Weil jammern nichts bringt - Kastel-Staadter räumen auf für ein besseres Dorfleben

Kastel-Staadt · Die Kastel-Staadter gestalten ihre Zukunft selbst. Seit Anfang des Jahres kümmern sich Arbeitsgruppen nach dem Saarburger Modell um die Verbesserung des dörflichen Lebens. Von der Krabbelgruppe über die Jugendaktionen bis zur Seniorenbetreuung ist vieles angelaufen. Sechs Gruppen tagen regelmäßig.

 Sie arbeiten an der Zukunft von Kastel-Staadt (von links): Dorfberater Matthias Faß, Ortsbürgermeister Hubert Schommer und die Arbeitskreismitglieder Karl-Albert Klein, Hans Jürgen Knopp, Christel Dörmer und Beate Mertes. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Sie arbeiten an der Zukunft von Kastel-Staadt (von links): Dorfberater Matthias Faß, Ortsbürgermeister Hubert Schommer und die Arbeitskreismitglieder Karl-Albert Klein, Hans Jürgen Knopp, Christel Dörmer und Beate Mertes. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth), Herbert Thormeyer ("TV-Upload Thormeyer"

Kastel-Staadt. Jeder soll immer gleich Bescheid wissen, was in Kastel-Staadt los ist und was geplant ist. Die Gemeinde hat das Blatt "Kastel aktuell" aufgelegt. Es trägt den Untertitel "Ein Dorf in Bewegung". Ortschef Hubert Schommer sagt: "Das ist schon ein Teil der Verbesserung, die wir in vielen Bereichen anstreben."
Der Mannebacher Ortsbürgermeister Bernd Gard, Beauftragte für das Saarburger Modell (siehe Extra), hatte in Kastel-Staadt einen Impulsvortrag gehalten und viele Bürger inspiriert. Die Bewohner analysierten anschließend in einer Zukunftswerkstatt Stärken und Schwächen des Orts. Entwicklungsbedarf wurde beispielsweise in der Kommunikation unter den Bürgern und den Vereinen gesehen und bei den Angeboten für Jugendliche. Entsprechende Arbeitsgruppen wurden gebildet.

Professionelle Unterstützung bekommen die sechs Arbeitsgruppen von Dorfberater Matthias Faß. Die Verbandsgemeinde Saar hat den 27-jährigen Sozialwissenschaftler im September eingestellt. "Vor Jahresfrist war Kastel-Staadt auch nicht tot. Es fehlte nur an Bewusstsein für die Probleme, die auf uns zukommen", sagt der Ortsbürgermeister. Die Bürger müssen selbst einen Wandel einläuten und weitertragen.
Die Ortsgemeinde zahlt im Monat 500 Euro für den externen Berater . In den sechs Gruppen arbeiten rund 30 Menschen, die sich um verschiedene Themenkreise kümmern.
Ein Überblick: Wanderungen im Winter und zur Orchideenblüte plant die Gruppe Wandern Tourismus um Hans Jürgen Knopp. Er sagt: "Dafür müssen wir überregional werben." Gleichzeitig müsste verstärkt über die Wanderwege informiert und diese besser gepflegt werden.

Christel Dörmer hat die Krabbelgruppe Kasteler Küken gegründet. Die Erzieherin, Pädagogin und Logopädin ist dafür besonders geeignet. "Bislang sind es erst drei Babys, die beim Singen, den Fingerspielen, Formen und Farben erkennen mitmachen", sagt sie. Aber in Kürze kämen weitere hinzu. Auch die umliegenden Orte sollen von diesem Angebot profitieren. Es soll denjenigen helfen, die tagsüber alleine die Kinderbetreuung übernehmen und Austausch und Abwechslung wünschen.

Beate Mertes kümmert sich mit ihrer Gruppe um die Seniorenbetreuung. Die Gruppe will älteren Menschen das Leben erleichtern und helfen, Vereinsamung vermeiden. Sie organisiert Besuche und einen Kaffeetreff.
Karl-Albert Klein will mit seiner Gruppe Dorfgestaltung das gerade teuer gestaltete Ortsbild unbedingt erhalten: "Unser Dorf soll schön bleiben." Er ruft dazu auf, eine Gruppe zu bilden, die sich vor allem um den neuen Dorfplatz kümmert. Bürger hatten für die Platzgestaltung gemeinsam ein altes Haus abgerissen.
Die Selbermacher nennt sich das Team um Ingeborg Treis. Dort wird gestrickt, gehäkelt, gebastelt und Kuchen gebacken. Doch das ist nicht alles. So sollen die Gemeinschaft gefördert und Alt und Jung zusammengebracht werden.

Um die Jugendgruppe für junge Menschen ab zwölf Jahren kümmert sich Beatrix Leuk-Rauen. Die Jugendlichen waren schon beim Losverkauf während des Martinsumzugs im Einsatz.
Gemeinsam wollen alle Gruppen im Frühjahr im neuen Dorfzentrum ein Fest feiern. Der Erlös soll für einen Aushängekasten an der Lambach-Pumpe reichen, wo weitere Neuigkeiten zu lesen sein werden. Auch eine große Kiste zum Büchertausch soll aufgestellt werden.
"Wir säen jetzt die Ideen, die wir 2018 ernten wollen", blickt Hubert Schommer voraus. Matthias Faß sagt: "Es ist ein toller Anfang gemacht"Extra

Das Saarburger Modell: Bernd Gard ist unterwegs, um deutlich zu machen, wie wichtig es ist, dass sorgende Dorfgemeinschaften entstehen. Denn die gesellschaftlichen Probleme wachsen: Die Menschen werden älter, die älteren immer mehr. Einsamkeit im Alter ist ein Thema, auch Altrsarmut. Mannebach, wo Gard Ortsbürgermeister fungiert ist, ist das Vorbild im sogenannten Saarburger Modell. In allen Orten der Verbandsgemeinde sollen langfristig nach diesem Vorbild Dorfgemeinschaften aufgebaut werden. Vorreiter sind nach Mannebach Kastel-Staadt und Trassem. Im Mittelpunkt dieses Prozesses steht die Frage, was den Menschen gesund erhält - in körperlicher und auch seelisch-sozialer Hinsicht. Es geht darum, vorzubeugen, anstatt zu heilen. In Mannebach wurde eine Dorfgesundheitshütte eingerichtet, in der jeder ein Basisgesundheitstraining absolvieren und sich mit anderen austauschen kann. Seniorenbegleiter und Nachbarschaftshilfe wurden organisiert. mai

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