Zurück zur Natur

SAARBURG/TRASSEM/KIRF/MEURICH/MERZKIRCHEN/FREUDENBURG. Während Orkane wie "Kyrill" eher selten über das Saarburger Land fegen, gehören Hochwasser nicht zu den Ausnahme-Erscheinungen in dieser Region. Um ihnen nicht ohnmächtig gegenüberzustehen, hat ein Ingenieurbüro ein Renaturierungskonzept für den Leukbach erstellt. Der erste Schritt soll im Frühjahr umgesetzt werden.

 So wie das Gewässer oberhalb von Kollesleuken in seinem natürlichen Zustand ist, soll die Leuk an verschiedenen Stellen der Verbandsgemeinde renaturiert werden.Foto: Büro Hydrotec Aachen

So wie das Gewässer oberhalb von Kollesleuken in seinem natürlichen Zustand ist, soll die Leuk an verschiedenen Stellen der Verbandsgemeinde renaturiert werden.Foto: Büro Hydrotec Aachen

Bei den jüngsten Kapriolen der Natur sind die Saarburger mit einem blauen Auge davongekommen. Weder Orkan "Kyrill" noch der anhaltende Regen haben im Saarburger Land tiefe Spuren hinterlassen. Auch wenn die kritische Wasserstands-Marke am Wasserfall nach Auskunft von Bauamtsleiter Klaus Wagner beinahe erreicht war, kam die Stadt um den Hochwasser-Alarm herum. "Das letzte große Leuk-Hochwasser hatten wir am 3. Mai 2001", berichtet Bürgermeister Leo Lauer. "Damals waren vor allem der Saarburger Schwimmbad-Bereich sowie Teile der Gemarkung Trassem betroffen." Längerer Lauf, weniger Tempo

Um der Naturgewalt in dieser Form künftig nicht mehr derart ausgeliefert zu sein, hatte der Kreis Trier-Saarburg ein Aachener Ingenieurbüro beauftragt, ein Gewässerentwicklungskonzept für die Leuk und ihre Nebenbäche zu erstellen - für die Leuk als "Gewässer zweiter Ordnung" ist der Kreis zuständig. Die Ergebnisse präsentierte Fritz Hatzfeld, geschäftsführender Gesellschafter des Büros "Hydrotec", im Juli vergangenen Jahres dem Verbandsgemeinderat Saarburg (der TV berichtete). Demnach wird empfohlen, den Lauf des Leukbachs zu verlängern, um die Fließgeschwindigkeit zu reduzieren. Darüber hinaus soll die Bachsohle an verschiedenen Stellen angehoben und mit Steinpackungen aufgefüllt werden - mit dem Ziel, einen breiteren Querschnitt zu bekommen. Flut-Mulden sollen ermöglichen, dass das Gewässer bei einer bestimmten Höhe überlaufen kann. Dabei stellt Reinhard Lichtenthal, Leiter der Abteilung Obermosel beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Mosel (DLR), klar: "Häufig hört man, dass Leute sagen ,Das haben wir früher nicht gekannt'. Aber diese Gewässerentwicklung und die damit verbundenen Hochwasser entsprechen einem ganz natürlichen Vorgang." Der Bach habe sich im Laufe der Zeit derart tief in sein Bett eingegraben, dass er wie ein Kanal funktioniere. "Durch Erosion und das zu enge Bett schießt das Wasser in der Folge ungebremst und viel zu schnell." Um hier gegenzusteuern und dem Gewässer künftig Retensionsraum zum Ausufern zu geben, hat die Verbandsgemeinde 2005 damit begonnen, Flächen im Uferbereich der Leuk zu erwerben. 50 Hektar sind nach Auskunft Lauers bereits in VG-Hand - und damit mehr als der notwendige Teil, wie Lauer erklärt: "Wir haben eigentlich genug und wollen auf keinen Fall mehr anhäufen, als wir brauchen. Schließlich müssen wir die Flächen auch pflegen." Nicht allein in Saarburg, sondern auch in Trassem, Kirf, dem Ortsteil Meurich, Merzkirchen und Freudenburg liegen die Flächen. Während nach Auskunft Lichtenthals in Trassem derzeit noch einige Eigentumsverhältnisse für den Landankauf geklärt werden müssen, steht in Saarburg der Spatenstich in absehbarer Zeit bevor. Lauer: "Im Frühjahr werden wir im Schwimmbad-Bereich den ersten Schritt umsetzen. Wir werden auf der jetzigen Liegewiese einen Meter Boden abtragen und eine Flutmulde anlegen. So wird das Wasser bei Hochwasser nicht auf die Schwimmbadseite laufen, sondern sich rechts der Leuk sammeln. Als Liegewiese bleibt die Fläche erhalten." Welche Empfehlungen aus dem Konzept konkret in Trassem und den übrigen Gemeinden umgesetzt werden, ist nach Auskunft Lichtenthals derzeit noch unklar. "Für uns steht der Flächenerwerb und die damit verbundene Bodenordnung im Vordergrund. Erst im nächsten Schritt gehen wir in die Einzelplanung für die jeweiligen Gemarkungen." Übergeordnetes Ziel sei, große, wirtschaftliche Einheiten zu schaffen. "Die können ruhig mehrere Eigentümer, aber einen Pächter haben", sagt der Fachmann. Drei bis vier Jahre werden nach Einschätzung Lichtenthals bis zur Neuordnung der Flächen - die verkauft, aber auch getauscht werden können - noch ins Land gehen. Und er versichert: "Wir sind an einvernehmlichen Lösungen mit den Eigentümern interessiert und werden nichts gegen deren Willen tun."

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