Wind der Globalisierung

KONZ. Wer wissen will, wie Globalisierung funktioniert, muss nicht in die weite Welt reisen. Ein Blick ins Tarkett-Werk Konz genügt. Das konkurriert mit 30 Betrieben weltweit und muss sich in diesem unternehmensinternen Wettbewerb behaupten. Seit Anfang April wird es von Josef Regneri geleitet.

Im Arbeitsgericht Trier wirkt er als ehrenamtlicher Richter an einer Rechtsprechung mit, die keineswegs immer zugunsten der Arbeitgeber ausfällt. Und mit seinem Bürstenhaarschnitt und den offensiv funkelnden Augen hinter den Brillengläsern ist Josef Regneri auch nicht gerade das Idealbild eines routiniert-abgeklärten Managers. Der Mann, der seit dem 1. April das Konzer Werk der Tarkett GmbH leitet, lässt sich so einfach nicht in eine Schublade stecken. Regneri kennt Tarkett Konz wie seine Westentasche. Er hat seit seinem Eintritt am 1. Juli 1982 zahlreiche Positionen durchlaufen, hat die Entwicklung des Werks erlebt und beeinflusst. Jetzt steht er an der Spitze eines Betriebs, der sich in der globalen Konkurrenz behaupten muss.Wettbewerb mit 30 Betrieben weltweit

Tarkett Konz ist ein Baustein in einem weltweit operierenden Unternehmen. 30 Betriebe produzieren über den Globus verteilt elastische Bodenbeläge, Holzbeläge, Laminat für den Innenbereich und Kunstgrasböden für Fußballfelder draußen. 30 Produktionsstätten müssen sich gegen die Mitbewerber behaupten und konkurrieren dazu untereinander. Diese interne Konkurrenz hat das Konzer Tarkett-Werk zeitweise in eine schwierige Lage gebracht. "Die Luxemburger Betriebe unseres Unternehmens produzieren kostengünstiger, weil unter anderem die Bruttolöhne niedriger sind", sagt Harald Schüren, Kommunikationsdirektor der Tarkett. Und für andere Standorte gilt das noch mehr - freilich spielen im Vergleich noch andere Kriterien eine Rolle: Qualität, Mängelfreiheit, Anpassung an den Markt, Produktionstempo, Energieaufwand. Entscheidend ist die interne Organisation. An der hat Josef Regneri seit seinem Eintritt mitgearbeitet - zunächst im Bereich Controlling, seit Oktober 1996 dann als Personalleiter. In diese Zeit fällt die Einführung von Gruppenarbeit, der modernen, automatisierten Lohn- und Gehaltsabrechnung oder der automatischen Zutrittskontrolle. Jetzt, als Werksleiter, soll er die Vereinbarungen, die zur Standortsicherung mit Gewerkschaft und Betriebsrat abgeschlossen wurden, umsetzen und zugleich weiter an der Stabilisierung des Konzer Werks arbeiten. Ohne energische und schmerzhafte Einschnitte hätte Tarkett Konz gegen die unternehmensinterne Konkurrenz verloren, betonen Werksleiter Regneri und Betriebsratsvorsitzender Alfons Kohl einhellig. Darum haben sich Leitung und Arbeitnehmervertretung zu Standortsicherungs-Maßnahmen bereit gefunden, die manchem Gewerkschafter zwar die Zornesröte ins Gesicht treiben würden, aber eins bewirken: Tarkett Konz ist bis zum Jahr 2009 gesichert.Arbeitszeit wieder 40 Stunden pro Woche

Von den 225 Mitarbeitern im Jahr 2002 bzw. 183 zu Beginn des Jahres 2005 sind derzeit noch 156 geblieben - die anderen schieden über Rente, Vorruhestandregelungen und Altersteilzeit aus, 15 wurden allerdings betriebsbedingt gekündigt. Mit Zustimmung der Gewerkschaft haben die Betriebsparteien die Wochenarbeitszeit von 37,5 Stunden auf 40 Stunden erhöht - ohne Lohnausgleich, versteht sich. Und durch eine Neuorganisation von Produktion und Verwaltung wurde eine beträchtliche Summe eingespart. Ende 2006 werden ca. 140 Mitarbeiter 22 Millionen Quadratmeter Bodenbeläge produzieren. Unter diesen Bedingungen hat Tarkett Konz Zukunft. "Wir wollten das Werk retten zu Bedingungen, die für Arbeitnehmer annehmbar sind", sagt Betriebsratsvorsitzender Alfons Kohl, "und wir haben das erreicht."

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