Zeugen antiker Versorgungstechnik

PÖLICH. Wie lässt sich ein unterirdisches und unzugängliches Bauwerk wie die römische Wasserleitung in Pölich auch dem Laien erklären? Dieser Frage nahm sich in dem Mittelmoselort eine Gruppe interessierter Bürger an. Sie entwickwelten in Zusammenarbeit mit Experten ein Konzept, das nun verwirklicht wird.

Die römische Wasserleitung von Pölich ist eine Konstruktion, mit der in der Antike unterirdische Wasservorkommen angezapft wurden. Im Falle von Pölich diente sie der Versorgung zweier römischer Landvillen. Das durchgeleitete Nass stammte aus einem Wasservorkommen auf dem Hochplateau oberhalb des heutigen Ortes.Einst Römervillen versorgt

Die Reste der Villen aus dem 2. bis 3. Jahrhundert wurden im 19. Jahrhundert entdeckt und freigelegt. Auch die Existenz des Tunnels unter den Weinbergen war bekannt. Der heute noch wasserführende Abschnitt ist rund 400 Meter lang. Die in den Schiefer gehauene Tunnelröhre misst durchschnittlich 1,6 Meter in der Höhe und 60 Zentimeter in der Breite. Noch bis 1950 sammelte man das Wasser in einer Brunnenstube am ehemaligen Feuerwehrhaus. Heute wird nur noch ein kleiner Zierbrunnen neben der Kirche aus dem Vorkommen gespeist. Das Gros des Wassers, das über die alte Römerleitung den Weg talabwärts findet, verschwindet auf noch unbekannte Weise vor dem alten Feuerwehrhaus. Die tiefer zum Ort liegenden Reste der Leitung führen heute kein Wasser mehr. Um die Zusammenhänge zwischen ehemaliger Römerstraße, den beiden Villen und der Wasserleitung zu verdeutlichen, wurde Anfang der 90er-Jahre beim Feuerwehrhaus ein Aussichtspavillon mit Erklärungstafeln und der Kopie eines römischen Wasserbeckens angelegt. Hinzu kommt dort ein freigelegter, begehbarer Abschnitt der Wasserleitung. Dazu der Pölicher Erste Beigeordnete Frank Hömme: "Diese Darstellung ist aber für die meisten Besucher enttäuschend, da sie den tatsächlichen unterirdischen Verlauf der Leitung nur schlecht verdeutlicht."Plötzlich winkte Geld aus Brüssel

2001 bildete sich daher im Ort eine Arbeitsgruppe, um ein neues Darstellungs-Konzept zu erarbeiten. Auch der Diplomgeograph Hömme gehörte dem Gremium an und sorgte in Abstimmung mit Denkmalexperten des Rheinischen Landesmuseums für die Basisplanung. Hömme: "Wegen der Finanzierungsfrage gingen wir aber davon aus, unser Konzept erst in ferner Zukunft verwirklichen zu können." Doch dank des EU-Förderprogramms "Leader+" habe sich 2002 plötzlich doch eine Finanzierungsmöglichkeit eröffnet. Die Pölicher handelten sofort: In Brüssel wurde ein Förderantrag eingereicht und gleichzeitig das Trierer Büro Müller + Partner mit Detailplanung, Ausschreibung und Bauüberwachung beauftragt. Im Oktober 2004 begannen die auf insgesamt 100 000 Euro veranschlagten Arbeiten. Der so genannte Mutterschacht zwischen den Weinbergen auf der Höhe - einst senkrechter Einstieg für den Tunnelvorbau in der Antike - wurde durch einen Brunnenaufsatz markiert. Wer hineinschaut, erkennt die Mengen an Wasser, die sich heute noch in der Tiefe sammeln. Der zweite Schacht befindet sich 400 Meter talabwärts. Er erhält einen verglasten Aufsatz und eine Schachtbeleuchtung, um den Wasserdurchfluss beobachten zu können. Auch das etwas unterhalb gelegene ehemalige Feuerwehrhaus ist in das Konzept einbezogen worden. Es soll im Sommer als Tourist-Information und Wasserbau-Museum dienen. Über eine Computerinstallation können die Besucher dort auch eine virtuelle Reise durch die Pölicher Wasserleitung antreten. Um den Verlauf der unterirdischen Leitung in natura sichtbar zu machen, ist im Weinbergsgelände direkt über dem 400 Meter langen Verlauf des Tunnels eine Markierung durch hochaufragende Metallstelen geplant. Im letzten Bauabschnitt soll der Bereich zwischen altem Feuerwehrhaus, unterem Schacht und Pavillon neu gestaltet werden. Diese Punkte bilden ein Dreieck im Gelände und sollen laut Hömme "gestalterisch in einen räumlichen Zusammenhang gebracht werden".Rund 80 000 Euro bisher investiert

In der jüngsten Ortsgemeinderatssitzung hatten Ortsbürgermeister Werner Rauber und Beigeordneter Hömme über den Stand informiert: Von den insgesamt veranschlagten 100 000 Euro sind inzwischen rund 81 000 Euro an der antiken Wasserleitung und am alten Feuerwehrhaus (Holz-, Mauer- und Elektroarbeiten) "verbaut". Die verbleibenden Gelder werden für die Gestaltung des Außenbereichs benötigt. Von der Gesamtsumme übernimmt die EU 60 000 Euro. Die restlichen 40 000 Euro teilen sich die Ortsgemeinde als Bauherr und die Verbandsgemeinde Schweich. Noch vor Ostern soll die Anlage fertiggestellt sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort