Fest Wincheringen feiert mit Fiedler, Feuertanz und Folkmusik (Fotos)

WINCHERINGEN · Wincheringen begibt sich nach 1125 Jahren auf eine Zeitreise. Handwerk, Musikanten und Gaukler präsentieren sich auf einem Markt. Der halbe Ort ist beim Umzug auf den Beinen.

 Mit Feuer tanzend fasziniert Flammatique aus Dortmund die Zuschauer (links). Scherenschleifer Wolfhard Pohl hat viel zu tun: Seine Dienstleistung ist wieder gefragt.

Mit Feuer tanzend fasziniert Flammatique aus Dortmund die Zuschauer (links). Scherenschleifer Wolfhard Pohl hat viel zu tun: Seine Dienstleistung ist wieder gefragt.

Foto: Herbert Thormeyer

Ein Ortskern wie aus der Zeit gefallen. Skurrile Gestalten bevölkern Wincheringen, das seine 1125-jährige Geschichte so authentisch wie möglich präsentieren will. Am ersten Tag kommen geschätzte 3000 Menschen, die sich das nicht entgehen lassen wollen.

Alle paar Meter ist Ungewöhnliches zu sehen. Die Tanzweiber aus Trier etwa. Sandra Benedum und Rebekka Peiser mischen in ihren Darstellungen, die sich „Tribaltanz“ nennen, Elemente aus Europa mit Einflüssen aus Indien und Nordafrika. „Viele Stämme sind bei uns vertreten“, erklärt Rebekka.

Raynmar der Fiedler schart Kinder um sich und hilft ihnen, auf historischen Instrumenten Töne zu erzeugen. Flugs hat er ein kleines mittelalterliches Orchester zusammen.

 Scherenschleifer Wolfhard Pohl hatte viel zu tun. Seine Dienst-leistung ist wieder gefragt. Foto: Herbert Thormeyer

Scherenschleifer Wolfhard Pohl hatte viel zu tun. Seine Dienst-leistung ist wieder gefragt. Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer

Mario Voyvoda, Lena und Angelika Jung sitzen mit Michael Dörrenbächer vor einem „Laden“ mit Literatur, die ins Mittelalter einführt. Hier kann man sich aber auch seine Holzschuhe bestellen oder ein Gewand anfertigen lassen. Trommelmacher Christian aus der Pfalz sagt: „Wer braucht schon einen Nachnamen.“ Er arbeitet gerade an einem Signalhorn, seinem Zweithobby. Ganz seelenruhig führt er seine Kunst vor, was man von Micha Magiafuoco, der sich „Feuerfresser“ nennt, nicht behaupten kann. Wenn er seine heißen Vorführungen zeigt, brüllt er schon mal: „Dann sag’ das doch, dass du noch mehr sehen willst.“

Ortsbürgermeister Elmar Schömann begrüßt die vielen Festgäste und zahlreiche Amtskollegen am Abend von der Bühne. „In Wincheringen ist 1125 Jahre lang Weltgeschichte geschrieben worden, oft auch zum Leidwesen der Menschen“, sagt er. Heute herrsche schon 70 Jahre lang Frieden. Und dass 48 Nationen in Wincheringen leben sei ein Geschenk und Verpflichtung, niemals zuzulassen, dass denen nachgegeben werde, die die Gesellschaft in eine dunkle Vergangenheit zurückführen wollten.

Schirmherr und Landrat Günther Schartz hat es nicht weit bis zum Festplatz. Er lebt seit 30 Jahren in Wincheringen und ist stolz auf diese Gemeinde: „Wincheringen, zu dessen Herrschaft viele Dörfer gehörten, hat immer eine zentrale Rolle gespielt.“ Heute seien alle Europäer. Es dürfe keine dunklen Zeiten mehr geben. Wincheringen, so wünscht sich der Ehrengast, soll eine glückliche Zukunft haben und diese auch gestalten.

Wincheringer 1125-Jahr-Feier
46 Bilder

Wincheringer 1125-Jahr-Feier

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Auf der Bühne werden die Vorstände der Winzerkapelle Wincheringen und der Königlichen Fanfare Heestert musikalisch empfangen. Es folgt nach 40 Jahren Partnerschaft eine erneute Verbrüderung. Diese Freundschaft gehe schon in die zweite Generation, verrät das Wincheringer Vorstandsmitglied Bruno Fisch. In die Historie dieser bemerkenswerten Freundschaft führt Matthias Klein auf Deutsch und Flämisch ein.

Derweil dreht sich ein mittelalterliches Kinderkarussell weiter, sehr umweltfreundlich per Handkurbelantrieb. Die Heidweilers, ein Gesangsduo, unterhält an fast jeder Straßenecke. Scherenschleifer Wolfhard Pohl wirft seinen großen Sandsteinschleifstein an. „Die Leute bringen mir ihre Messer. Die freuen sich, dass die endlich mal jemand schärft“, sagt er lächelnd. Beeindruckend ist nach Einbruch der Dunkelheit die Feuershow der Truppe Flammatique aus Dortmund. Es wird mit Feuer getanzt, was die Zuschauer in Staunen versetzt. Danach übernimmt die Ghosttown Company mit einem ganz anderen Folk-Musik-Verständnis – mitreißend bis in die späte Nacht.

Am nächsten Tag bekommen die Besucher einen historischen Umzug mit an die 300 Darstellern zu sehen. Die Ausstellung zur Historie Wincheringens im Gemeinderaum Kirchberg mit historischen Fotos, Zeichnungen, Dokumenten und Büchern ist noch die ganze kommende Woche über von 18 bis 20 Uhr zu sehen.

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