Experten oder sonstige Helfer-Instanzen verlassen kann. Auch Veränderungen müsse man akzeptieren, sagte er, und gelegentlich gebe es auch die eine oder andere "brutale Wahrheit". In der anschließenden Fragerunde wurde dann nochmals deutlich, dass die Stadtentwickler keine Patentrezepte mitbringen, sondern dass sich die Konzer Probleme nur mit einer sorgfältigen Mischung aus Analyse, Kommunikation und anschließendem gemeinsamen Handeln beheben lassen. Bürgermeister Winfried Manns betonte, der Stadtrat werde in seiner nächsten Sitzung die erforderliche Summe für die Anfangsphase bereitstellen. Danach müssten sich die beteiligten Geschäftsleute auch selber finanziell beteiligen. Eins steht für Thomas Lepping und Norbert Linden indes jetzt schon fest: "Konz hat Zukunft."

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