Wohnparadies Dorf

Hermeskeil/Kell/Saarburg/Trier · Die Menschen in den Dörfern des Kreises Trier-Saarburg schätzen die schöne Landschaft und sind mit ihrer Wohnsituation sehr zufrieden. Das zeigen erste Ergebnisse einer Befragung zur Lebensqualität. Schlechte Noten gibt es dagegen für den Nahverkehr und die Einkaufsmöglichkeiten.

 Verschiedene Gemeinden haben an der Befragung von Kreisverwaltung und Uni Trier zur Lebensqualität teilgenommen. Erste Ergebnisse liegen jetzt vor.TV-Foto: Archiv/Portaflug

Verschiedene Gemeinden haben an der Befragung von Kreisverwaltung und Uni Trier zur Lebensqualität teilgenommen. Erste Ergebnisse liegen jetzt vor.TV-Foto: Archiv/Portaflug

Foto: Archiv/Portaflug

Fast die Hälfte der 6000 Kreisbewohner, die im November 2012 von der Uni Trier und der Kreisverwaltung um die Beantwortung von 71 Fragen zu ihrer Lebensqualität gebeten worden waren, haben die Bögen ausgefüllt und zurückgeschickt. 2663 Rückläufe (44,4 Prozent) seien ein guter Wert, meint Rüdiger Jacob. Der Soziologe der Uni Trier wird in den nächsten Monaten die Antworten und persönlichen Anmerkungen mit seinen Studenten detailliert auswerten; erste Ergebnisse hat er am Montagabend im Kreisausschuss vorgestellt.
Hohe Eigentumsquote


Die Umfrage ist Bestandteil des bundesweiten Modellprojekts "Moro". Es soll aufzeigen, wie die wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung in Zeiten des demografischen Wandels gesichert werden kann. Die Befragung ist repräsentativ; die Befragten sind zufällig aus dem Melderegister ausgewählt worden. Sie leben alle in Dörfern des Kreises; in einem zweiten Schritt erhalten demnächst Stadtbewohner aus Konz, Saarburg, Hermeskeil und Schweich Post. Die Fragebögen sind ähnlich, wurden in einigen Punkten aber an die kleinstädtischen Gegebenheiten angepasst (siehe Extra).
Auffallend ist zunächst, dass die Landbewohner sehr zufrieden mit ihrer Wohnsituation sind. In den sieben Verbandsgemeinden (VG) schwanken die Werte zwischen 93,4 Prozent (Konz) und 95,9 Prozent (Kell am See). "Das war zu erwarten", kommentiert Sozialforscher Jacob dieses Ergebnis, "auf dem Land leben viele Menschen in ihren eigenen Häusern oder Wohnungen, was maßgeblich zur Zufriedenheit beiträgt." Unter den möglichen Antworten, was das Leben im Dorf besonders angenehm macht, rangiert die schöne Landschaft mit 80 Prozent unangefochten vorn. Gute Nachbarschaft, ruhige Lage und das Gefühl, dort sicherer zu leben als anderswo, nennen mehr als 60 Prozent der Befragten. Weniger bedeutend werden die Kinderfreundlichkeit und die Nähe zum Arbeitsplatz (jeweils 33 Prozent) eingestuft.
Nahezu 60 Prozent der Teilnehmer beurteilen ihre Lebensqualität als gut, 22 Prozent sagen "befriedigend" und 1,2 Prozent "mangelhaft". Innerhalb der Verbandsgemeinden sind die Unterschiede relativ gering, wobei die Bürger der VG Schweich am häufigsten die Bestnote "sehr gut" ankreuzten (13,4 Prozent). Schlusslichter bilden in dieser Sparte Hermeskeil (8,6 Prozent) und Trier-Land (8,8 Prozent).
Wunsch: Ärzte und Apotheken


Welche Angebote wollen die Leute in erreichbarer Nähe haben? Bei dieser Frage steht die medizinische Infrastruktur, wie Arztpraxen und Apotheken, ganz oben, gefolgt von Bank- und Postfiliale. Nur jeder Zweite findet, dass Kultur- und Sportveranstaltungen um die Ecke angeboten werden sollten; eine Bücherei rangiert mit einem Drittel der Nennungen am Ende der Skala.
Große regionale Unterschiede sind festzustellen bei der Bewertung des öffentlichen Nahverkehrs. In der VG Ruwer sind die Bürger überaus zufrieden, während in der VG Kell offenbar Notstand herrscht. Geteilte Meinungen auch bei der Beurteilung der Einkaufssituation: Die Hälfte aller Befragten ist zufrieden, die andere unzufrieden.Meinung

K(ein) Paradies auf Erden
Ist der Kreis Trier-Saarburg so etwas wie das Paradies auf Erden? Das könnte man fast annehmen, denn viele Ergebnisse der Moro-Umfrage korrespondieren mit den guten wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen, die schon länger bekannt sind. Um nur zwei zu nennen: Es gibt relativ wenig Arbeitslose im Kreis und viele Angebote für Familien mit Kindern. In einem solchen Umfeld schätzt man naturgemäß auch die eigene Zufriedenheit vergleichsweise hoch ein. Doch gute Wohnverhältnisse und die Liebe zur schönen Landschaft sind nicht alles. Die Detailanalyse der Uni Trier wird noch so manches Sandkorn zu Tage fördern, das für Störungen im Kreisgetriebe sorgt und das es zu beseitigen gilt. a.follmann@volksfreund.deExtra

Wie lebenswert sind unsere Städte? Das möchten Kreisverwaltung und Uni Trier herausfinden. Nachdem die Befragung der Landbewohner abgeschlossen ist (siehe Artikel oben) werden in wenigen Wochen 5000 Fragebögen an zufällig ausgewählte Bewohner in Konz, Saarburg, Schweich und Hermeskeil geschickt. Gefragt wird unter anderem nach der Familien- und Wohnsituation, dem Verhältnis zur Nachbarschaft, der Integration der Zugezogenen, den Betreuungsmöglichkeiten für Kinder, der Mobilität und den Einkaufsmöglichkeiten. Auch Ehrenamt, Freizeitangebote, die medizinische Versorgung, das Vereinsleben und die Internet-Vernetzung werden abgefragt. Auf Wunsch des Kreisausschusses baut die Uni Trier noch Fragen zu Grundstücks- und Mietpreisen ein. Dem Fragebogen liegt ein frankierter Rückumschlag bei; der Datenschutz wird gewährleistet. alf

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